Transportpreise steigen  

erstellt am
09. 05. 07

Wien (wifo) - Die Preise von Gütertransportleistungen waren tendenziell von 1983 bis 2004 rückläufig. Die Einführung der Lkw-Maut sowie die verstärkte Transportnachfrage im Zuge der Konjunkturbelebung verteuerten die Lkw-Transporte. Davon profitierten auch die ÖBB, deren Durchschnittseinnahmen je Tonnen-Kilometer in den Jahren 2005 und 2006 leicht anzogen. Die Preise der Personenverkehrsleistungen der Bahn stiegen in den letzten drei Jahrzehnten schwächer als die Kraftstoffpreise und die Kfz-spezifischen Abgaben (einschließlich Vignette).

Die längerfristige Entwicklung der Transportpreise wird durch die Kosten der Transport- und Betriebsmittel, der Infrastrukturbenutzung und des Faktors Arbeit bestimmt. Im Kfz-Verkehr bilden die

Steuern und Gebühren für Kraftstoffe, Fahrzeugankauf und -haltung sowie die Straßenbenützung ein wichtiges Kostenelement. Produktivitätssteigerungen im Zuge des technischen Fortschritts machen die Transportleistungen relativ billiger. Besonders starke Verbesserungen wurden im Straßengüterverkehr und im Luftverkehr erzielt. Zudem trugen die Liberalisierungsschritte im internationalen Verkehr in den letzten 20 Jahren wesentlich dazu bei, dass durch einen verschärften Wettbewerb Monopolrenten abgebaut wurden. Sie zwangen die Unternehmen, alle Möglichkeiten zur Kostensenkung zu nutzen (Ausflaggen der Fahrzeugflotte, Verlagerung von Nebenleistungen in Länder mit niedrigeren Abgabenbelastungen und Lohnkosten).

Der Preisdruck der letzten zwei Jahrzehnte wirkte sich auch auf die Tarifeinnahmen der Bahn aus. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Durchschnittseinnahmen der ÖBB je Tonnen-Kilometer im Güterverkehr als Indikator für die Preisentwicklung im Landverkehr. Bis 1977 folgten die Durchschnittseinnahmen der Entwicklung der Gütertarife. Danach konnte die Bahn Tariferhöhungen nicht mehr auf dem Markt durchsetzen, die Durchschnittseinnahmen blieben zurück und haben seit 1983 sinkende Tendenz. Offenbar verlor die Bahn ihre Preisführerschaft an den Lkw und musste immer stärkere Preisnachlässe gewähren. Den Anstieg der Kraftstoffpreise und Lohnkosten kompensierte der Straßengüterverkehr durch den technologischen Fortschritt (stärkere Motoren mit geringerem Kraftstoffverbrauch, höhere Ladekapazitäten, Ladekräne usw.). Auch die Verbesserung des Straßenausbaus und der Wegfall von Grenzaufenthalten im grenzüberschreitenden Verkehr erhöhten die Produktivität und senkten die Kosten.

Die Tarife im öffentlichen Personenverkehr hängen primär von politischen Entscheidungen ab und decken die Kosten nur zu einem geringen Teil. So betrugen die Tarifeinnahmen der ÖBB aus dem Schienenpersonenverkehr 2006 529 Mio. Euro. Für "Gemeinwirtschaftliche Leistungen" im Personenverkehr zahlte der Bund 539 Mio. Euro an die ÖBB. Außerdem bestritt der Bund die Kosten der Bahninfrastruktur – das von den ÖBB zu zahlende Benutzungsentgelt entspricht bei weitem nicht den Kosten. Wie im Güterverkehr blieben die Durchschnittseinnahmen der ÖBB je geleisteten Personenkilometer hinter den Tarifen zurück (ÖBB-Tarife gemäß
Verbraucherpreisindex, basierend auf dem vollen Preis einer Fahrkarte für 100 km; Abbildung 2). Dies kann durch eine Zunahme der Zahl der Fahrten zu ermäßigten Tarifen (Zeitkarten, "Vorteilscard" usw.) erklärt werden. Im internationalen Fernverkehr versuchten die ÖBB, dem Preiskampf der Fluggesellschaften und Busunternehmen durch stark verbilligte Sonderangebote zu begegnen. Gegenüber dem Individualverkehr ergaben sich für die Bahn einige Wettbewerbsvorteile. Die Preise der Personenverkehrsleistungen der Bahn stiegen in den letzten drei Jahrzehnten schwächer als die Kraftstoffpreise und die Kfz-spezifischen Abgaben (einschließlich Vignette). Die Verteuerung des Kraftstoffes wurde teilweise durch die Senkung des spezifischen Verbrauchs ausgeglichen.

Die Tarifeinnahmen der Bahn sind im Personenverkehr in Österreich je Leistungseinheit wesentlich niedriger als etwa in der Schweiz. Mit 9,9 Euro je 100 pkm erreichte die SBB 2006 um 63% höhere Durchschnittseinnahmen als die ÖBB. Hier schlagen sich die wesentlich geringeren Tarifermäßigungen der SBB für Zeitkarten nieder. Im Güterverkehr, für den der internationale Wettbewerb den nationalen Spielraum für die Tarifgestaltung einschränkt, lagen die Durchschnittseinnahmen der SBB mit 5,2 Euro je 100 ntkm um lediglich 15% über dem Vergleichswert der ÖBB.

Quelle: WIFO
Autor: Wilfried Puwein

 
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