"Gemeinsame Schule der Vielfalt"  

erstellt am
24. 04. 07

Schmied: Modellregionen zu Gemeinsamer Schule ab 2008/2009
Wichtig dabei sei sowohl die Benachteiligten- als auch die Spitzenförderung
Linz (sk) - Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat am 23.04. angekündigt, ab dem Schuljahr 2008/2009 die Modellregionen zur Gemeinsamen Schule der Vielfalt mit innerer Differenzierung und Individualisierung des Unterrichts anzugehen. Wichtig dabei sei sowohl die Benachteiligten- als auch die Spitzenförderung. Besonderen Wert legt Schmied darauf, dass die Vorbereitung der Modellregionen intensiv wissenschaftlich begleitet wird; deshalb könne der Start auch erst 2008/2009 erfolgen und nicht 2007/2008.

Die Unterrichtsministerin erläuterte in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer, LH-Stv. Erich Haider und Landesrat Rudi Anschober in Linz, dass es konkrete Verhandlungen über Modellregionen in Wien, im Burgenland, in der Steiermark und in Kärnten gebe. Selbstverständlich würde sie sich über weitere Modellregionen, etwa in Linz, sehr freuen.

Weitere Themen der Pressekonferenz waren die Senkung der Klassenschülerzahl auf 25 als wichtiger Schritt für mehr Qualität in den Schulen und der Einsatz von mehr Lehrerinnen und Lehrern. Oberösterreich wird mit zusätzlichen 300 Lehrern von der Maßnahmen der Unterrichtsministerin profitieren.

 

 Neugebauer: Differenziertes Schulsystem hat sich bewährt
Zusammenarbeit zwischen SPÖ und LH Haider politisch brisant
Wien (övp-pk) - "Es ist unverständlich, dass die SPÖ und Landeshauptmann Haider Hauptschule und Gymnasium abschaffen wollen. Das differenzierte Schulsystem hat sich bewährt", sagt ÖVP- Bildungssprecher Fritz Neugebauer zu den am 23.04. vorgestellten Plänen zu einer Gesamtschule in Kärnten. "Die ÖVP steht jedenfalls weiterhin für ein vielfältiges und differenziertes Schulsystem. Eltern sollen auch weiterhin die Freiheit haben, für ihre Kinder den Schultyp zu wählen", so Neugebauer.

Die Vorgangsweise der SPÖ in dieser Sache sei jedenfalls "mehr als hinterfragenswert": Im Regierungsübereinkommen sei verankert, "die bestehenden Schulversuche zu evaluieren. Wo sind die Ergebnisse dieser Evaluierung?", fragt Neugebauer. "Experimente gibt es seit Jahren genug. Rein: Ihren Nutzen hat noch niemand wirklich wissenschaftlich nachweisen können", sagt der ÖVP- Bildungssprecher.

Neugebauer fordert die SPÖ auf, "nun ihre Definition von Gesamtschule preiszugeben" - denn wenn wie laut Aussagen von LH Haider damit ein Standort in Villach und ein Standort in Klagenfurt gemeint sind, "geht es der SPÖ wohl nur darum, den Namen Gesamtschule für ihre Alt-Ideologen unterzubringen - ein pädagogisches Modell sieht man hinter den unterschiedlichsten Ankündigungen der vergangenen Jahre aber schon lange nicht mehr."

Auch internationale Beispiele zeigen, "dass nicht alles Gold ist, was im Gesamtschulmantel daherkommt", so Neugebauer. So sei "die Gesamtschule im deutschen Hessen mittlerweile völlig gescheitert", weil sich herausgestellt hat, dass der weitere Berufsweg der betreffenden Jugendlichen weniger erfolgreich verlief. Auch in Schweden gibt es große Probleme - verbunden mit einer "Flucht vor der Gesamtschule in die katholischen Privatschulen". Auch am von der SPÖ so oft zitierten Beispiel Finnland "lässt sich jedenfalls klar ablesen, dass das Modell Gesamtschule nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Denn gerade Finnland hat eine der höchsten Jugendarbeitslosenraten in Europa", so Neugebauer.

