Österreichischer Tourismustag 2007 in Werfenweng über Zukunftsperspektiven im Tourismus
als wichtige Wirtschaftssparte
Werfenweng (bmwa) - "Tourismus ist nach wie vor der bewährte Devisenbringer für Österreich.
Unsere Leistungsbilanz ist ausgezeichnet, sie hat 2006 einen Rekordüberschuss von 8,2 Milliarden Euro erzielt,
der Tourismus hat davon rund drei Viertel erwirtschaftet. Mit Pro-Kopf-Einnahmen im internationalen Tourismus in
Höhe von 1.561 Euro konnte Österreich im Jahr 2006 seine Spitzenposition unter den im europäischen
Reiseverkehr bedeutenden Zielländern verteidigen. Um diese Spitzenposition zu erhalten, bekennt sich das Regierungsprogramm
zu einer wachstumsorientierten Tourismusstrategie mit dem Ziel eines qualitätsvollen Ganzjahrestourismus."
Das betonte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein am 04.05. beim Österreichischen Tourismustag in Werfenweng.
Namhafte Touristiker aus Politik, Wissenschaft und Praxis sind dafür in den Urlaubsort im Salzburger Land
gekommen, der sich dem "sanften Tourismus" verschriebenen hat. Diskutiert werden die Zukunftsperspektiven
dieses Wirtschaftszweiges.
Bartenstein weist darauf hin, dass es der Wirtschaft insgesamt gut geht. Nach einem Wirtschaftwachstum von 3,2%
im vergangenen Jahr ließen die Prognosen auch für heuer und die kommenden Jahre Gutes erwarten. Man
müsse aber immer hart daran arbeiten, denn "die Zügel schleifen lassen bedeutet Stillstand. Und
wer nicht wächst, der schrumpft".
Fußball-Europameisterschaft als Chance nützen
Besonderes Augenmerk lenkt Bartenstein auf die Chancen, die sich im nächsten Jahr aus der Fußball-Europameisterschaft
ergeben. Für Österreich und die Schweiz ist die EuroO 2008 das bislang größte Sportereignis.
Das besonders starke Ausmaß an Aufmerksamkeit für Österreich müsse dazu genützt werden,
Österreich sowohl als Urlaubsland als auch als Wirtschaftsstandort nachhaltig zu positionieren. Das Wirtschaftsministerium
habe daher der Österreich Werbung (ÖW) ein Zusatzbudget von sechs Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Damit sollen die von der ÖW weltweit geplanten 250 Marketingaktivitäten finanziert werden. Der Betriebsansiedlungsagentur
aba wurde seitens des BMWA eine Million Euro für Standortmarketing - von High Tech Produkten bis zur klassischen
Industrie, von Umwelttechnik bis zu Verkehrstechnologien - zur Verfügung gestellt.
Chancen für den Wintertourismus
Trotz eines enttäuschenden Nächtigungsrückganges im März 2007 (wohl auf Grund des ungewöhnlich
warmen Wetters und des Ausbleibens der Gäste aus Deutschland) konnte die Zahl der Ankünfte im Zeitraum
November 2006 bis März 2007 gegenüber dem Rekordniveaus des Jahres davor um 1,2% auf 12,2 Millionen und
die Tourismusumsätze um 0,5% auf 8,23 Mrd. Euro gesteigert werden. Für Bartenstein ist das ein Zeichen
dafür, dass in Österreich Angebot und Nachfrage nicht nur vom schneeabhängigen Winter-/Schitourismus
geprägt sind, sondern andere Nachfragesegmente, wie Städtetourismus, Kur-/Gesundheitstourismus, Kongress-/Tagungs-/Messetourismus,
Weinstraßentourismus oder Donautourismus steigenden Stellenwert im Wintertourismus haben. Die österreichische
Tourismus- und Freizeitwirtschaft müsse in diesen Bereichen besondere Anstrengungen unternehmen, um die Abhängigkeit
von Schnee und Klimaschwankungen noch weiter abzubauen.
Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr
Im Kalenderjahr 2006 haben die Ankünfte erstmals die 30-Millionen-Marke überschritten und mit
30,1 Millionen ein Plus von 2,7% gegenüber 2005 - davon 20,2 Mio. Ausländer/innen (+ 1,5%) und 9,9 Mio.
Inländer/innen (+ 5,2%) - erreicht. Bei den Umsätzen wurde mit 30,38 Milliarden Euro ein Plus von 3,9%
und ein neuer Spitzenwert erreicht. Die Zahl der Nächtigungen hat einen Wert von 119,4 (+0,1%) Mio. erreicht.
