Österreichs Chemieindustrie erzielt 2006 Umsatzrekord  

erstellt am
25. 05. 07

Der Branchenumsatz steigt um 17,7 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro, die Produktion nur um 4 Prozent, das Ertragswachstum fehlte
Wien (ba-ca) - Österreichs Chemieindustrie verbuchte 2006 eine Umsatzsteigerung von 17,7 Prozent. Der Umsatzrekord brachte allerdings keine entsprechenden Ertragszuwächse mit sich. Zu diesem Ergebnis kommt der neueste Branchenbericht der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft. Das hohe Umsatzwachstum im Vorjahr beruhte maßgeblich auf hohen Preissteigerungen, die wesentlich von der Rohstoffpreishausse getrieben waren. Gleichzeitig ist die Produktionsleistung der Branche nur um 4 Prozent gestiegen und damit sogar langsamer als im langfristigen Durchschnitt von rund 6 Prozent in den letzten zehn Jahren. Vermutlich konnten die gestiegenen Kosten im Branchendurchschnitt nicht zur Gänze mit den höheren Preisen aufgefangen werden.

"Treibende Kraft hinter dem Branchenwachstum 2006 war einmal mehr die Exportnachfrage, die grundsätzlich für das Branchenwachstum aufgrund des relativ kleinen Inlandsmarktes essenziell ist", so Günter Wolf von der Bank Austria. Im Vorjahr stiegen die Ausfuhren von chemischen Grundstoffen und Chemiewaren um 18 Prozent auf 11 Milliarden Euro, wobei die höchsten Zuwächse im Export mit Rohkunststoffen verbucht wurden (+32 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro). Die wichtigsten Exportgüter der österreichischen Chemie sind seit Jahren pharmazeutische Produkte; die Pharmaexporte sind 2006 um 17,3 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gestiegen. Demgegenüber standen Importe im Wert von 3,9 Milliarden Euro, womit die Sparte auch wieder einen wesentlichen positiven Beitrag zur Außenhandelsbilanz mit Chemiewaren leistete.

Die Chemiekonjunktur bleibt 2007 und wahrscheinlich auch 2008 lebhaft, unterstützt vom kräftigen Wirtschaftswachstum im Inland und in wichtigen Exportmärkten. Das Umsatzwachstum der Chemieindustrie wird heuer zwar das Vorjahresergebnis verfehlen, sollte aber zumindest das langfristige Niveau von 5 bis 6 Prozent im Jahr erreichen.

"Österreichs Chemieindustrie verteidigt seit Jahren erfolgreich ihre Konkurrenzfähigkeit", sagt Günter Wolf von der BA-CA. In erster Linie ist die Produktivität der Branche schneller als im EU-Durchschnitt gestiegen. Seit Mitte der 90er Jahre sind die Produktionsleistung der heimischen Chemieindustrie um mehr als 70 Prozent und die Beschäftigung um knapp 2 Prozent gestiegen. Im EU25-Schnitt betrug das Produktionswachstum im selben Zeitraum nur rund 40 Prozent und die Beschäftigung ist um 11 Prozent gesunken. Darüber hinaus bestätigt die langfristige Verbesserung der Außenhandelsbilanz die stabile Position der Branche: Das Handelsbilanzminus mit Chemiewaren von 1,3 Milliarden Euro Mitte der 90er Jahre auf zuletzt 900 Millionen Euro gesunken.

"Trotz der anhaltend lebhaften Nachfrage wird sich der Ertragsdruck in der Chemieindustrie nicht lockern. Im Juni kommt mit 'Reach' ein neuer Kostenfaktor auf die Branche zu, einer EU-Regelung hinsichtlich der Registrierung chemischer Substanzen", hält Branchenanalyst Günter Wolf fest. Brancheninterne Schätzungen gehen davon aus, dass EU-weit 10 bis 30 Prozent der rund 30.000 registrierungspflichtigen Stoffe vor allem in der Feinchemie vom Markt genommen werden, beziehungsweise ihre Produktion ins Nicht-EU-Ausland verlagert wird.
 
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