5 Punkte-Aktionsprogramm für Superethanol (E85) in Österreich unterzeichnet
Wien (bmlfuw) - „Bei der Bewältigung des Klimawandels und der Verbesserung der Luftqualität
spielt der Verkehrssektor eine zentrale Rolle. Derzeit wird fast der gesamte Energiebedarf des motorisierten Verkehrs
durch Erdöl abgedeckt. Der CO2-Ausstoß aus diesem Bereich ist zwischen 1990 und 2005 um 93 Prozent gestiegen.
Der verstärkte Einsatz von Biokraftstoffen ist daher ein wesentlicher Beitrag, um die Treibhausgasemissionen
sowie die Abhängigkeit vom Erdöl zu reduzieren.
Die Verwendung von Biokraftstoffen ist darüber hinaus auch ein Zukunftsimpuls für den ländlichen
Raum. Investitionen in neue Produktionsanlagen schaffen zusätzlich langfristig Arbeitsplätze“, betonte
Umweltminister Josef Pröll anlässlich der Unterzeichnung des gemeinsamen 5 Punkte-Aktionsprogramms zur
Forcierung von Bioethanol als E85-Kraftstoff im Verkehrssektor in Österreich von Lebensministerium, OMV, AGRANA,
der Landwirtschaftskammer Österreich, der Vereinigung der österreichischen Rübenbauern sowie Ford,
Volvo und General Motors.
Österreich hat beim Einsatz von Biokraftstoffen in der EU eine Vorreiterrolle. Schon seit 1. Oktober 2005
müssen 2,5 Prozent der in Verkehr gebrachten Otto- und Dieselkraftstoffe durch Biokraftstoffe energetisch
substituiert werden. Ab 1. Oktober 2007 beträgt die verpflichtende Substitution 4,3 Prozent. Mit 1. Oktober
2008 wird sich dieser Wert auf 5,75 Prozent erhöhen. Damit setzt Österreich die EU-Biokraftstoffrichtlinie
bereits zwei Jahre früher als vorgegeben um. Im Regierungsprogramm wurde als ambitioniertes Ziel ein Anteil
von Biokraftstoffen von 10 Prozent bis 2010 und von 20 Prozent bis 2020 festgelegt. Darüber hinaus hat Umweltminister
Josef Pröll bereits im Juni 2006 ein 5 Punkte-Aktionsprogramm mit der OMV zur Forcierung von Erdgas und Biogas
unterzeichnet.
Wichtigste Substitutionsmaßnahmen sind die Beimischung von Biodiesel zu fossilem Diesel seit 1. Oktober 2005
und ab 1. Oktober 2007 die Beimischung von Bioethanol zu Benzin. Biodiesel und Bioethanol haben den Vorteil, dass
bestehende Motoren bis zu einem Beimischungsgrad von 5 Prozent technisch nicht verändert werden müssen.
Für Benzinmotoren gilt: bei einem Ethanolanteil von 85 Prozent wir der größte derzeit technisch
mögliche Umweltnutzen erreicht.
Für die Verwendung von Superethanol (E 85) bedarf es allerdings spezieller Adaptierungen am Kraftstoffsytem
des Fahrzeugs. So genannte Flex-Fuel-Cars können sowohl mit herkömmlichem Benzin als auch mit einem Bioethanolanteil
von bis zu 85 Prozent betrieben werden. Diese Technologie ist zwar schon verfügbar, was fehlt ist ein ausreichendes
Angebot von Rohstoff über Tankstellen bis zu einer Flotte von entsprechend ausgestatteten PKWs. Die neue Partnerschaft
soll eine möglichst rasche Einführung dieses klimafreundlichen E85-Angebots für die Konsumenten
in Österreich ermöglichen.
OMV und Raiffeisen wollen Tankstellennetz aufbauen
„Für die OMV ist Umweltschutz Teil der Geschäftsstrategie. Mit dem OMV Future Energy Fund, der
mit 100 Millionen Euro dotiert ist, stellen wir uns aktiv der Herausforderung, Lösungen für eine nachhaltige
Energieversorgung zu finden. Es ist daher ein logischer Schritt, dass wir das 5 Punkte-Aktionsprogramm des Lebensministeriums
unterstützen und einen Beitrag zum Ausbau eines E-85 Tankstellenetzes leisten“, betonte Wolfgang Ruttenstorfer,
Generaldirektor der OMV Aktiengesellschaft.
Auch Raiffeisen wird einen Beitrag zur besseren Versorgung mit dem neuen Treibstoff leisten. „Der RWA/Lagerhausverbund
will wesentlich die Einführung des neuen Kraftstoffes „Superethanol (E85)“ vorantreiben. Als wichtigster Vermarkter
landwirtschaftlicher Produkte sehen wir dabei neue Chancen, Stilllegungsflächen wieder einer Qualitätsproduktion
zuzuführen. Der Treibstoff ist rasch in das bestehende Tankstellennetz implementierbar und wird ab 1. Oktober
2007 über die Tochterfirma Genol und die österreichischen Lagerhäuser vermarktet. Wir sehen mittel-
bis langfristig ausgezeichnete Marktchancen für das umweltfreundliche Produkt Superethanol, so Klaus Buchleitner,
Vorstandsvorsitzender Generaldirektor der RWA AG/Genol.
