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Portheim – sammeln&verzetteln |
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Am 26. April 2007 öffnet das Ausstellungskabinett der Wienbibliothek neuerlich seine Pforten
- diesmal mit der Präsentation einer obsessiven Sammler-Persönlichkeit Wien (wienbibliothek) - Der in Prag geborene und ab 1893 in Wien lebende Portheim widmete sein Leben der Erforschung und Dokumentation der österreichischen Geschichte des 18. Jahrhunderts. Er fokussierte seine Sammelleidenschaft auf Bücher und Kupferstiche, vereinzelt auch Handschriften und kunstgewerbliche Objekte aus der maria-theresianischen und insbesondere der josephinischen Epoche der Donaumonarchie. Die einzigartige Bibliothek Portheims mit ca. 20.300 Bänden ist ein erstrangiger Bestand an typischen, bizarren und ausgefallenen Themen des 18. Jahrhunderts. (sammeln!) Das Herzstück der Portheim-Sammlung ist eine nahezu vollständige "Datenbank" zum Josephinismus in Form eines Zettelkatalogs. Dieser legendäre, so genannte "Portheim-Katalog" entstand in den Jahren 1893 bis 1937 und besteht aus rund 500.000 Zetteln mit Querverweisen. Er ist weltweit einer der größten Zettelkataloge seiner Art. In diesen 44 Jahren schuf Max von Portheim einen Personenkatalog mit rund 350.000 erfassten Personen, wobei ihm als Quellen vor allem Zeitungen der Habsburgermonarchie dienten, einen Bücherkatalog (geordnet nach Autor oder Titelphrase), einen Sachkatalog (beispielsweise konfessionelle Fragen, Buchdruck, Zensurfragen, Mode, Kriegsgeschichte, Judaica, ethnographische Literatur, Biographien, Naturkatastrophen), einen Theater- und Kalenderkatalog sowie Spezialabteilungen. Portheim legte im Schnitt wöchentlich 192 neue Zettel mit bibliografischen Anmerkungen an, wobei er auch die schon vorhandenen Zettel stets zu ergänzen hatte. (verzetteln!) 1937 erwarb die ehemalige Stadtbibliothek, heute Wienbibliothek im Rathaus, die Sammlung Portheim zu einem Kaufpreis von 80.000 Schilling. Dass diese Summe keine Kleinigkeit war, zeigt ein interessanter Vergleich: Portheims Döblinger Villa wurde 1937 zusammen mit 777 m² Grund auf 57.700 Schilling geschätzt und tatsächlich um nur 63.500 Schilling verkauft. Die Ausstellung in der Wienbibliothek beleuchtet das Leben Max von Portheims und stellt ihn als Doyen der österreichischen Bibliophilenszene vor. Es werden besonders typische, wertvolle oder kuriose Bände aus der Sammlung Portheims gezeigt: Drucke zum Josephinismus, Leichenreden, Schriften zur Brabanter Revolution, Drucke über Naturkatastrophen, Theater oder Ethnographie. Anhand ausgewählter Beispiele werden Fragen der Buchdruckgeschichte im 18. Jahrhundert - sowie die der Drucktypen oder die Auflagenproblematik - thematisiert. Publikation Zur Ausstellung erscheint ein umfassendes Buch im Verlag Sonderzahl mit Beiträgen u.a. von Reinhard Buchberger, Markus Krajewski, Sylvia Mattl-Wurm, Gerhard Renner, Ernst Strouhal und Isabella Wasner-Peter. Portheim "reloaded" Begleitend zur Ausstellung wurde der Sachteil des Portheim- Kataloges (von "Aberglaube bis Zölibat") von der Wienbibliothek gescannt und die Scans im Rahmen eines Projekts des Universitätslehrgangs Library and Information Studies der UB Wien in einen Opac-Katalog überführt und steht somit erstmals online einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Informationen: http://www.wienbibliothek.at |
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