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Pilotprojekt für Fachkräfte |
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erstellt am
24. 04. 07
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Barteinstein: Wir drehen an allen Rädern, um Fachkräfte-Mangel entgegenzuwirken
Pilotprojekt für Fachkräfte startet, Verordnung zur Öffnung des Arbeitsmarktes
für 800 Dreher, Fräser und Schweißer tritt am 1. Mai in Kraft
Wien (bmwa) - "Wir müssen und werden an allen Rädern drehen, um dem drohenden Fachkräftemangel
in Österreich entgegen zu wirken. Dabei geht es primär um die duale Ausbildung in Österreich und
die vom AMS gestartete Qualifizierunsgoffensive für Fachkräfte. An Stelle drei kommt die Öffnung
des Arbeitsmarktes für 800 Dreher, Fräser und Schweißer aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten",
sagte Arbeitsminister Martin Bartenstein am 23.04. bei einer gemeinsamen Pressekonzferenz mit AMS-Vorstand Johannes
Kopf und bfi-Wien-Chef Herwig Stage im Berufsausbildungszentrum Wien.
"Nach Schätzungen von WKÖ und AMS fehlen den österreichischen Unternehmen bis 2009 rund 50.000
qualifizierte Fachkräfte. Besonders eklatant ist dieser Mangel in Wirtschaftszweigen mit hoher Wertschöpfung
und wirkt dort wachstumshemmend", setzte der Minister fort. Diese Tatsache könne schließlich dazu
führen, dass Markt- und Beschäftigungspotenziale nicht voll erschlossen werden können. Konkret seien
in den Berufsgruppen Dreher, Fräser und Schweißer Ende März 1.654 sofort verfügbare offene
Stellen gemeldet gewesen denen 535 Arbeitssuchende (ohne Einstellzusage) aus diesen Berufsgruppen gegenübergestanden
seien.
Es gebe, so Bartenstein weiter, einen europaweiten Fachkräftemangel und auch einen europaweiten Markt für
Fachkräfte. Deshalb sei es auch notwendig, ausländische Fachkräfte bei Bedarf nach Österreich
zu holen. Dabei sei aber auch klar, so Bartenstein: "Oberste Priorität hat die Fachkärfeausbildung
in Österreich."
"Die österreichischen Unternehmen müssen auch selbst für die notwendigen Ausbildungsmaßnahmen
sorgen, um etwas gegen bestehenden oder drohenden Mangel an qualifizierten Fachkräften zu tun", richtete
Bartenstein bei der Pressekonferenz auch einen Appell an die heimischen Betriebe. Absolute Priorität habe
dabei die Lehre als duale Ausbildung im Unternehmen und in der Berufsschule und dann die Facharbeiterintensivausbildung
als zweiter Ausbildungsweg, den das AMS als Um- und Nachschulung für Erwachsene anbietet. In der neu gestarteten
Qualifizierungsoffensive für Fachkräfte werden die Ausbildungsmaßnahmen für Arbeitskräfte
verdoppelt. Außerdem werde der Blum Bonus bis 2008 verlängert
Fachkräfte-Verordnung für Fachkräfte aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten
Um kurzfristig die offenen Stellen für Dreher, Fräser und Schweißer abdecken zu können, tritt
nun entsprechend dem „Maßnahmenplan zur Sicherstellung ausreichenden Fachkräftepotenzials und gegen
Fachkräftemangel", der auf der Regierungsklausur Anfang März in Linz beschlossen wurde, die Fachkräfte-Verordnung
2007 („Verordnung zur Überziehung der Bundeshöchstzahl für die befristete Beschäftigung von
ausländischen Fachkräften") in Kraft. "Damit wird im Rahmen eines Pilotversuches eine befristete
Möglichkeit zur Zulassung von 800 einschlägig qualifizierten Fachkräften aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten
für maximal 50 Wochen geschaffen", erklärte der Arbeitsminister. Die Verordnung tritt mit 1. Mai
in Kraft. Im Rahmen eines erschwerten Zulassungsverfahrens werde dabei vom AMS geprüft, ob es dringenden Bedarf
gebe und ob die notwendige fachliche Qualifikation vorhanden ist. Außerdem wird ein so genanntes Ersatzkraftverfahren
durchgeführt. Damit sei sichergestellt, dass Beschäftigungsbewilligungen nur dann erteilt werden, wenn
auf die zu besetzende Stelle keine Arbeit suchend vorgemerkte inländische oder integrierte ausländische
Fachkraft mit entsprechenden Qualifikationen vermittelt werden kann.
