Liebscher: Der Euro ist Stabilitätsanker für Europa  

erstellt am
17. 04. 07

Er leistet einen wertvollen Beitrag zur internationalen Stabilität
Wien (oenb) - Die gute weltwirtschaftliche Entwicklung, die eng mit der zunehmenden Globalisierung im Zusammenhang steht, hat auch neue wirtschaftliche Herausforderungen mit sich gebracht. „Der spürbare konjunkturelle Aufschwung des Euroraums trägt zu einer willkommenen Balancierung der Weltwirtschaft bei. Die positive Entwicklung des Euroraums lässt sich u. a. auf die zunehmend gelebte Stabilitätspolitik der Währungsunion, d. h. preisstabilitätsorientierte Geldpolitik, konsolidierungsorientierte Fiskalpolitik und wettbewerbsorientierte Strukturpolitik (im Rahmen der Lissabon-Agenda) zurückführen“, betonte Dr. Klaus Liebscher, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied, anlässlich seiner Rede vom 16. April 2007 im Metropolitan Club in New York.

50 Jahre nach Gründung der Europäischen Gemeinschaft und gut acht Jahre nach Einführung des Euro habe sich eindrucksvoll bestätigt, dass diese Meilensteine der europäischen Integration zur Festigung der wirtschaftlichen Position Europas im globalen Wettbewerb entscheidend beitragen. So habe der Euro nicht nur innerhalb des Euro-Währungsgebietes zu Stabilität und Prosperität beigetragen, indem schädliche Wechselkursfluktuationen, hohe Zinsen, volatile Preise und Devisen-Transaktionskosten weitgehend der Vergangenheit angehören, sondern er habe über den Euroraum hinaus zu monetärer Stabilität in Europa sowie vielen arabischen und afrikanischen Staaten beigetragen. „Der Euro ist heute die wichtigste Weltwährung neben dem US-Dollar. Weltweit werden beispielsweise bereits 25% aller offiziellen Währungsreserven in Euro gehalten. Mit einem Bargeldumlauf von 646 Mrd. Euro hat dieser den US-Dollar als bedeutendste Währung bereits überholt. Der Euro trägt wesentlich zur internationalen Finanzmarktsstabilität bei“, so Gouverneur Liebscher weiter.

Dass der Euro sich rasch als Stabilitätsanker etablieren konnte, steht in engem Zusammenhang mit der hohen Glaubwürdigkeit von EZB und Eurosystem. Diese zeichnen sich durch Unabhängigkeit, Transparenz und ein klares Mandat zur Gewährleistung von Preisstabilität aus.

Der stabilitätsorientierte Rahmen der Währungsunion hat zu stabil niedrigen Inflationserwartungen von unter 2% und einem positiven Investitionsklima beigetragen. Das Wirtschaftswachstum im Euroraum beschleunigte sich auf 2,8% im letzten Jahr und betrug seit Beginn der Währungsunion durchschnittlich 2,1%. Die Arbeitslosenquote fiel von 9% im Jahr 1999 auf zuletzt 7,3%.

Damit die günstige konjunkturelle Entwicklung des Euroraums bei gleichzeitig niedriger Inflation und die internationale Bedeutung des Euro eine möglichst stetige Fortsetzung erfahren, seien allerdings weitere strukturpolitische Verbesserungen – wie z. B. im Bereich der Flexibilität der Märkte, der Bildung und Forschung – notwendig. Zudem müsse die Politik der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte konsequent und zügig fortgesetzt werden.

Gouverneur Liebscher stellte weiters fest, dass auch die dynamische Wirtschaftsentwicklung in den neuen EU-Mitgliedstaaten Zentral- und Osteuropas zur Wirtschaftsentwicklung des Euroraums beiträgt. Deren bemerkenswerte Entwicklung steht eng mit den umfangreichen Reformen hin zu marktwirtschaftlich orientierten Volkswirtschaften, der Ausrichtung ihrer institutionellen Strukturen an der EU und dem Euro als monetärer Stabilitätsanker der Region im Zusammenhang.

Die meisten dieser Staaten orientieren sich in der einen oder anderen Form am Euro, neben Dänemark nehmen Estland, Zypern, Litauen, Lettland, Malta und die Slowakei am Wechselkursmechanismus ERM II teil. Gemäß dem im Vertrag der EU vorgesehenen Verfahren, wurde Slowenien zu Beginn des Jahres das 13. Mitglied im Euroraum. Zypern und Malta haben im Februar einen Antrag auf Konvergenzbewertung erstellt. Für den Fall, dass diese Bewertung positiv ausfällt, könnten diese Länder den Euro Anfang 2008 einführen.
 
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