Stark zu hinterfragen sei aber vor allem "die Zusammenarbeit von SPÖ und BZÖ hinter dem Rücken des Koalitionspartners", so Neugebauer. "Rot-Orange in Kärnten, Rot-Orange im ORF - und nun Rot-Orange auf Bundesebene", so Neugebauer. "Die Achse Gusenbauer - Haider wird offenbar immer stärker."

 

 Brosz: Schmied-Haider-Pakt reiner Ettikettenschwindel
Ein zusätzlicher Schultyp ist keine Lösung
Wien (grüne) - "Je mehr Informationen über die Vereinbarung zwischen Unterrichtsministerin Schmied und dem Kärntner Landeshauptmann Haider zur sogenannten gemeinsamen Schule in Klagenfurt und Villach bekannt werden, desto deutlicher wird: Es handelst sich um kein Modell für eine gemeinsame Schule. Der Schmied-Haider-Pakt ist ein reiner Etikettenschwindel. Ein zusätzlicher Schultyp ist keine Lösung zur Abmildung der sozialen Ungleichheit im österreichischen Schulsystem, sondern droht sie noch zu verstärken," so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz.

"Wenn an zwei Schulen in Klagenfurt und Villach zwei Türschilder an Schulen ausgetauscht werden und darauf gemeinsame Schule geschrieben wird, ist das mit Sicherheit keine Modellregion. Eine gemeinsame Schule kann nur dann funktionieren, wenn fast alle SchülerInnen einer Region diesen Schultyp besuchen. Nur so kommt es zu einem sozialen Ausgleich. Es ist äußerst bedauerlich, dass sich Schmied für einen billigen PR-Gag herzugeben scheint. Das absehbare Scheitern dieser verkorksten Konstruktion droht die Idee einer gemeinsamen Schule zu desavouieren. Es geht nicht um rasch umgesetzte Husch-Pfusch-Projekte," so Brosz weiter.

"Wenn sich ein Bundesland dazu entschließt, zu einer Modellregion für eine gemeinsame Schule zu werden, sollte Ministerin Schmied jede Unterstützung gewähren. Die Steiermark scheint dafür das geeignetste Land zu sein, weil dort auch die ÖVP für eine echte gemeinsame Schule zu gewinnen sein dürfte. Der Bund muss in diesen Modellregionen zusätzliche FörderlehrerInnen zur Verfügung stellen, damit Kinder mit Lernschwierigkeiten ausreichende Förderungen erhalten. Ein solches Modell wäre ein wirklich Fortschritt für Österreich," so Brosz.

 

 Strache gegen Einführung der Gesamtschule
FPÖ warnt vor Nivellierung nach unten
Wien (fpd) - Entschieden gegen die Einführung einer Gesamtschule hat sich FPÖ- Bundesparteiobmann HC Strache aus gegebenem Anlass ausgesprochen. Mit dem Pilotprojekt in Kärnten zeige Landeshauptmann Haider, dass er mit freiheitlichen Grundsätzen wirklich nicht mehr das Geringste am Hut habe.

Strache befürchtet bei einer Gesamtschule eine Nivellierung nach unten. Die Qualität des Unterrichts könne auf diese Weise nicht mehr gewährleistet werden. Auch die Eltern würden sich in ihrer überwiegenden Mehrheit dagegen aussprechen. Es sei völlig unstatthaft, auf dem Rücken von Kindern und um den Preis von deren Zukunft derartige Experimente zu starten.

