Weltweite Datenbank für genetische Information für Blutgruppen  

erstellt am
16. 05. 07

Kooperation der Med Uni Graz und dem National Institute of Health bei zwei Großprojekten
Graz (universität) - Die Medizinische Universität Graz kooperiert eng mit dem amerikanischen National Center of Biotechnology (NCBI), einem Spezialbereich des renommierten National Institute of Health. Dabei wird eine Sequenzdatenbank aufgebaut, die alle weltweit verfügbaren DNA-Daten über den Human Leucocyte Antigene (HLA) Komplex sammelt. Die DNA wird per Computer analysiert und ausgewertet.

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Helmberg war 2000 bis 2004 als Projektleiter für den Aufbau dieser Sequenzdatenbank verantwortlich. Seit seiner Rückkehr an die Univ.-Klinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin betreut er dieses Projekt von Graz aus. "Das NCBI ist das weltweit größte System und für jedermann völlig frei zugängig - eine Art bioinformatisches Google". Was simpel klingt, ist in Wahrheit ein höchst komplexes System. "Wie kann man alle DNA-Typisierungsergebnisse Routine-mäßig zusammenführen? Dabei sind neben technischen Herausforderungen auch wirtschaftliche Kriterien zu beachten", führt Helmberg aus. Diese DNA-Analysen und -Auswertungen sind besonders wichtig bei Knochenmark- oder Nierentransplantationen. Die HLA Moleküle Klasse 1 und Klasse 2 sind entscheidend für das Immunsystem, ob ein Organ abgestoßen oder akzeptiert wird. "Unser Immunsystem ist sehr heterogen aufgebaut, um uns vor den verschiedensten Varianten eines Erregers zu schützen. Was von Natur aus gut für uns ist, verlangt aber bei Transplantation eine aufwändige Analyse: Theoretisch ergeben sich ca. 800x800x450x450x250x250x450x450 Variantenmöglichkeiten", erklärt Helmberg. Die Auswahl der richtigen Variante ist entscheidend für den Heilungsverlauf des Patienten. Der Erfolg des Projekts zeigt sich in der Nachfrage: 300 Logins von Instituten aus aller Welt werden täglich verzeichnet.

Ein weiterer Effekt der Datenbank: Es können Rückschlüsse über die genetische Beeinflussung von Diabetes (Typ 1) und Arthritis gezogen werden.

Ein weiteres Projekt, mit dem Helmberg vom NCBI vor einem Jahr beauftragt wurde, ist eine komplette, weltweite Erfassung aller genetischen Informationen von Blutgruppen. Ziel ist, die vielschichtigen und extrem zahlreichen Informationen auf einen einheitlichen Standard zu bringen bzw. einen weltweiten Wissensstandard herzustellen. "Die Herausforderungen sind vielfältig und reichen von einer regional unterschiedlichen Nomenklatur bis zur Blutgruppe, die genetisch noch nicht eindeutig definiert ist", beschreibt Helmberg. "Durch die Kooperation mit dem NCBI ist es von Graz aus möglich, eine globale Referenzdatenbank aufzubauen, die medizinische Forschung und Praxis weltweit unterstützt. Das NCBI stellt für diese Projekte ein Team von 3 Spezialisten zur Verfügung."

Helmberg arbeitet bereits seit 10 Jahren im Bereich Bioinformatik. Während seines Medizinstudiums eignete er sich als "Ablenkung und Freizeitbeschäftigung" Programmieren an. Mit der rasanten Weiterentwicklung der Informations- und Computertechnologie in den letzten Jahren konnten mit Bioinformatikanwendungen große Fortschritte erzielt werden. Auch Helmberg verbindet seine medizinischen Kenntnisse aus den Bereichen Immunologie, Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin mit medizinischen Computerwissenschaften.
 
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