Bericht des Fachhochschulrates liegt dem Parlament vor
Wien (pk) - "Die Situation im österreichischen Fachhochschulsektor im Jahr 2005 ist durch
die zügige Fortsetzung der Überführung bestehender fachhochschulischer Studienangebote in das gestufte
Studiensystem gekennzeichnet. Die Transformation in Richtung neue europäische Studienarchitektur erfährt
eine sehr klare und deutliche Fortschreibung. Mit 52 % wird im FH-Sektor im Studienjahr 2005/06 bereits etwas mehr
als die Hälfte des gesamten Studienangebots in Form von Bachelor- und Masterstudiengängen angeboten.
Darüber hinaus hat es aber auch einen erkennbaren Zuwachs an neuen Studienplätzen gegeben." Zu diesem
positiven Befund kommt der Fachhochschulrat in seinem Jahresbericht, der nun dem Hohen Haus vorliegt (III-43 d.B.);
der Bericht steht am 24. Mai auf der Tagesordnung des Wissenschaftsausschusses.
Im Berichtszeitraum wurden 32 neue Studiengänge erstmals akkreditiert, somit standen im Studienjahr 2005/06
insgesamt 210 Studiengänge zur Verfügung, davon sind 150 dauerhafte FH-Studiengänge. Mit zusätzlich
367 neuen Anfängerstudienplätzen erhöhte sich das Gesamtangebot an genehmigten Anfängerstudienplätzen
auf nunmehr 7.747. Die Studiengänge werden von 18 Erhaltern angeboten, von denen 17 als juristische Personen
privaten Rechts (13 GmbH, 3 Vereine, 1 Stiftung) und einer als juristische Person öffentlichen Rechts (BMLV)
organisiert sind.
Von den 150 angebotenen FH-Studiengängen werden 87 in Vollzeitform, 32 berufsbegleitend, 29 in beiden Formen
und 2 Studiengänge zielgruppenspezifisch angeboten. Es gibt damit im Berichtsjahr 63 Studiengänge, die
durch organisatorische und didaktische Maßnahmen, etwa durch den verstärkten Einsatz von Fernstudienelementen,
versuchen, ein den Bedürfnissen von Berufstätigen entsprechendes Studium anzubieten, zumal der diesbezügliche
Anteil unter den Studierenden bereits nahezu 30 Prozent beträgt.
Ende 2005 betrug die Gesamtzahl der Studierenden 25.806 Personen, wovon 10.732 weiblich und 15.074 männlich
waren. Bemerkenswert ist dabei der Umstand, dass der Anteil der Frauen an den Studierenden von 24,7 Prozent im
Jahr 1995 auf nunmehr 41,6 Prozent im Jahr 2005 angestiegen ist. In den Jahren 1997 bis 2005 haben insgesamt 17.294
Studierende ihr FH-Studium abgeschlossen, davon allein 4.218 im Jahr 2005. An dieser Stelle geht der Bericht auf
die Änderungen im Studiensystem (Umwandlung von Diplomstudien in das gestufte Bachelor/Master-System) ebenso
ein wie auf neue Ausbildungs- und Berufsfelder.
Die Tätigkeit des Fachhochschulrates im Berichtsjahr
Als zuständige Behörde für die Akkreditierung von FH-Studiengängen beschloss der FHR
im Juni 2005 neue Richtlinien für die Akkreditierung von Bakkalaureats-, Magister- und Diplomstudiengängen.
Angestrebt wurde dabei eine Vereinfachung des Akkreditierungsverfahrens für alle am Prozess der Akkreditierung
beteiligten Gruppen. Zudem sollte es im europäischen Kontext zu einer besseren Vergleichbarkeit der entsprechenden
Richtlinien kommen.
2005 wurde für insgesamt 51 FH-Studiengänge ein Bescheid über die Erst-Akkreditierung ausgestellt,
wobei es sich ausschließlich um Bachelor- und Masterstudiengänge handelte. 32 dieser Studiengänge
haben ihren Studienbetrieb noch im Folgesemester aufgenommen. Für die restlichen erstreckt sich der Startzeitraum
bis zum Studienjahr 2008/09. 44 dieser Studiengänge sind das Resultat von Überführungen von bestehenden
Diplomstudiengänge in das neue gestufte System, sieben Studiengänge sind thematisch neue Studiengänge,
wobei sich der Bogen von "Europäischer Energiewirtschaft" (Kufstein) über "Innovationsmanagement"
(Graz) bis zu "Nonprofit-, Sozial- und Gesundheitsmanagement" (Innsbruck) spannt. 26 der Studiengänge
sind Vollzeit, 14 berufsbegleitend.
Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit des FHR nahm die Evaluierung ein. Hierbei verfügt der FHR über
ein integrales Konzept der externen Qualitätssicherung, das entsprechend zur Anwendung kam. Durch die Befristung
der Akkreditierung muss jeder Studiengang regelmäßig einen Antrag auf Verlängerung stellen, der
auch die Vorlage eines Evaluierungsberichtes bedingt. Die Ergebnisse der Akkreditierung stellen dabei eine wichtige
Grundlage für die Entscheidungen des FHR dar. Der Bericht geht in der Folge nicht nur auf entsprechende Verordnungen
des FHR ein, sondern stellt auch die konkreten Ergebnisse der Evaluierungsverfahren dar.