Neue Chancen für die Landwirtschaft
Nicht nur für die Mineralölwirtschaft bringt der neue Kraftstoff neue klimafreundliche Perspektiven,
auch für die österreichische Landwirtschaft und die AGRANA eröffnen sich neue Chancen. „Wir begrüßen
die Initiative der österreichischen Bundesregierung, in Europa bei der Umsetzung der Roadmap 2020 eine Vorreiterrolle
bei der Einführung von erneuerbaren Energien als KFZ-Treibstoff wiederum einzunehmen. Die AGRANA hat dafür
gemeinsam mit den Rübenbauern mit dem Bau des Bioethanolwerks Pischelsdorf mit einer Investitionssumme von
rund 125 Millionen Euro rechtzeitig produktionsmäßige Voraussetzungen geschaffen, damit Österreich
Bioethanol von Anfang an aus heimischen Rohstoffen verfügbar hat“, so AGRANA-Vorstandsvorsitzender Johann
Marihart.
Die Rübenbauern, der Zusammenschluss der rund 9.000 Zuckerrübenbauern in Österreich, sehen die Agrana
Bioethanolanlage in Pischelsdorf als eine von vielen notwendigen Lösungen zur Reduktion der schädlichen
Treibhausgase und sind an der Anlage mit 25,1 Prozent beteiligt. „Wir leisten unseren aktiven Beitrag zum Klimaschutz
in Form von Zuckerrüben und Getreide für die Ethanolproduktion, die enorme Mengen an CO2 binden. Mit
dem entstehenden Futtermittel tragen wir maßgeblich zur Reduktion der Sojaimporte bei und den Konsumenten
liefern wir einen CO2-neutralen Treibstoff, der mit gutem Gewissen eingesetzt werden kann“, resümierte Ernst
Karpfinger, Präsident der Vereinigung "Die Rübenbauern".
Der neue Treibstoff Superethanol (E85) bringt nicht nur Vorteile für Umwelt und Wirtschaft, er erhöht
zudem die heimische Versorgungssicherheit und gibt auch der Landwirtschaft neue Impulse. „Die Landwirtschaft sieht
diese Zukunftsinitiative als eine großartige Chance im Rahmen einer ganzheitlichen und nachhaltigen Erzeugung
von Wärme, Energie und Treibstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen. Durch die regionale Erzeugung bleibt die
Wertschöpfung im und vor allem am Land. In der Landwirtschaft und auch in der Zuckerindustrie werden Arbeitsplätze
gesichert, in anderen Bereichen sogar neue Arbeitsplätze geschaffen. Wichtig für die Bäuerinnen
und Bauern ist aber Planungssicherheit. Dann können sie in diese neue klimafreundliche Produktionsschiene
einsteigen. Außerdem sind die notwendigen Flächen zur Produktion in die Fruchtfolge leicht integrierbar“,
erläuterte Rudolf Schwarzböck, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich.
Automobilindustrie steht in den Startlöchern
„Ethanol ist momentan eine ausgezeichnete Option, Mobilität noch umweltfreundlicher zu gestalten“,
so Fritz Schmutzhart, Generaldirektor von Ford Austria. „Mit dieser effizienten und umweltfreundlichen Technologie
können wir sofort, einfach und wirkungsvoll etwas gegen den Klimawandel tun, ohne unsere Grundbedürfnisse
in Sachen individueller Mobilität zu stark einschränken zu müssen. Die Flexifuel-Technologie ist
verfügbar, sie ist bezahlbar und nützt sowohl der Umwelt als auch dem Kunden. Deshalb werden ab Frühjahr
2008 – neben den bereits erhältlichen Flexifuel-Varianten des Ford Focus und des Ford C-MAX – die Modelle
Galaxy, S-MAX („Auto des Jahres 2007“) und der neue Mondeo mit diesem alternativen Antrieb verfügbar sein.
Die Marke mit dem blauen Oval hat damit das europaweit breiteste Angebot an diesen umweltfreundlichen Fahrzeugen.“
„General Motors zeigt mit der Entwicklung alternativer Antriebstechnologien seit Jahren großes Engagement
im Umweltbereich. Unsere Bio-Ethanol-Initiative unter der Marke „Saab BioPower“ feiert in Schweden und anderen
europäischen Märkten bereits Erfolge. Deshalb freut es uns, dass nun auch in Österreich eine Infrastruktur
für Bio-Ethanol geschaffen wird. Ab Herbst werden wir – neben den bereits verfügbaren – sämtliche
Saab-Modelle als „BioPower-Modelle“ für den umweltfreundlichen Betrieb mit Superethanol (E85) anbieten”, so
Jürgen Keller, Geschäftsführer der General Motors Austria GmbH.
„Volvo setzt auf klimafreundliche Mobilität und bietet ab sofort die ersten Fahrzeuge mit dem umweltschonenden
FlexiFuel-Antrieb an. Sie können sowohl mit dem erneuerbaren Superethanol (E85) als auch mit Benzin betrieben
werden. Zur „grünen Flotte“ des schwedischen Herstellers zählen das neue Kompaktmodell Volvo C30 1.8F,
die Limousine Volvo S40 1.8F und der sportliche Kombi Volvo V50 1.8F. Bei dem modernen und ausgereiften Antriebskonzept
sinkt der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) beim Ethanolbetrieb im Vergleich zum Benzinbetrieb
um bis zu 80 Prozent. Darüber hinaus überzeugt der umweltschonende Antrieb durch seine uneingeschränkte
Alltagstauglichkeit. Die Fahrzeuge kommen im Sommer mit der Einführung des Volvo Modelljahrgangs 2008 auf
den österreichischen Markt, können aber schon jetzt bei den österreichischen Volvo Partnern bestellt
werden. Weitere Modelle mit der FlexiFuel-Technologie befinden sich derzeit in Planung“, sagte Gerd Battenfeld,
Generaldirektor der Volvo Austria GmbH. |