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Widerstand 1938 bis 1945 - Zivilcourage heute |
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Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus im Parlament Wien (pk) - Unter dem Motto "Widerstand 1938 bis 1945 – Zivilcourage heute" fand am 04.05. im historischen Sitzungssaal des Parlaments die jährliche Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Mit dem Motto wird eine Brücke aus der Vergangenheit in die aktuelle Gegenwart geschlagen. Die Gedenkveranstaltung, die heuer zum zehnten Mal abgehalten wurde, geht auf eine Entschließung des Nationalrats im Jahr 1997 zurück, den 5. Mai – den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen – in besonderer Form zu begehen. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer konnte neben Bundespräsident Heinz Fischer und Altbundespräsident Kurt Waldheim Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Mitglieder seines Kabinetts, Abgeordnete und Mitglieder des Bundesrats sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter des Diplomatischen Corps, der Religionsgemeinschaften, des öffentlichen Lebens und besonders die Vertreter der Widerstandsorganisationen begrüßen. Prammer betonte in ihrer Ansprache, engagiertes Gedenken sei "mehr als bloße Rückschau. Es will immer auch Mahnung, Orientierung und Auftrag sein". Der Gedenktag dürfe nicht zur Routine werden, der Umgang mit Geschichte und der Erinnerung sei eine bleibende Forderung (Wortlaut der Rede von Nationalratspräsidentin Prammer). In ähnlichem Sinn sprach Bundesratspräsident Manfred Gruber: Der Gedenktag sei "mehr als eine bloße Deklaration unserer demokratischen Grundeinstellung" (Wortlaut der Rede von Präsident Gruber). Der Historiker Oliver Rathkolb, der bei der Gedenkveranstaltung die zentrale Ansprache hielt, bot eine kurze Analyse der Rezeption des österreichischen Widerstands gegen das NS-Terrorregime seit 1945, wobei er immer wieder in die NS-Zeit zurückblendete. Der Widerstand sei ein "verschütteter Erinnerungsort der II. Republik", sagte Rathkolb (Wortlaut der Rede von Oliver Rathkolb)- "Frauen im Widerstand" war das Thema eines anschließend gezeigten Kurzfilms, den der ORF produziert hatte. In einem weiteren Kurzfilm mit dem Titel "Zivilcourage ist ..." kamen junge Menschen zu diesem Thema zum Wort; der Film ist eine gemeinsame Produktion des Parlaments mit dem Unterrichtsministerium bzw. dem Demokratiezentrum. Ganz dem Thema Widerstand war dann ein Gespräch gewidmet, das Rudolf Nagiller mit Vertretern des Widerstands bzw. der Widerstandorganisationen führte. Gesprächspartner Nagillers waren Alfred Ströer (Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus), Gerhard Kastelic (Obmann der ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich) und Oskar Wiesflecker (Obmann des Bundesverbands Österreichischer AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus – KZ-Verband). Im Gespräch äußerten alle drei Gesprächspartner Genugtuung und auch Stolz über die Würdigung des Widerstands im Rahmen der Gedenkveranstaltung. Bislang habe man die Widerstandskämpfer eher in den Hintergrund gedrängt, meinte Wiesflecker, es sei für ihn lange nicht vorstellbar gewesen, dass eine Ehrung in einem solchen Rahmen möglich ist. Ströer führte das langjährige Schweigen über den Widerstand in der österreichischen Nachkriegszeit nicht zuletzt darauf zurück, dass es in vielen Familien Opfer und Täter gegeben habe und Jugendliche es schwer gehabt hätten, mit ihren Eltern über die Gräuel des Nationalsozialismus zu sprechen. Auch heute noch ist es seiner Meinung nach schwierig, Jugendlichen zu vermitteln, was Widerstand damals bedeutet habe und dieser viel gefährlicher gewesen sei als Zivilcourage heute. Kastelic machte darauf aufmerksam, dass unter den Zehntausenden, die Widerstand gegen das NS-Regime geleistet hätten, zahlreiche im Hintergrund gearbeitet hätten. Er selbst kenne unendlich viele Menschen, die durch Kleinigkeiten geholfen hätten, Widerstand zu fördern, betonte er. Von Rudolf Nagiller gefragt, welche Botschaften sie den heutigen Jugendlichen vermitteln wollten, wiesen Kastelic, Wiesflecker und Ströer auf die Bedeutung von Toleranz gegenüber anderen Meinungen, Wachsamkeit, Geschichtsbewusstsein und Mut, für eine Sache einzustehen, hin. Allerdings dürfe es keine Toleranz gegen Neonazis geben, warnte Wiesflecker, für ihn sei der Nationalsozialismus keine Ideologie, sondern ein Verbrechen. Ströer nannte als sein Credo: "Seid wachsam und glaubt an diese demokratische Republik". Alle drei Vertreter der Widerstandsorganisationen begrüßten das Vorhaben von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Bundesratspräsident Manfred Gruber, eine "Demokratiewerkstatt" im Parlament einzurichten. Für die musikalische Gestaltung sorgte das Ensemble Klesmer Wien. Das hebräische Wort Klesmer ist zusammengesetzt aus Kle (Instrumente, Gefäße) und Semer (Lied, Gesang) und bedeutet Musikinstrument, aber auch den Musikanten. |
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