Liebscher: Stabilität und steigender Wohlstand durch die fortschreitende Integration Süd-Ost-Europas  

erstellt am
18. 05. 07

Bukarest (oenb) - Stabilität und Wohlstand hat die fortschreitende Integration Süd-Ost-Europas vor allem für die Bürger dieser Region, aber auch für Österreich und Europa insgesamt gebracht. Der europäische Integrationsprozess erfordert von den Ländern große Anstrengungen, Ausdauer und ein hohes Maß an Disziplin. Jene Länder in Süd-Ost-Europa, die diesen Prozess bereits weiter durchschritten haben – wie z. B. die neuen EU-Mitgliedstaaten Bulgarien und Rumänien – befinden sich heute in einer deutlich verbesserten Situation, nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht. Dies betonte Dr. Klaus Liebscher, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied, in seiner Rede beim Southeastern European Financial Forum in Bukarest am 17.05.

So betrug das Wirtschaftswachstum in Süd-Ost-Europa in den letzten beiden Jahren etwa 5%, und die Inflation ist deutlich gesunken. Bemerkenswerte Verbesserungen gab es bei der Fiskalpolitik, und auch die Privatisierungen machten deutliche Fortschritte.

Trotz dieser Erfolge gebe es aber noch große Herausforderungen in mehreren Bereichen, so Gouverneur Liebscher weiter: Denn trotz starken Wirtschaftswachstums sei die Arbeitslosigkeit – mit bis zu 40% – weiterhin überdurchschnittlich hoch, die Region durch ihre hohen Leistungsbilanzdefizite stark von externen Kapitalzuflüssen abhängig, der Privatisierungsprozess bei weitem noch nicht abgeschlossen, und in den Rechtssystemen und Verwaltungsapparaten gebe es Raum für weitere Verbesserungen. Letztlich bestehe auch im Hinblick auf effizientere Märkte weiterer Handlungsbedarf bei den Strukturreformen.

Gouverneur Liebscher wies darauf hin, dass die grundsätzlich positive Entwicklung der Region auch mit der dynamischen Entwicklung des Finanzsektors in engem Zusammenhang stehe. Diese wurde durch weitreichende institutionelle Reformen, verbesserte Aufsichtssysteme sowie Privatisierungen, an denen nicht zuletzt auch österreichische Finanzinstitute signifikant beteiligt sind, begünstigt.

So erlebte das Kreditwachstum an den privaten Sektor einen deutlichen Aufschwung. Der Umstand, dass ein substanzieller Teil der ausstehenden Kredite in Fremdwährung vergeben wurde, erfordere jedoch besondere Aufmerksamkeit seitens der involvierten Banken und Aufsichtsbehörden.

Gouverneur Liebscher ging auch auf den weiteren monetären Integrationsprozess der Region ein. Er stellte klar, dass die Maastricht-Konvergenz-Kriterien auf die neuen EU-Mitgliedstaaten in gleicher Weise angewendet werden müssen wie auf die jetzigen Euroraum-Teilnehmer. Denn bei der Erweiterung des Euro-Währungsgebietes dürfe es keine Abstriche bei der Qualität zu Gunsten der Geschwindigkeit geben.
 
zurück