Ertragsentwicklung litt unter hohen Kostensteigerungen – Mittelfristig sind Wachstumsraten von
4 Prozent möglich
Wien (ba-ca) - Die heimische Gummi- und Kunststoffwarenherstellung konnte 2006 ihre Produktion um
16 Prozent und den Umsatz um 14 Prozent steigern. Der Gesamtumsatz belief sich im Vorjahr auf 5,1 Milliarden Euro.
2006 war damit ein Ausnahmejahr, auch für die Kunststoffverarbeitung, die zu den wachstumsstärkeren Branchen
in Österreich zählt. Das ist das Ergebnis des jüngsten Branchenberichtes der
Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft. In den letzten zehn Jahren ist die nominelle Branchenwertschöpfung
um 4,4 Prozent im Jahr gestiegen, im Vergleich zum Durchschnitt aller Sektoren von plus 3,5 Prozent im Jahr.
Das breite Nachfragespektrum der Kunststoffverarbeitung lässt genügend Platz für spezialisierte
Nischenanbieter. Eine Voraussetzung dafür, dass die Kunststoffverarbeiter trotz der klein- bis mittelbetrieblichen
Unternehmensstruktur international konkurrenzfähig sind - wie das kontinuierliche Wachstum des Außenhandelsüberschusses
mit Kunststoffwaren belegt. Im Außenhandel mit technischen und konsumnahen Kunststoffwaren blieb 2006 ein
Plus von 465 Millionen Euro. "Aufgrund des relativ kleinen Inlandsmarktes sind die Exporte letztendlich essentiell
für das Branchenwachstum. Insgesamt werden bereits mehr als zwei Drittel der Inlandsproduktion exportiert",
sagt BA-CA Branchenanalyst Günter Wolf. 2006 waren das Gummi- und Kunststoffwaren im Wert von 3,5 Milliarden
Euro.
"Die Nachteile der klein- und mittelbetrieblichen Unternehmensstruktur sind 2006 allerdings auch zum Tragen
gekommen, insofern als die deutlich gestiegenen Rohstoffkosten nicht in den Preisen weiter gegeben werden konnten",
so Wolf. Parallel zum Erdöl wurden die Rohkunststoffe empfindlich teurer. Die Preissteigerungen haben sich
auf die gesamte Rohstoffpalette der Kunststoffverarbeiter durchgeschlagen, wie die um 20 Prozent gestiegenen Großhandelspreise
der Warengruppe Kunstharze und Rohkunststoffe zeigen. Auch wenn die Kostensteigerungen großteils über
Produktivitätsgewinne aufgefangen werden konnten, sind die Erträge der Kunststoffverarbeiter trotz des
Absatzrekords unter Druck geraten.
Der Optimismus der Unternehmen blieb dennoch ungebrochen beziehungsweise hat sich Anfang 2007 noch verstärkt.
Ein Großteil der Unternehmen rechnet sogar mit anhaltend kräftigen Produktionszuwächsen, wie das
relativ hohe Beschäftigungswachstum in den letzten Monaten vermuten lässt. Die Zahl der Arbeitsplätze
in der Kunststoffverarbeitung ist seit dem November 2006 um mehr als 3 Prozent gestiegen und damit deutlich stärker
als im Industriedurchschnitt (plus 2 Prozent).
"Die Kunststoffnachfrage in Österreich bleibt voraussichtlich auch 2008 in Schwung, angetrieben von der
weiterhin lebhaften Hochbaukonjunktur und Zuwächsen bei den Ausrüstungsinvestitionen", meint BA-CA
Ökonom Günter Wolf. Wachstumsimpulse kommen aus einem Großteil Europas, vor allem aber aus Osteuropa.
In der Region sorgt das hohe Wirtschaftswachstum für eine lebhafte Nachfrage nach Verpackungsmaterialien,
Baustoffen oder Kfz-Bestandteilen. Zudem sind die Kunststoffmärkte Osteuropas noch vergleichsweise wenig gesättigt.
Mit ein Grund weshalb der Verband der europäischen Kunststoffindustrie in den nächsten Jahren mit einem
jährlichen Wachstum des Pro-Kopf-Verbrauchs an Kunststoff-Werkstoffen in Osteuropa von rund 7 Prozent rechnet.
In Westeuropa, wo vor allem die Märkte für Massenkunststoffe weitgehend gesättigt sind, wird sich
das Wachstum der Nachfrage nach Kunststoffwaren mittelfristig bei 4 Prozent einpendeln. |