Wien (oenb) - Im Rahmen der 35. Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen Nationalbank wurde
heute zum dritten Mal der Klaus-Liebscher-Preis überreicht. Dieser Preis wurde 2004 anlässlich des 65.
Geburtstages von Gouverneur Liebscher und in Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um die Teilnahme Österreichs
an der Europäischen Währungsunion und um die europäische Integration eingerichtet.
Der Preis wird jährlich vergeben und ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert. Dieser Betrag wird zu gleichen
Teilen an zwei junge ÖkonomInnen aus EU-Mitgliedstaaten oder EU-Kandidatenländern überreicht, die
hervorragende wissenschaftliche Arbeiten zu Themen der europäischen Integration und Währungsunion verfasst
haben. Der Klaus-Liebscher-Preis ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, welche die Oesterreichische
Nationalbank zu vergeben hat.
Aus einer Vielzahl hochwertiger Einreichungen wurden zwei Studien von hoher wirtschaftspolitischer Aktualität
ausgewählt:
- „Has the EU’s Single Market Programme Fostered Competition? Testing for a Decrease in Markup Ratios in EU Industries“,
verfasst von Herrn Univ-Ass. Dr. Harald Badinger (Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich). In dieser
empirischen Arbeit wird mit modernen ökonometrischen Methoden untersucht, ob das Programm der EU zur Schaffung
eines einheitlichen Binnenmarktes für Güter- und Dienstleistungen zu mehr Wettbewerb und niedrigeren
Margen geführt hat. Während für die verarbeitende Industrie und die Bauwirtschaft positive Wettbewerbseffekte
nachgewiesen werden, weist der Dienstleistungssektor gestiegene Margen auf. Das wird vom Autor als ein Indiz für
eine mangelnde vollständige Umsetzung des Binnenmarktprogramms angesehen.
- „The Relative Importance of Symmetric and Asymmetric Shocks: The Case of United Kingdom and Euro Area”, verfasst
von Herrn Prof. Gert Peersman (Universität Gent, Belgien), befasst sich mit den Effekten, die sich ergeben,
wenn unterschiedliche Währungsräume in gleicher und in unterschiedlicher Weise von Konjunkturrisiken
und durch unerwartete Änderungen im Wechselkurs und in der Geldpolitik betroffen sind.
Diese Effekte werden anhand eines ökonometrischen Modells für Großbritannien und den Euroraum einerseits
und für Großbritannien und die USA andererseits quantitativ geschätzt. Es wird gezeigt, dass Großbritannien
einen stärkeren Gleichklang im Konjunkturzyklus mit den USA als mit dem Eurogebiet aufweist. Diese Ergebnisse
führen den Autor zu einer skeptischen Einschätzung, ob Großbritannien und der Euroraum einen optimalen
Währungsraum bilden.
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