Diskonter Hofer und Lidl verzeichneten größtes Wachstum
Wien (bmlfuw/aiz) - Der österreichische Lebensmittelhandel wuchs im Jahr 2006 mit +3,3% seit
Langem wieder deutlich. Bei einer Inflationsrate von 1,5% lag damit das reale Wachstum bei 1,7%. Im Vergleich dazu
lag in den vergangenen zwei Jahren das Wachstum bei nur 1,4% (2004) und 2% (2005). Bereinigt um die Inflationsrate
bedeutete dies eine reale Stagnation beziehungsweise sogar einen leichten Rückgang. Dies geht aus den neuesten,
heute veröffentlichten Daten des Marktforschungsunternehmens ACNielsen hervor. Als Wachstumssieger zeigten
sich die Diskonter Hofer und Lidl, aber auch Rewe und Spar wuchsen stärker als der übrige Markt. "Wir
beobachten auch im ersten Quartal 2007 einen für Handel und Industrie gleichermaßen erfreulichen Trend.
Die in den vergangenen zwei Jahren deutlich gebremste Konsumlaune ist wieder angesprungen", erläuterte
Martin Prantl, Geschäftsführer von Nielsen Österreich.
Insgesamt wurden im heimischen Lebensmittelhandel 2006 in 6.204 Geschäften ein Umsatz von EUR 15,4 Mrd. getätigt.
Bei der Geschäftsanzahl kam es zu einem Rückgang von 0,4%. "Die Schließung kleiner Geschäfte
schritt zwar noch weiter fort, war jedoch weniger stark als in den Jahren zuvor. Zugenommen hat - durch Filialexpansion
- wiederum die Anzahl bei den Geschäftsformaten größer als 400 m2 , auch bei den Diskontern ist
nach wie vor Flächenexpansion zu beobachten, sodass es insgesamt nur mehr zu einem Minus von 28 Shops bei
gleichzeitigem Anstieg der Gesamtfläche im Lebensmittelhandel kam", so Prantl.
Konjunktur, Wetter und Convenience-Trend sorgten für Plus
Die Gründe für das reale Plus lagen laut den Nielsen-Erhebungen in mehreren externen Faktoren begründet.
"Das gute BIP-Wachstum und die im Jahresvergleich gesunkene Arbeitslosigkeit wirkten sich positiv auf die
Kaufkraft aus. Rund um die Fußball-WM im Juni gab es absatzstarke Aktionen, etwa bei Bier und pikanten Snacks.
Der heiße und schöne Juli brachte vor allem den Getränkeherstellern gute Umsätze. Bei den
alkoholfreien Getränken konnten speziell Mineralwasser und Energy-Drinks stark zulegen. Bei den Heißgetränken
kam das Plus über die Preiserhöhung bei Kaffee", erläuterte Prantl. Convenience liege weiter
im Trend und sei ebenfalls 2006 für einen Teil des Wachstums verantwortlich gewesen, speziell bei den Sortimenten
Tiefkühlkost, Frühstücksprodukte und Fertiggerichte. Weiters zählte auch Käse zu den Umsatz-Gewinnern.
Rewe und Spar wachsen stärker als der Markt
Die Nummer eins am heimischen Markt, die Rewe Group Austria, konnte mit moderatem Filialausbau und substanziellem
Umsatzzuwachs mit ihren Handelsfirmen Billa, Merkur, Penny und dem kooperierenden Sutterlüty den Marktanteil
leicht von 29,6% auf 29,7% ausbauen. Das bedeutet ein Plus zum Vorjahr von insgesamt 3,7%. Die Filialanzahl wurde
nur mehr leicht von 1.376 auf 1.385 Geschäfte ausgebaut.
Spar, die starke Nummer zwei am Markt, wuchs ebenfalls stärker als der Markt und baute den Anteil von 27,5%
auf 27,6% aus. Das Plus von 3,6% kam ausschließlich aus der Eigenexpansion, bei einer immer noch laufenden
Strukturbereinigung im Bereich der unabhängigen Spar-Kaufleute. Ein leichtes Minus in diesem Bereich wurde
durch ein Plus bei den Spar-eigenen Filialen und bei Interspar sogar überkompensiert.
Hofer verzeichnet stärkstes Anteilsplus
Der Diskonter Hofer ist die Nummer drei des österreichischen Lebensmittelhandels, er war, wie in den letzten
Jahren, mit einem Plus von 6,6% der Wachstumssieger am Markt. Hofer steigerte seinen Anteil von 18,8% auf 19,4%.
2006 wurde die Filialanzahl um 28 auf 397 gesteigert, das entspricht einem Plus von 7,6% bei der Geschäftsanzahl.
Das Wachstum war damit ausschließlich auf die Flächenexpansion zurückzuführen.
Die Handelskette Adeg fiel 2006 anteilsmäßig von 6,6% auf 6,1%, das bedeutet ein Minus von 4,4%, mehr
als die Hälfte des Rückgangs entfiel dabei auf die Verbrauchermärkte (e-Center). Der Anteil von
Adeg ohne Verbrauchermärkte betrug 5,3%. Speziell bei den selbstständigen Kaufleuten, welche das Adeg-Logo
führen, gab es noch eine Strukturbereinigung und daher ein leichtes Minus.
Der Markanteil der ZEV-Markant-Gruppe (dazu gehören die Handelsunternehmen: Pfeiffer/Unimarkt, Wedl, Kiennast,
Kastner/Brückler) lag mit 5,3% leicht unter dem Vorjahresniveau von 5,4% bei einer positiven Umsatzentwicklung
von +0,7%. Die deutsche Tengelmann-Gruppe ist in Österreich mit dem Soft-Diskonter Zielpunkt und dem Hard-Diskonter
Plus am Markt. Sie verzeichnete 2006 ein Umsatzminus und damit einen Anteilsrückgang von 5% auf 4,7%.
Strukturbereinigung verlangsamt sich
Der Prozess der Strukturbereinigung im österreichischen Lebensmittelhandel setzte sich 2006 fort.
Allerdings war der Rückgang an Geschäften mit -0,4% deutlich schwächer als in den Jahren davor.
Die Verkaufsfläche ist insgesamt um 2,4% weiter gestiegen. "Es lassen sich wie in den Vorjahren zwei
Trends beobachten: Im Bereich der Geschäfte mit weniger als 400 m2 Fläche kommt es aufgrund von Nachfolgeproblemen
und der Konkurrenz der Supermärkte und Diskonter zu Schließungen. 2006 mussten 141 dieser Geschäfte
zusperren, was ein Minus von 5% bedeutet. Das ist ein deutlich geringerer Rückgang als in den Vorjahren",
erläuterte Prantl.
Insgesamt stelle die Gruppe der Kaufleute mit Läden unter 400 m2 einen Anteil von 44% bei der Anzahl der
Geschäfte, sie erziele aber gleichzeitig nur mehr 14% des Gesamtumsatzes. "Parallel dazu gab es eine
starke Filialexpansion bei Verbrauchermärkten mit mehr als 1.000 m2 , bei Supermärkten bis 1.000 m2
sowie weiterhin bei den Harddiskontern Hofer und Lidl. Verbraucher- und Supermärkte machen mittlerweile 63%
des Gesamtumsatzes im Lebensmittelhandel aus, weitere 22% entfallen auf Hofer und Lidl", so der Nielsen-Experte.
ACNielsen ist das weltweit führende Marketing-Informationsunternehmen. Mitarbeiter in über 100 Ländern
beraten und unterstützen die Kunden, zu denen führende Konsumgüterhersteller, Handel und Dienstleister,
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