St. Pölten (nöwpd) - Niederösterreichs Gewerbebetriebe spüren
Aufwind. "Die Entwicklung ist recht gut", sagt der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der NÖ
Wirtschaftskammer, Josef Breiter, im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Das wird auch von einer
Studie der KMU Forschung Austria bestätigt: Demnach haben die blau-gelben Gewerbe- und Handwerksbetriebe 2006
ein Umsatzplus von 2,3 Prozent auf insgesamt etwa 10 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Exporterlöse konnten
mit 607 Millionen Euro gegenüber der Vorperiode sogar verdoppelt werden.
Was sich schon im Vorjahr am Bau ausgewirkt habe - vermehrte Investitionen in Wohnbau und Sanierung, aber auch
mehr öffentliche Aufträge - , "das ist jetzt auch für die Baunebengewerbe, wie Schlosser, Installateure
oder Tischler, spürbar - nämlich eine bessere Auslastung", betont Breiter. Ob sich auch die Preise
verbessert haben, ist sich der Gewerbeobmann "nicht so sicher, ich höre aber Manager von Wohnbaugenossenschaften
klagen, dass die Preise angezogen hätten".
Auch im Gewerbe sei das Facharbeiterproblem nicht zu überhören und zu übersehen, meint Breiter.
Viele Betriebe hätten zuvor in wirtschaftlich schwierigeren Phasen den Mitarbeiterstand bzw.
die Zahl der Lehrlinge reduziert. "Faktum ist", so Breiter: "Die Facharbeiter, die jetzt viele Betriebe
schnell brauchen, sind nicht da aus den verschiedensten Gründen".
Der Gewerbeobmann plädiert daher dafür, ausländische Facharbeiter im Rahmen von Kontingenten ins
Land zu lassen, "durchaus nicht in Überzahl, da müsste doch ein Mittelweg möglich sein",
sagt er. Denn Breiter fürchtet auch eine andere Entwicklung: "Bis wir dann in einigen Jahren den Arbeitsmarkt
öffnen, dann werden die besten Leute aus den nördlichen und östlichen EU-Nachbarländern längst
schon ihre Jobs in Irland oder anderen EU-Ländern gefunden haben."
Breiter und seine Gewerbekollegen wollen aber auch beitragen, dass das Image und das Interesse an den Lehrberufen
wieder steigt. "Wir wollen vermeiden, dass Maurer, Tischler oder Metallbetriebe bei den Werbe- und Info-Veranstaltungen
an Schulen als Konkurrenten auftreten, sondern vielmehr gemeinsam für die Lehrberufe werben, ihren Wert für
die Gesellschaft hervorheben und auf die Karrierechancen hinweisen. Wer genau hinsieht", sagt Breiter, "wird
klar erkennen, dass eine fundierte Ausbildung in einem Lehrberuf heute sicher ebenso viel wert ist wie eine Matura."
Dieses Hinsehen wünscht sich Breiter auch vom Gesetzgeber: Die Zeit - üblicherweise 10 Wochen -, die
ein Lehrling pro Jahr in der Berufsschule verbringt, "sollte nicht dem Betrieb finanziell angelastet werden",
fordert er, "dann würde es mit Sicherheit noch mehr Ausbildungsplätze geben".
Generell wünscht sich Breiter an der Schnittstelle Schule Lehre mehr Flexibilität, "mehr
Visionen". Für die Berufsreifeprüfung "suchen wir noch nach besseren Zugangsmodellen, etwa
in der Form von berufsbegleitenden Ausbildungsmodulen". Und Breiter regt auch an, dass schon mehr Spezialisierung
in den Polytechnischen Lehrgängen angeboten wird. Das würde allerdings erfordern, dass Poly und Berufsschule
näher aneinander rücken. |