Innsbruck (universität) - Die Zuwendungen aus der Prof.-Ernst-Brandl-Stiftung an soziale Einrichtungen
und der Prof.-Brandl-Preis für wissenschaftliche Arbeiten wurden am 15.05. im Rahmen eines Festaktes an der
Universität Innsbruck vergeben. Die Preisträger sind Prof. Christian W. Huck und Dr. Michael Oberhuber
von der Fakultät für Chemie und Pharmazie.
Die Prof.-Ernst-Brandlstiftung geht zurück auf Professor Ernst Brandl, der im Jahre 1952 gemeinsam mit Dr.
Hans Margreiter säurestabiles Penicillin entwickelt hat. Die Erträge aus der Stiftung werden seit 1989
jährlich an herausragende Wissenschafter und an soziale Einrichtungen vergeben.
Der Prof.-Brandl-Preis ist eine Anerkennung für besonders innovative wissenschaftliche Leistungen, die auf
das Wohlergehen des Menschen, eine umweltschonende Gewinnung von Wirkstoffen, Energie und Rohstoffen oder auf
die Sicherstellung der Ernährung von Mensch und Tier bzw. auf die Lösung von Umweltproblemen abzielen.
Ausgeschrieben wurde er für wissenschaftliche Arbeiten aus den Gebieten Biotechnologie, Gentechnik, Enzymtechnik,
Zellkulturtechnik, Chemie und Physik.
Forschung als Grundstoff für die Zukunft
Die feierliche Vergabe der Erträge aus der Prof.-Ernst-Brandl-Stiftung fand heuer erstmals in den Räumlichkeiten
der Alma Mater statt, worüber sich der Vizerektor für Forschung, Tilmann Märk, besonders freute.
In seinen einleitenden Worten zum Festakt betonte er die Bedeutung der Forschung für die Allgemeinheit und
wies in diesem Zusammenhang auf die zukunftsweisende thematische Ausrichtung des Preises hin, „die Professor Brandl
sehr weise und sehr weit vorausgedacht hat.“ In einer wissensbasierten Gesellschaft besteht laut Märk ein
direkter Zusammenhang zwischen Forschung und Wohlstand. „In diesem Sinne liefern und erarbeiten die Preisträger
den Grundstoff für die Zukunft“, stellte der Vizerektor stolz fest und ermunterte die Preisträger in
Anlehnung an ein Gedicht von Bertold Brecht „maßlos, fruchtbar und furchtlos gegenüber Neuem zu sein.“
Auch Dr. Karl Mark, Bezirkshauptmann von Schwaz und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung, war in seinen Grußworten
voll des Lobes für Prof. Brandl und gab einen Überblick über dessen Leben und Leistungen.
Nach der Vorstellung der beiden Preisträger und ihrer Arbeiten durch Professor Günther Bonn und Prof.
Bernhard Kräutler überreichten Monika Brandl, die Gattin von Ernst Brandl, und Dr. Karl Mark den Preis
im Wert von jeweils 2.500,- Euro an die Preisträger Prof. Christian W. Huck und Dr. Michael Oberhuber
Die Stiftungszuwendungen 2006 gingen an das SOS-Kinderdorf Imst, die Lebenshilfe Tirol/Sektion Bezirk Schwaz, den
Sozialfonds der Stadt Schwaz, das Franziskaner-Ordens-Konvent in Schwaz, die Dekanatskirche Maria Himmelfahrt in
Schwaz und die Pfarrkirche St. Barbara in Schwaz
Neue Chancen in der Krebsprävention
Prof. Christian W. Huck wurde 1969 in Innsbruck geboren und promovierte 1998 am Institut für Analytische Chemie
und Radiochemie der Universität Innsbruck. 2006 habilitierte er sich im Fachbereich Analytische Chemie. Er
wirkte maßgeblich an der Entwicklung einer effizienten Methode zur Prostatanalytik mit und hat zahlreiche
Publikationen zu diesem Thema vorgelegt.
In seiner mit dem Prof.-Brandl-Preis 2006 ausgezeichneten Arbeit („Nanostructured affinity surfaces for MELDI-TOF-MS
based protein profiling and biomarker discovery“) beschäftigt sich Huck mit der Erforschung von Biomarkern,
denen in der modernen Tumoranalytik eine steigende Bedeutung zukommt. Zur hochsensitiven Erfassung solcher Markermoleküle
wurden selektive Anreicherungsverfahren mit Hilfe von Nanomaterialien entwickelt. Das etablierte Verfahren erlaubt
neben der Erfassung auch die Identifizierung der Molekülstruktur. Erstmals wurde ein neues, auf Infrarotspektroskopie
basierendes Verfahren zur Charakterisierung der eingesetzten Nanomaterialien verwendet. Durch die Kombination von
Nanotechnologie und Spektroskopie kann die Empfindlichkeit in der Tumordiagnose deutlich erhöht werden, wodurch
sich neue Chancen in der Krebsprävention eröffnen.
Umweltverträgliche Katalysatoren für die Industrie
Dr. Michael Oberhuber wurde 1974 in Bruneck geboren und promovierte 2002 am Institut für Organische
Chemie der Universität Innsbruck. Seither ist er laufend an nationalen sowie internationalen Forschungsprojekten
beteiligt und wurde für seine Forschungsprojekte bereits mit namhaften Preisen ausgezeichnet.
Im Zuge seiner mit dem Prof.-Brandl-Preis ausgezeichneten Arbeit („A DNA-templated Aldol Reaction as a Model fort
he Formation of Pentose Sugars in the RNA World“) gelang es Dr. Michael Oberhuber erstmals die Bildung von Pentosezuckern
durch eine sogenannte Aldolreaktion gezielt zu untersuchen. Die im Rahmen des Forschungsprojekts gewonnenen Erkenntnisse
macht die Entwicklung eines RNA-Enzyms möglich, das die Selektivität von Aldolreaktionen steuern kann
und damit ein wichtigen Meilenstein für die Entwicklung umweltverträglicher Biokatalysatoren darstellt.
Die Arbeit von Oberhuber ist eine der ersten, die demonstrieren, dass Aldolreaktionen auch in wässrigem Milieu
durch amninhaltige Organokatalysatoren beschleunigt werden können. Organokatalysatoren sind ein viel versprechendes
Ersatzmittel für schwermetallhältige Katalysatoren und können bei den industriell überaus wichtigen
Aldolreaktionen eingesetzt werden. |