AdR-Tagung über Mehrsprachigkeit in Bozen  

erstellt am
18. 04. 07

Bozen (lpa) - Über die Bedeutung der Mehrsprachigkeit debattierten am 17.04. in Bozen die Mitglieder der Fachkommission für Kultur, Bildung und Forschung EDUC des europäischen Ausschusses der Regionen AdR mit Fachleuten aus Südtirol und verschiedenen europäischen Ländern im Rahmen der Tagung "The importance of a multilingual society in the promotion of mobility in Europ's regions and cities". Landeshauptmann-Stellvertreter Otto Saurer und EDUC-Vorsitzender Jyrki Myllyvirta bezeichneten die Mehrsprachigkeit in Europa als Notwendigkeit. In einem neun Punkte umfassenden Dokument fassten die Tagungsteilnehmer abschließend gemeinsam die Tagungsergebnisse zusammen.

Wie Südtirols Bildungswesen sich auf die europäische Herausforderung zur Mehrsprachigkeit einlässt, legte Bildungslandesrat Otto Saurer im Verlauf der heutigen Tagung dar. Er gab Einblick in das von der Landesregierung 2003 genehmigt Sprachenkonzept, das sich die funktionale Mehrsprachigkeit zum Ziel setzt und in die für Südtirols Schulen geschaffenen Sprachenportfolios. "Parallel zur Mehrsprachigkeit muss auch die multikulturelle Kompetenz gefördert werden", so Saurer. Landesrat Florian Mussner, der in der Südtiroler Landesregierung unter anderem die Agenden ladinische Schule und Kultur verwaltet, berichtete über die Besonderheiten des ladinischen Schulsystems und den dreisprachigen Schulalltag.

Über die auf lokaler und regionaler Ebene entwickelten Sprachlernstrategien und ihren Beitrag zu Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit referierten heute in Bozen Johan Häggman aus dem Kabinett des EU-Mehrsprachigkeit-Kommissars Leonard Orban, der EU-Parlamentarier Bernat Joan i Marí, der Vorsitzende des europäischen Büros für Minderheitensprachen EBLUL, Neasa Ní Chinnéide, sowie Rektorin Rita Franceschini, die die Umsetzung der Mehrsprachigkeit in Bildung und Kommunikation in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen setzte und die Mehrsprachigkeit als Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit bezeichnete.

Mit dem Fremdsprachenunterricht als Mittel zur Förderung des interkulturellen Dialogs, die Rolle der Schule und der Bedeutung des Fremdsprachenunterrichts befassten sich in der Folge der Ministerpräsident der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Karl-Heinz Lambertz, die Leiterin des Goethe-Instituts in Brüssel, Margareta Hauschild, Bronka Straus vom slowenischen Bildungsministerium sowie Andrea Abel und Matthias Stuflesser vom Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit der Europäischen Akademie.

Nach einer Abschlussdiskussion, an der Landtagspräsident Riccardo Dello Sbarba und der Vizepräsident von REVES (Europäisches Netzwerk der Städte und Regionen für Sozialwirtschaft), Giovanni Zanolin, teilnahmen, wurde die Tagung mit einer Abschlusserklärung beendet.

In dem Neun-Punkte-Dokument wird unter anderem auf die Notwendigkeit der Mehrsprachigkeit für die Wettbewerbsfähigkeit in einer globalisierten Welt hingewiesen. Die Mobilität der Bürger sei zu fördern, was wiederum der Mehrsprachigkeit zu gute komme. Auf lokaler Ebene müsse dem Sprachenlernen in der Weiterbildung der angemessene Raum zuerkannt werden.

Die Tagungsteilnehmer verweisen auch auf die Bedeutung einer guten Ausbildung der Sprachlehrpersonen, Übersetzer und Dolmetscher; sie bezeichnen Sprachenkenntnisse als Voraussetzung für Mobilität im Beruf, der Ausbildung, der Kultur und im privaten Bereich. In diesem Zusammenhang wird auf die Bedeutung der europäischen Austauschprogramme für Jugendliche hingewiesen. Auf lokaler und regionaler Ebene gelte es außerdem die Sprachenkenntnisse der Arbeitnehmer zu verbessern, um die sprachliche Vielfalt und zugleich das soziale Gleichgewicht zu stärken. Mit dem Hinweis auf das Europäische Jahr des interkulturellen Dialogs 2008 schließt das Dokument.

Die Tagung der Fachkommission für Bildung und Kultur EDUC des Ausschusses der Regionen fand auf Einladung von Landeshauptmann, AdR- und EDUC-Mitglied Luis Durnwalder in Bozen statt. Es war das erste Mal, dass eine AdR-Fachkommission in Südtirol zusammenkommt. Südtirols Landeshauptmann musste die Teilnahme an der heutigen Tagung wegen seines Termins bei Minister Tommaso Padoa Schioppa absagen.
 
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