Bundeskanzler eröffnet "European Bankers Symposium"
Wien (sk) - Das starke Engagement heimischer Banken in Mittel- und Osteuropa sei "kein Nullsummenspiel",
bei dem sich Gewinner und Verlierer gegenüberstehen. Vielmehr generierten österreichische Banken "Mehrbeträge",
von denen sowohl Österreich, als auch die mittel- und osteuropäischen Staaten profitieren, betonte Bundeskanzler
Alfred Gusenbauer beim "European Bankers Symposium". Aus dem beträchtlichen Marktanteil, den österreichische
Banken am mittel- und osteuropäischen Bankensektor haben, ergäbe sich für die heimischen Banken
eine besondere Verantwortung hinsichtlich Wachstum und Stabilität in den Gastländern. Wien habe sich,
dank enger historischer Verbindungen zu Osteuropa, guter Infrastruktur sowie wirtschaftlicher und politischer Stabilität
zu einem regionalen Finanzzentrum entwickelt und sich als "strategischer Standort erster Wahl für Auslandsinvestoren
positioniert". Die SPÖ-geführte Regierung wolle Wiens Rolle als Finanzzentrum jedenfalls noch stärker
ausbauen, bekräftigte Gusenbauer.
Das intensive Engagement des österreichischen Finanzsektors in Mittel- und Osteuropa sowie die wachsenden
Erträge, die österreichische Firmen in dieser Region erzielen, hätten Wien zu einem Finanzzentrum
von wachsender Bedeutung gemacht, so Gusenbauer in seiner Eröffnungsrede im Rahmen des "European Bankers
Symposium", in der er sich mit Österreichs führender Rolle im mittel- und osteuropäischen Bankwesen
beschäftigte. Hier seien viele Arbeitsplätze entstanden und die Wiener Börse sei zu einem wichtigen
Kompetenzzentrum für osteuropäische Projekte geworden. All das sei ermöglicht worden durch erfahrene
und gut ausgebildete MitarbeiterInnen mit profundem Wissen über den osteuropäischen Finanzbereich sowie
durch ein effizientes Zahlungs- und Verrechnungssystems, so der Bundeskanzler. Der Stellenwert Wiens als Basis
für geschäftliche Kontakte in Richtung Osteuropa werde auch durch den Umstand unterstrichen, dass rund
300 mulinationale Unternehmen ihre Osteuropa-Hauptniederlassungen im Land angesiedelt hätten. Mit dem Projekt
"Centrope" wurde eine grenzüberschreitende Initiative gegründet, die das Ziel verfolge, internationale
Investoren in die Region rund um Wien und seine Nachbarn Tschechien, Slowakei und Ungarn zu bringen. Auch damit
solle es gelingen, "Österreich zum Tor für Mittel- und Osteuropa zu machen", so Gusenbauer.
Mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent in Albanien, Bosnien, Kroatien, Tschechien, Rumänien, Serbien und
der Slowakei gehörten die österreichischen Banken zu den größten Playern, so Gusenbauer, der
klarmachte, dass Mittel- und Osteuropa in den letzten Jahren stärker gewachsen sei als die alten EU-15-Staaten.
Hinsichtlich der nicht unbeträchtlichen Exponiertheit des österreichischen Finanzsektors sei eine gewisse
Vorsicht am Platz, so Gusenbauer, der hier unterstrich, dass er das Wirtschaftssystem und die ökonomischen
Grundlagen in Mittel- und Osteuropa für solide halte. Zudem gebe es effektive Risiko-Management-Vorschriften,
auch seien die Aufsichtsstrukturen an die EU-Standards angepasst worden.
Noch in den frühen 90er-Jahren hätte kaum jemand den beachtlichen, letztlich erfolgreichen Transformations-Prozess
(Übergang von Plan- zu Marktwirtschaft, Bildung demokratischer Regierungsstrukturen samt westlich definierten
Eigentumsrechts) der mittel- und osteuropäischen Staaten vorausgesagt. Aber auch die bereits 2004 erfolgte
EU-Osterweiterung habe kaum jemand prophezeit. Doch genau in dieser "Situation der Ungewissheit" hätten
österreichische Banken - ausgestaltet mit strategischer Bedachtnahme - die Chance ergriffen, den "Sprung
ins Ungewisse" gewagt und so einen "First-Mover-Advantage" erzielt. Heute sei aus dem Sprung ins
Ungewisse ein beachtlicher Erfolg geworden - für Österreich genauso wie für die Gastländer,
so Gusenbauer, der hier den Stellenwert Mittel- und Osteuropas für die heimischen Banken unterstrich. Es sei
klar, dass das Engagement ausländischer Banken dazu beiträgt, die Stabilität des mittel- und osteuropäischen
Bankenmarkts zu gewährleisten - womit ausländische Banken auch den "Aufholprozess" in Mittel-
und Osteuropa unterstützten, so der Bundeskanzler abschließend. |