Die Beschäftigungsbewilligungen können im Rahmen einer weiteren Fachkräfteverordnung, die mit Jänner
2008 in Kraft zu setzen ist, verlängert werden. Um den Bedarf zu ermitteln werde das AMS wie vereinbart bis
zum 30. September 2007 eine österreichweite Fachkräfteerhebung durchzuführen.
Für ausländische Fachkräfte, die im Rahmen dieses Kontingents eine Beschäftigungsbewilligung
erhalten, gelten selbstverständlich dieselben Lohn- und Arbeitsbedingungen wie für österreichische
Fachkräfte mit entsprechender abgeschlossener Berufsausbildung und allfälligen Zusatzqualifikationen
laut Kollektivvertrag.
Betriebe, die selbst Fachkräfte ausbilden, werden bei der Erteilung von Beschäftigungsbewilligungen für
ausländische Fachkräfte bevorzugt. Dies ist in einem Durchführungserlass geregelt.
"Im Vordergrund steht nach wie vor die Beschäftigung von österreichischen Arbeit Suchenden, wozu
die Qualifizierungsoffensive des AMS einen wesentlichen Beitrag leistet, wie wir hier im Berufsausbildungszentrum
sehen können", betonte Bartenstein abschließend. |
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Riepl: "Jahrelanges Einsparen bei Lehrlingsausbildung rächt sich"
1600 offene Stellen für Dreher, Fräser oder Schweißer sind Versäumnis
der Betriebe
Wien (gmtn/ögb) - "Wer in die Ausbildung der Fachkräfte nicht investiert, kann nicht
ernten - so einfach ist das!", kritisiert Franz Riepl, Bundessekretär der Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung
(GMTN), den Engpass bei den Metall-FacharbeiterInnen. "Der heutige Artikel im ‚Kurier' spricht für mich
letztendlich eine einzige klare Botschaft: Jetzt rächen sich die Versäumnisse in der Lehrlingsausbildung
der vergangenen Jahre."
AMS-Chef Kopf sprach im heutigen "Kurier" von 1600 offenen Stellen für Dreher, Fräser oder
Schweißer, denen nur 900 Arbeitslose in diesem Bereich gegenüberstehen. "Interessant wäre
die genaue Aufschlüsselung dieser hohen Zahl offener Stellen, die von Kopf genannt wurde. Also konkrete Angaben,
welche Betriebe Fachkräfte suchen und in welchem Ausmaß", so Riepl. "Denn es ist eine Tatsache,
dass viele Betriebe, die jetzt Metall-Fachkräfte suchen, noch nie selbst Lehrlinge in diesen Berufen ausgebildet
haben. Der Mangel an Fachkräften ist ja kein von Heute auf Morgen entstandenes Phänomen, sondern resultiert
aus einer jahrelangen falschen Politik des Wirtschaftsministers und der Betriebe, die jetzt ihre faulen Früchte
trägt."
Die verzweifelte Suche der Industrie nach Fachkräften wurde überdies von den Gewerkschaften seit Jahren
prognostiziert: "Wir haben als Gewerkschaft immer wieder vor sinkenden Lehrlingszahlen gewarnt und auf die
Notwendigkeit der Lehrlingsausbildung hingewiesen. Hand in Hand damit haben wir regelmäßig die Masse
jener Jugendlichen aufgezeigt, die Lehrstellen suchen. Das darf niemand vergessen, es gibt genug junge Menschen,
die sich jedes Jahr im Herbst die Füße wund laufen und Bewerbung um Bewerbung schreiben, damit sie die
Chance bekommen, einen Beruf zu erlerne", sagt Riepl."
Betriebe müssen ihre Verantwortung wahrnehmen
Laut Kurier gibt das AMS jetzt bei der Ausbildung Gas und verdoppelt bis Ende 2008 die Zahl der Ausbildungsplätze
für Metaller auf rund 10.000. "Die Gewerkschaft unterstützt selbstverständlich alle AMS-Maßnahmen
zur Ausbildung von Fachkräften", so Riepl weiter, "aber es verstärkt sich der Eindruck, dass
für Betriebe die Lehrlingsausbildung nur noch dann interessant ist, wenn sie von Steuergeldern bzw. der öffentlichen
Hand getragen wird. So kann es wirklich nicht sein", stellt Riepl klar. "Wenn wir so stolz auf unser
duales Berufsausbildungssystem sind, welches bedeutet, dass die Ausbildung parallel in den Betrieben und in den
Berufsschulen erfolgt, dann ist der Auftrag klar: die Betriebe müssen ihre Verantwortung wahrnehmen! Und die
Ausbildung unserer Fachkräfte ist und bleibt eine betriebswirtschaftliche Investition. Dass erst die Gewerkschaft
die Betriebe mit der Nase auf diese Tatsache stoßen muss, ist traurig", so Riepl abschließend. |
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Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion
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