Der FHR setzt sich zudem auch mit den Trends in der Aus- und Weiterbildung und in der Berufspraxis auseinander
und entwickelte diesbezüglich im Berichtszeitraum diverse Projekte. Außerdem werden kontinuierlich statistische
Erhebungen und Auswertungen vorgenommen. Nennenswert sind zudem die internationalen Kontakte und die internationale
Zusammenarbeit. So ist der FHR bei zahlreichen internationalen Organisationen Mitglied, wobei die Palette von "D-A-CH"
(Deutsch-österreichisch-schweizerisches Akkreditierungsnetzwerk) über "JQI" (Joint Quality
Initiative im Zuge des Bologna-Prozesses der EU) bis zu "CEE" (Zentral- und Osteuropäisches Netzwerk)
reicht.
Da sich der FHR als zentrales Qualitätssicherungsorgan des FH-Sektors sieht, ist er auch um entsprechende
Forschungsprojekte auf diesem Gebiet bemüht. Eine eigene Schriftenreihe des FHR dient dem Ziel, die Ergebnisse
einschlägiger Forschungsprojekte als auch sonstige umfassende Beiträge, die zum Verständnis und
zur Verfolgung der Entwicklungen auf dem FH-Sektor dienen, der fachlich interessierten Öffentlichkeit zugänglich
zu machen. Im Rahmen dieser Schriftenreihe, die im Universitätsverlag erscheint, wurden im Berichtszeitraum
elf Bände vorgelegt. Schließlich hat der FHR 2005 auch wieder zahlreiche Veranstaltungen organisiert
oder sich an ihnen führend beteiligt. Ein eigener Abschnitt des Berichts geht auf die personelle Zusammensetzung
des FHR und auf dessen Geschäftsstelle ein.
Ein weiteres Kapitel des Berichts analysiert und bewertet den gegenwärtigen Entwicklungsstand im FH-Sektor.
Aus diesem Teil geht hervor, dass 48,7 Prozent der neu aufgenommenen Studierenden AbgängerInnen von BHS (HTL,
HAK, ...) sind. 29,6 Prozent der StudienanfängerInnen haben AHS-Matura. Weitere 10,5 Prozent haben ihre Berechtigung
zum Studium auf dem zweiten Bildungsweg erworben. Generell zeigt sich, dass der Anteil der AHS-Maturanten bis 2002
stark gestiegen war, um seitdem wieder deutlich zurückzugehen. Auch die Gruppe der "nicht traditionellen
Hochschulzugänge" ist rückläufig, wenn auch im Vergleich nur leicht. Ein ähnlicher Trend
ist beim Verhältnis Bewerber zu Aufgenommenen zu bemerken. Nach einem Höchststand 2002/03 ist nun auch
hier wieder ein leichtes Absinken bemerkbar.
Interessant auch die Zuordnung der Studierenden nach Fächergruppen. Demnach studieren derzeit 41 Prozent aller
Studierenden in Fächern, die der Gruppe "Technik und Ingenieurswissenschaften" zuzuordnen sind.
46 Prozent sind in Wirtschaftsfächern beheimatet, rund 9 Prozent befassen sich mit Sozialwissenschaften, knapp
mehr als ein Prozent widmet sich künstlerischen Fächern.
Einen Blick wirft der Bericht auch auf die regionale Entwicklung. Daraus geht hervor, das 22 Prozent aller Studiengänge
in Wien beheimatet sind, 16,7 Prozent in Oberösterreich, 16 Prozent in der Steiermark, 13,3 Prozent in Niederösterreich,
8,7 Prozent in Tirol, 8 Prozent in Kärnten, 6 Prozent in Salzburg, 5,3 Prozent im Burgenland und 4 Prozent
in Vorarlberg. Bei den StudienanfängerInnen stellt Wien das größte Kontingent, gefolgt von Nieder-
und Oberösterreich sowie der Steiermark.
Der Analyseteil befasst sich schließlich noch mit der Entwicklung bei den Absolventen und mit den Lehrenden
an den Studiengängen und geht abschließend auf die Themenbereiche Weiterbildung und angewandte Forschung
ein.
Ein umfangreicher Anhang, dem man die genaue Zahl der Studiengänge (samt ihren jeweiligen Erhaltern), die
konkreten Studienarten und Organisationsformen, die Liste der 2005 akkreditierten Studiengänge, die Liste
der 2005 durchgeführten institutionellen und studiengangsbezogenen Evaluierungen, die Zahl der aufgenommenen
Bewerber – diese nach den verschiedensten Details aufgeschlüsselt und analysiert -, die Struktur der Lehrenden
und einen Bundesländerüberblick entnehmen kann, rundet den umfang- und detailreichen Bericht ab |