Industriekonjunktur normalisiert sich auf hohem Niveau  

erstellt am
16. 05. 07

Indexhöchststände bei der aktuellen Geschäftslage – Auftragsbestände erneut leicht rückläufig – weiterer Beschäftigungszuwachs
Wien (pdi) - „Die Industrie ist mit hoher Produktionsdynamik in das neue Jahr gestartet, zugleich verstärken sich jedoch die Anzeichen einer Normalisierung des Geschäftsganges auf gutem Niveau“, fasst der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Markus Beyrer, das Hauptergebnis der aktuellen IV-Konjunkturumfrage zusammen. „Wenngleich die österreichische Industriekonjunktur im europäischen Vergleich schon weit fortgeschritten ist, wirkt der Flankenschutz der verbesserten Konjunkturaussichten bei wichtigen Handelspartnern, insbesondere für Deutschland und die Schweiz, auftrags- und auslastungsstabilisierend. Im Ergebnis werden die Zeichen für die österreichische Industrie auch heuer auf Expansion stehen.“

Gegenüber dem 4. Quartal 2006 geht das IV-Konjunkturbarometer, das als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in 6 Monaten gebildet wird, geringfügig von 46 Punkten auf 45 Punkte zurück. Diese Entwicklung ist ausschließlich Folge einer vorsichtigeren Einschätzung der Prognosekomponente (Saldo +15 nach +18), während die Lagekomponente mit 75 Punkten abermals einen neuen Höchstwert erreicht.

„Der Wert des Schlussquartals 2006 wurde erwartungsgemäß nicht mehr übertroffen. Nachdem der obere Wendepunkt des IV-Konjunkturbarometers bereits durchschritten wurde, steht eine Normalisierung der Industriekonjunktur unmittelbar ante portas“, formuliert IV-Chefökonom Dr. Christian Helmenstein, „zumal die Störfaktoren weiter an Gewicht gewinnen“. Beginnend bei den weiterhin hohen Preisniveaus auf den Energie- und Rohstoffmärkten sowie den nach wie vor ausstehenden Fortschritten bei der Liberalisierung des Welthandels im Bereich der Industriegüter und Dienstleistungen über fortgesetzte Zinsanhebungen im Euroraum in Kombination mit einem noch zur Schwäche neigenden Dollar bis hin zu adversen Vermögenseffekten in den USA ergibt sich ein dämpfender Einfluss auf die konjunkturellen Auftriebskräfte.

Das Niveau der Gesamtauftragsbestände in der Industrie geht dementsprechend zum zweiten Mal in Folge leicht von +75 auf +73 zurück und liegt somit nun bereits 5 Punkte unter dem Rekordniveau aus dem 3. Quartal 2006. Allerdings zeigt die Komponente der Auslandsaufträge eine geringfügige Verbesserung um einen Punkt auf einen Saldo von +63. Dies dürfte auf die relativ schwach ausgefallenen Negativeffekte der Fiskalkonsolidierung in Deutschland zurückzuführen sein. Zugleich nimmt – wie für eine solche Konjunkturphase typisch – der Anteil jener Unternehmen deutlich ab, die einen saisonüblichen Verlauf der Auftragseingänge melden. Hingegen nimmt sowohl der Anteil der Unternehmen mit überdurchschnittlichem als auch unterdurchschnittlichem Verlauf parallel zu.

Angesichts des exzellenten derzeitigen Geschäftsganges erwarten die befragten Unternehmen auf Sicht der nächsten drei Monate in saisonbereinigter Betrachtung nochmals eine Expansion ihrer Produktionstätigkeit. „Die rege Investitionstätigkeit der letzten Quartale wird vor allem bei jenen Unternehmen fruchten, die an der Kapazitätsgrenze produzieren – und das sind nach einer nunmehr bereits 15 Quartale andauernden Aufschwungphase der Industriekonjunktur inzwischen nicht wenige“, so IV-Generalsekretär Beyrer. „Der bereits hohe Beschäftigtenstand in der Industrie wird sich dadurch auch im heurigen Jahr gegenüber dem Vorjahr nochmals leicht erhöhen. Wären zahlreiche Betriebe nicht bereits mit Engpässen bei der Verfügbarkeit von Beschäftigten mit bestimmten Qualifikationen konfrontiert, wäre ein noch deutlicheres Beschäftigungsplus zu erwarten.“

Seit dem 3. Quartal 2005 berichten die Unternehmen von einer kontinuierlichen Verbesserung der laufenden Ertragslage. Diesbezüglich wurde im Jahresschlussquartal ein Plafond (Saldo +51) erreicht, der bei einem aktuellen Wert von +48 nicht ganz gehalten werden kann. Auch diesbezüglich zeichnet sich in weiterer Folge eine Normalisierung ab, da der Verlauf der Verkaufspreise zuletzt etwas weniger optimistisch als zum Termin der letzten Umfrage eingeschätzt wird (Saldo +12 nach +14).

Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 474 Unternehmen mit mehr als 252.000 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt – ähnlich wie bei dem bekannten deutschen IFO-Konjunkturklimaindex – folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.
 
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