Frühjahrsprognose 2007-2008  

erstellt am
07. 05. 07

Stabiles Wachstum sorgt für weitere Verbesserungen am Arbeitsmarkt und bei Staatsfinanzen
Brüssel (eu-int) - Nach der Frühjahrsprognose der Kommission ist in der Europäischen Union mit einem Wirtschaftswachstum von 2,9 % im Jahr 2007 und 2,7 % im Jahr 2008 (bzw. 2,6 % und 2,5 % im Eurogebiet) zu rechnen, das von soliden Investitionen und einem Anstieg des privaten Konsums getragen wird. Damit wurden die diesjährigen Wachstumsprognosen sowohl für die EU als auch für das Eurogebiet gegenüber dem Herbst um einen halben Prozentpunkt angehoben. In der EU insgesamt werden der Prognose zufolge im Zeitraum 2006-2008 fast 9 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, 6 Millionen allein im Eurogebiet. Dies wird dazu beitragen, die Arbeitslosigkeit in der EU von 8¾ % im Jahr 2005 auf weniger als 7 % im Jahr 2008 zu senken. Mit dem Aufschwung werden sich die öffentlichen Finanzen weiter verbessern. Sowohl in der EU als auch im Eurogebiet dürfte das gesamtstaatliche Defizit auf etwa 1 % sinken – ein Niveau, das schon seit Jahren nicht mehr erreicht wurde. Die Inflation wird sich voraussichtlich in Grenzen halten, obwohl im Vorausschätzungszeitraum aufgrund der erneut gestiegenen Ölpreise und der Konjunkturerholung mit einem leichten Anziehen der Basisinflation zu rechnen ist.

„Die Europäische Union und das Eurogebiet bleiben auf einem kräftigen Wachstumspfad, so dass die Arbeitslosenquote und das durchschnittliche öffentliche Defizit auf ein schon lange nicht mehr erreichtes Niveau sinken dürften. Wir müssen die Nachhaltigkeit des Aufschwungs unterstützen, indem wir die öffentlichen Finanzen auf eine solidere Grundlage stellen und den Reformprozess weiterführen. Dies wird dazu beitragen, die Staatsverschuldung zu verringern und das Wachstumspotenzial zu erhöhen, bevor sich der zunehmend ungünstige Altersaufbau der Bevölkerung auszuwirken beginnt“, so Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia.

Drei Jahre Wachstum über der Potenzialrate
Die heute veröffentlichte Wirtschaftsprognose der Kommission geht davon aus, dass das Wirtschaftswachstum im Vorausschätzungszeitraum deutlich über der Potenzialrate bleibt, trotz einer leichten Abschwächung von 3 % im Jahr 2006 auf 2,9 % 2007 in der EU (von 2,7 % auf 2,6 % im Eurogebiet). Die neue Prognose für 2007 liegt bei beiden Gebieten einen halben Prozentpunkt höher als noch vor sechs Monaten.

Diese günstigeren Aussichten erklären sich teilweise durch unerwartet gute Ergebnisse im Jahr 2006, in dem das schnellste Wachstum seit sechs Jahren erzielt wurde. Die Inlandsnachfrage entwickelte sich dynamischer, da die Investitionen durch eine hohe Unternehmensrentabilität, nach wie vor günstige Finanzierungsbedingungen, eine hohe Kapazitätsauslastung und ein optimistisches Geschäftsklima unterstützt wurden. Der private Konsum wird durch die erhebliche Verbesserung der Arbeitsmarktlage angeheizt. Das Wachstum in der EU wird auch weiterhin durch solide Aussichten für die Weltwirtschaft gestützt, vor allem für die Schwellenländer, die den Rückgang des US-Geschäfts weitgehend ausgleichen.

Die weitere Prognose geht davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum 2008 leicht auf 2,7 % in der EU und 2,5 % im Eurogebiet abschwächt, damit aber immer noch über der Potenzialrate liegt. Diese Abschwächung spiegelt die etwas geringere Außennachfrage und die zeitverzögerten Auswirkungen der allmählichen Rücknahme der geldpolitischen Impulse auf die Inlandsnachfrage wider.

Positive Aussichten für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die öffentlichen Finanzen
Das Beschäftigungswachstum in der EU verdoppelte sich 2006 nahezu und erreichte 1,5 % (1,4 % im Eurogebiet) – dies ist der stärkste Anstieg seit 2000 und entspricht fast 3½ Millionen neuen Arbeitsplätzen (davon 2 Millionen im Eurogebiet). Der Aufschwung am Arbeitsmarkt vollzog sich auf breiter Basis und erfasste alle Wirtschafssektoren und Länder.

Die Wirtschaft dürfte im Zeitraum 2007-2008 in der EU und im Eurogebiet ein solides Beschäftigungswachstum von durchschnittlich etwa 1¼ % hervorbringen. Zusammengenommen werden in der EU im Zeitraum 2006-2008 nahezu 9 Millionen Arbeitsplätze entstehen, davon fast 6 Millionen im Eurogebiet. Dies dürfte bis 2008 zu einer Senkung der Arbeitslosenquote auf 6,7 % in der EU und 6,9 % im Eurogebiet führen und damit auf einen Stand, der seit Anfang der neunziger Jahre nicht mehr erreicht worden ist.

Die Löhne dürften im Vorausschätzungszeitraum zwar steigen, aber dennoch maßvoll bleiben, zumal sich die Arbeitsproduktivität festigen dürfte. Dies ist ein gutes Vorzeichen für die Verbraucherpreisinflation, die bei etwa 2 % verharren dürfte. Dennoch dürfte die Basisinflation 2008 – auch ohne die Auswirkungen der MwSt-Erhöhung in Deutschland von 2007 – leicht anziehen, da die Inlandsnachfrage steigt.

Auch die Lage bei den öffentlichen Finanzen erwies sich als deutlich besser als im Herbst erwartet, da das durchschnittliche Haushaltsdefizit in der EU vor allem aufgrund höherer Steuereinnahmen von 2,3 % des BIP im Jahr 2005 auf 1,7 % im letzten Jahr sank (im Eurogebiet von 2,4 % auf 1,6 %). Dies dürfte sich während des gesamten Vorausschätzungszeitraums günstig auswirken und dazu führen, dass das Defizit in diesem Jahr in der EU auf 1,2 % des BIP sinkt (auf 1 % im Eurogebiet). Für 2008 wird unter der üblichen Annahme einer unveränderten Politik ein weiterer Rückgang auf 1,0 % in der EU und 0,8 % im Eurogebiet erwartet. Dies wäre das niedrigste Defizit seit 2000.

Trotz dieser allgemeinen Verbesserung werden der Prognose zufolge fünf Mitgliedstaaten, darunter ein Mitglied des Eurogebiets, in diesem Jahr noch immer ein Defizit von über 3 % des BIP verzeichnen.

Außenwirtschaftliche Risiken
Im Bereich der Außenwirtschaft bestehen sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsrisiken. Einerseits könnte die Weltwirtschaft stärker wachsen, insbesondere in Asien. Andererseits könnten sich eine deutlichere Abschwächung auf dem US-Immobilienmarkt und ein ungeordneter Abbau der weltweiten Leistungsbilanzungleichgewichte negativ auf das Weltwirtschaftswachstum auswirken. Außerdem könnten weitere weltpolitische Spannungen zu einem neuerlichen Anstieg der Ölpreise führen.

Die Ergebnisse könnten jedoch auch noch besser ausfallen, wenn sich der Arbeitsmarkt noch günstiger entwickelt als prognostiziert und dadurch der private Konsum zusätzlich angekurbelt wird.
 
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