Hoher Stellenwert für geschichtliches Erbe Salzburgs  

erstellt am
07. 05. 07

Eberle eröffnete Sonderausstellung "Handgeschmiedet" im Bergbaumuseum Leogang/Goldenes Verdienstzeichen an Möltner
Salzburg (lk) - Das Bergbaumuseum in Leogang sei ein vorbildhaftes und beispielhaftes Museum im Land Salzburg und über die Grenzen Salzburgs hinaus bekannt. Das geschichtliche Erbe Salzburgs habe hier einen ganz besonders hohen Stellenwert. Das betonte die für die Volkskultur ressortzuständige Landesrätin Doraja Eberle am Abend des 04.05. bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Handgeschmiedet – mittelalterliches Kunsthandwerk und Bergbauheilige" anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Bergbaumuseums Leogang. Die Ausstellung ist bis 31. Oktober 2007 geöffnet.

Bei der Eröffnung überreichte Landesrätin Eberle das Goldene Verdienstzeichen des Landes an Medizinalrat Dr. Otto Möltner für dessen Verdienste um das Bergbaumuseum. Der Südtiroler Möltner schenkte dem Bergbaumuseum seine Sakralien-Sammlung, bestehend aus 50 Exponaten aus Barock und Gotik im Wert von etwa 500.000 Euro. Diese Sammlung wurde von Kunsthistorikern begutachtet und beschrieben. Sie stelle wohl den bedeutendsten Meilenstein in der Sammlungsgeschichte des Leoganger Bergbaumuseumsvereines dar, so Eberle bei der Verleihung des Verdienstzeichens an den 1923 in Kaltern (Südtirol) geborenen Otto Möltner.

Die Sakralien-Sammlung Möltners steht auch im Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung. Museumskustos Hermann Mayerhofer verstehe es immer wieder, Besonderheiten und Kostbarkeiten zu entdecken und für das Museum in Leogang zu bekommen, betonte Eberle. Das mittelalterliche Handwerk habe in vielen Dingen, so auch bei der Schmiedekunst, eine Präzision erreicht, die man heute mit großer Bewunderung betrachte. In den Salzburger Orts-, Regional- und Fachmuseen können Kostbarkeiten aus Alltagsleben und Gesellschaft, Kleinodien aus Handwerk und Technik sowie Raritäten aus Kunst und Kultur entdeckt, den Menschen, die hinter der Geschichte und Kultur des Landes stehen, begegnet und die Vielfalt der Museen auf dem Lande erlebt werden.

120 Museen und Sammlungen auf der Landes-Homepage
Das Bundesland Salzburg hat derzeit 119 Ortsgemeinden und an die 120 öffentlich zugängliche Museen und Sammlungen, die privat, von Gemeinden oder Vereinen, Stiften, Firmen und ähnlichen Institutionen getragen werden. 71 Museen davon sind als Heimat-, Orts-, Regional- oder Fachmuseum Mitglied im Arbeitskreis Heimatsammlungen im Salzburger Bildungswerk. Sie bieten sowohl dem einheimischen Besucher als auch dem Gast einen abwechslungsreichen Einblick in die Kulturgeschichte des Landes. Die 120 Museen und Sammlungen sind auf der Homepage des Landes unter http://www.salzburg.gv.at/museen zu finden und werden jährlich von zirka 260.000 Menschen besucht. Zu ausgewählten Themen der Museumsarbeit organisiert das Referat Volkskultur mit dem Arbeitskreis Heimatsammlungen jährlich eine Tagung mit Exkursion ins benachbarte In- oder Ausland sowie ganz- und halbtägige Weiterbildungsveranstaltungen. Die Angebote sind für die Mitarbeiter/innen der Salzburger Heimat- bzw. Orts-, Regional- und Fachmuseen vorwiegend kostenlos.

Ohne die ehrenamtliche Tätigkeit hunderter Menschen könnten die Museen nicht betrieben werden, führte Eberle weiter aus. Die Liebe zur Heimat und der Wille der nächsten Generation, unser Erbe zu hinterlassen, seien Motivation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Druck auf die Museen, durch entsprechende Besucherzahlen auch entsprechende Einnahmen zu erwirtschaften, werde immer größer. Hohe Besucherzahlen gelten immer mehr als Indikator für Erfolg. Doch seien sie nicht einziges Kriterium für die Bewertung von Qualität in der Museumsarbeit. Neben erfolgreicher Ausstellungs- und Vermittlungstätigkeit und den damit verbundenen Leistungen in der Öffentlichkeitsarbeit und im Marketing haben die Museen auch die Aufgaben Sammeln, Bewahren und Forschen gleichermaßen zu erfüllen. Nur durch sorgfältiges Recherchieren und Dokumentieren können die Erwartungen der Besucher, qualitätvolle Originale mit wissenschaftlich gesicherten Erläuterungen vorzufinden, erfüllt werden. Museen ergänzen mit ihren Sammlungen und Vermittlungsprogrammen das breit gefächerte Freizeit- und Tourismusangebot und seien dabei nicht nur Bildungsstätte, sondern auch Ort für Erlebnisse und können so zu einem Zentrum der Kommunikation in der Region werden, sagte Eberle.

Die Salzburger Heimatmuseen bemühen sich daher verstärkt um Schwerpunktbildungen in ihren Präsentationen, um einerseits in der Außenwirkung eine Unverwechselbarkeit zu erzielen und sich andererseits in Ergänzung mit den anderen Museen als attraktive und abwechslungsreiche Museumslandschaft darzustellen.

Handwerkskunst von höchster Qualität
Die diesjährige Ausstellung im Bergbaumuseum Leogang zeigt Handwerkskunst aus Eisen von höchster Qualität, vorwiegend aus der Epoche der Gotik. Das Schmiedehandwerk ist vielleicht das älteste in der Menschheitsgeschichte. Seine Ausübung ist an reiche Kenntnisse gebunden. Die tiefe Verbindung zwischen Kunst und Handwerk zeigt sich in den reichen Verzierungen der Werkstücke. Gefertigt wurden vorerst Gitter, Türklopfer und zahlreiche Arten von Beschlägen, später Türschlösser, Schlüssel, Kästchen, Kassetten, Limoge-Reliquienschreine, Opferstöcke und vieles mehr. Da alles Menschenwerk nur dann gut gedeihen kann, wenn es durch die Fürbitten der Heiligen gefördert und durch die Gnade Gottes gesegnet wird, wurde alles, was mit dem Eisen zu tun hat, dem Schutze vieler Heiliger anvertraut. An der Spitze steht der "bairische Herrgott", der heilige Leonhard, dessen Kirchen teilweise noch heute mit mächtigen Ketten umspannt sind, wie auch die Leoganger Pfarrkirche. Als Patron der Bauern, Binder, Schmiede und Schlosser sind ihm als Attribute eine Kette und Haustiere beigegeben. Weitere Heilige stehen mit dem Schmiede- und Schlosserhandwerk in engem Zusammenhang: hl. Martin, hl. Eligius, Apostel Petrus, hl. Teodosius, hl. Mauritius, hl. Isidor und hl. Notburga. Die Sonderausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Hanns-Schell-Collection aus Graz und mit Hilfe weiterer Leihgeber gestaltet und zeigt das Wechselspiel zwischen Technik und Kunst.
 
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