Wien (wifo) - Laut aktueller WIFO-Schnellschätzung wuchs die österreichische
Wirtschaft im I. Quartal 2007 gegenüber dem Vorquartal um 0,8% und gegenüber dem Vorjahr um 3,2%. Warenexport
und Investitionen sind die tragenden Säulen des Konjunkturaufschwungs. Derzeit ist die Stimmung in der Sachgüterproduktion
so günstig wie zuletzt im Jahr 2000. Der private Konsum zeigt jedoch kaum Anzeichen einer Belebung. Der Einzelhandel
setzte zwar im I. Quartal deutlich mehr um als im Vorjahr, der schwache Pkw-Absatz und der Rückgang des Brennstoffverbrauchs
wegen des milden Wetters dämpften jedoch das Ergebnis des privaten Konsums.
Die starke Konjunktur und das milde Wetter zu Jahresanfang ließen Österreichs Wirtschaft im I. Quartal
gegenüber der Vorperiode real um 0,8% wachsen. Im Vergleich mit dem I. Quartal 2006 ergibt sich eine reale
Zunahme von 3,2%.
Die heimische Exportwirtschaft bildete zu Jahresbeginn erneut die wichtigste Stütze der Konjunktur. Nachdem
das Wirtschaftswachstum im IV. Quartal 2006 gemäß den revidierten Daten etwas an Dynamik eingebüßt
hatte (real +0,6% gegenüber der Vorperiode), war Anfang 2007 wieder eine Beschleunigung festzustellen (I.
Quartal 2007 +0,8%). Im Vorjahresvergleich stieg das BIP real um 3,2%. Auch die Ausweitung der Bauinvestitionen
(real +9,3% gegenüber dem Vorjahr, +1% gegenüber der Vorperiode) leistete einen wesentlichen Beitrag
zum Wirtschaftswachstum. Das gute Ergebnis ist jedoch zum Teil auf das milde Wetter zurückzuführen.
Die Investitionen in Ausrüstungsgegenstände stiegen hingegen zu Jahresbeginn etwas schwächer als
in den Vorperioden (I. Quartal real knapp +0,5%); das betraf sowohl Fahrzeuge als auch Maschinen und Elektrogeräte.
Nach wie vor reagieren die Ausgaben der privaten Haushalte für Konsumgüter nur verhalten auf die bereits
seit einem Jahr andauernde Konjunkturbelebung. Im I. Quartal betrug der Anstieg gegenüber der Vorperiode real
lediglich 0,3%. Allerdings wird die Veränderungsrate durch die Verringerung der Ausgaben für Heizzwecke
wegen des milden Winters gedämpft, ohne dass die Ersparnis für andere Konsumzwecke verwendet worden wäre.
Der Geschäftsgang des Handels entwickelte sich allerdings günstiger. Keine Aufwärtstendenz zeigen
jedoch die Neuanschaffungen von Pkw.
Kräftige Impulse kamen neuerlich vom Außenhandel. Nach einer leichten Verlangsamung des Wachstums im
III. Quartal zog der Warenexport wieder verstärkt an. Im I. Quartal stieg die Warenausfuhr saisonbereinigt
gegenüber der Vorperiode real um 2,5%. Die Ausfuhr von Dienstleistungen nahm ebenfalls weiter zu, allerdings
drückte der milde Winter das Ergebnis im Reiseverkehrsexport.
Der Warenimport verliert seit einigen Quartalen etwas an Expansionskraft. Zu Jahresbeginn betrug der Anstieg real
1,1%. Weil der Export rascher wächst, weitet sich der Außenbeitrag kontinuierlich aus. Die Einfuhr von
Dienstleistungen erhöhte sich gegenüber der Vorperiode real um 0,6%.
Auf der Entstehungsseite verzeichneten die Sachgütererzeugung (real +1,3% gegenüber der Vorperiode),
das Banken- und Versicherungswesen (+1,2%) sowie das Realitätenwesen (+1,3%) die stärksten Wertschöpfungszuwächse,
die Bauwirtschaft steigerte die Produktion um 0,7%.
Die WIFO-Konjunkturumfrage vom April zeigt eine anhaltende Hochstimmung in Industrie und Gewerbe. 43% der befragten
Unternehmen beurteilen ihre derzeitige Geschäftslage als gut; das ist der höchste Wert seit der Aufnahme
dieser Frage in den Konjunkturtest vor 25 Jahren. Die ausgezeichnete Stimmung in der Sachgütererzeugung strahlt
zunehmend auch auf die unternehmensnahen Dienstleistungen und den Einzelhandel aus.
Die Verbraucher erwarten eine weitere Entspannung auf dem Arbeitsmarkt, aber nur eine leichte Verbesserung ihrer
finanziellen Situation. Bei größeren Anschaffungen wollen sie etwas weniger sparsam sein als in den
letzten Jahren. Der Einzelhandel verzeichnete im I. Quartal deutliche Zuwächse, der schwache Pkw-Absatz und
der witterungsbedingte Rückgang des Brennstoffverbrauchs wirkten dem jedoch entgegen.
Die Inflationsrate stieg im März geringfügig auf 1,8%, vor allem weil die Preise von Energie, Nahrungsmitteln
und Bekleidung anzogen.
Der Arbeitsmarkt reagierte relativ rasch auf den Konjunkturaufschwung. Im April lag die Zahl der unselbständig
Beschäftigten um 64.700 über dem Vorjahresniveau. Die Unternehmen boten auch zusätzliche Vollzeitstellen
an. Dies schlug sich in einem Abbau der Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten nieder, der durch das milde Wetter
verstärkt wurde. Im April verlangsamte sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich merklich
(–13.000 nach –33.000 im I. Quartal).
Quelle: WIFO
Autor: Ewald Walterskirchen |