Bartenstein zu dieser Relation zwischen den Zuwachsen bei Nächtigungen und Umsätzen: "Das ist ein
klares Indiz für den Trend hin zum Qualitätstourismus, das auch durch das Plus von 4,9% bei den Nächtigungen
in der 5- und 4-Stern-Kategorie , ein Plus von 0,6% in der 3-Stern-Kategorie und das Minus von 5,8% in der 2/1-Stern-Kategorie
verstärkt wird."
"Die Wertschöpfung je Nacht gewinnt an Bedeutung, vor allem bei der gewünschten Orientierung auf
Qualitäts- statt Massentourismus", so Bartenstein. Notwendig sei es daher, auf die dazu nötige Zahl
an Fachkräften zurückgreifen zu können. "Die Betriebe müssen heute dafür sorgen,
dass morgen und übermorgen die Fachkräfte vorhanden sind, die wir brauchen. Saisonniers aus Thüringen
und Sachsen können nur kurzfristig über Lücken hinweghelfen", so Bartenstein in Richtung Unternehmer.
In Bezug auf die vom Verwaltungsgerichtshof aufgehobene Saisonverlängerung betonte Bartenstein, dass diese
Regelung politischer Konsens war und ist. Er appellierte an die Sozialpartner, sich zusammenzusetzen und gemeinsam
eine rechtliche Basis zu schaffen.
Konsequenzen aus dem Klimawandel
"Alle reden vom Klimawandel und seinen Folgen, die österreichische Tourismuswirtschaft beschäftigt
sich schon seit 20 Jahren mit umweltfreundlichem, nachhaltigem Tourismus", setzte Bartenstein fort. Gerade
der Veranstaltungsort Werfenweng gebe ein gutes Beispiel für nachhaltigen Tourismus und sanfte Mobilität.
Auch seien bereits zahlreiche Studien in Auftrag gegeben worden, deren Ergebnisse in die laufenden gesetzlichen
Regelungen, aber auch im Wege von Förderrichtlinien über Empfehlungen von Interessensvertretungen etc.
in die Tourismuspolitik eingeflossen sind. Aktiver Klimaschutz wurde auch im Regierungsprogramm als Ziel der österreichischen
Klimapolitik festgeschrieben: Schaffung eines nationalen Klimaschutzprogramms inklusive Klimaforschung und Klimafolgenforschung
als Teil der neuen Klimastrategie. Auch der Tourismusausschuss im Parlament werde sich im Rahmen einer Enquete
am 24.5.2007 mit dem Thema Klimawandel und Tourismus beschäftigen, kündigte der Minister an.
Tourismusstrategische Ausrichtung 2015
Ein bedeutender Programmpunkt des Tourismustages war die Präsentation der vom BMWA in Auftrag gegebenen
Studie für eine "Tourismusstrategische Ausrichtung 2015 - Weichenstellung im österreichischen Tourismus
für mehr Wachstum und Beschäftigung". Studienautor Prof. Egon Smeral, Tourismusexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut,
zeigt darin - ausgehend von einer sehr guten Bilanz mit einem österreichischen Marktanteil von knapp fünf
Prozent am europäischen Tourismus (größer als der österreichische BIP-Anteil in Europa mit
2,1% sowie der Bevölkerungsanteil mit 1,5%) - Möglichkeiten und Notwendigkeiten auf, damit der Tourismus
in Österreich weiterhin Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor bleibt.
Smeral sieht die Gefahr, dass Österreichs internationaler Reiseverkehr hinter den in Europa gegebenen Entwicklungsmöglichkeiten
zurückbleiben könnte, wenn die Marktanteile in den erfassten Ländern bloß gehalten werden
können und sich die Herkunftsstruktur des Jahres 2006 nicht ändert. Eine stärkere Forcierung der
Märkte in den neuen EU-Mitgliedsländern und den außereuropäischen Staaten würde die Wachstumsrate
im Tourismus spürbar erhöhen. Als weitere Ansatzpunkte nennt die Studie die Ganzjahres- und Innovationsorientierung,
Qualitäts- und Produktivitätsoffensiven und die Bildung neuer Destinationen.
Mit der Nutzung der neuen Nachfragebedingungen, der Optimierung der Markt- und Organisationsstrukturen sowie der
Vertriebskanäle und einer Forcierung der Qualität wird Österreich weiterhin eine erfolgreiche Tourismusdestination
bleiben, stellt Smeral in der Studie fest. |