Zudem zeige die Analyse der letzten PISA-Ergebnisse in Deutschland, dass die Bundesländer mit Gesamtschule tendenziell schlechter abschneiden als jene mit differenziertem System und damit das Gesamtergebnis Deutschlands verschlechtern würden. Dazu komme noch das Faktum, dass in den meisten Ländern mit Gesamtschulsystem das PISA-Ergebnis noch schlechter gewesen sei als in Österreich. "Die österreichischen AHS zählen im internationalen Vergleich noch immer zum Spitzenfeld", betonte Strache. Die Einführung der Gesamtschule würde zu einer Abschaffung der sehr erfolgreichen AHS-Unterstufe führen.

Der Kärntner FPÖ-Nationalratsabgeordnete Karlheinz Klement erklärte, dass Haider einmal mehr beweise, dass er längst kein Freiheitlicher mehr sei und diesen Namen nur mehr verwende, um in Kärnten Wählertäuschung zu betreiben. Die Kärntnerinnen und Kärntner würden sich sehr genau merken, dass Haider das Bundesland jetzt zur Spielwiese linker Schulexperimente mache.

 

 Haider: Kärnten mit "Gemeinsamer Schule" Vorreiter in Österreich
Start in Klagenfurt und Villach
Klagenfurt (bzö) - Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem geschäftsführenden Landesparteiobmann der Freiheitlichen in Kärnten-BZÖ, Stefan Petzner und Klubobmann Kurt Scheuch erläuterte Landeshauptmann Jörg Haider am 23.04. das Projekt "Gemeinsame Schule", das als Schulversuch im Herbst 2008 in Kärnten starten wird. "Der in Kärnten seit dem Landtagsbeschluss vor 2 Jahren vorbereitete Schulversuch der gemeinsamen Schule hat bei der neuen Bildungsministerin Schmied Akzeptanz und Anerkennung gefunden. Durch dieses Projekt wird Kärnten zur Bildungsregion und nimmt eine Vorreiterrolle in Österreich ein", freut sich der Landeshauptmann. Es gebe kein Bundesland, das bildungspolitisch ein solcher Vorreiter sei, wie Kärnten.

Der Schulversuch werde vorerst in den Städten Klagenfurt und Villach durchgeführt. In Klagenfurt werde das BORG mit einer Unterstufe ausgestattet und mit der Übungshauptschule zusammengeführt. In Villach solle der besonderen Problematik der vielen Anmeldungen im Bereich der Unterstufen Rechnung getragen werden und statt der Einrichtung neuer AHS-Unterstufenklassen die "Gemeinsame Schule" erprobt werden. Bei einem guten Anlaufen des Projektes sei aber auch die Ausweitung auf weitere Bezirksstädte möglich.

"Dieser Schulversuch ist auch deshalb wichtig, weil die frühe Selektion im Alter von 9 einhalb Jahren eine besondere Schwäche im derzeitigen Schulsystem darstellt. Das ist ein Zeitpunkt, zu dem die Begabungen und die Talente der Kinder oft noch unklar sind. Deshalb sind wir für ein offenes Bildungssystem, wo jedem der Zugang zu den Bildungswegen offen steht", so Haider. In diesem Zusammenhang werde sich die Bildungsministerin auch die in Kärnten bereits ab dem kommenden Schuljahr verwirklichte "Lehre mit Matura" anschauen. "Sie steht unserem Modell sehr positiv gegenüber und überlegt sich sogar eine österreichweite Einführung".

Als weitere Ziele der Kärntner Bildungspolitik nannte der Landeshauptmann die Einrichtung eines technischen Lehrganges im Fachhochschulbereich. Hier verzeichne die Universität Klagenfurt derzeit einen massiven Abgang. Gerade die technische Ausrichtung der Schüler und Studenten sei aber vorrangig, hier bestehe ein Mangel. "Mit unseren Projekten einer gemeinsamen Schule der Sechs- bis 14-jährigen, der Lehre mit Matura, der Werkmeisterschule und einem technischen Zweig im Fachhochschulbereich setzen wir österreichweit gute Markierungen", so Haider.
 
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