Wien (oenb) - Noch vor einigen Jahren galten die Europäische Währungsunion (EWU) und der Euro
als äußerst ehrgeizige Projekte auf europäischer Ebene. Mittlerweile werden beide Integrationsvorhaben
als wichtiger Beitrag zur Stabilität und internationalen Wettbewerbsfähigkeit der EU und insbesondere
des Euroraumes gewürdigt. Als einer der Erfolgsfaktoren dieses Meilensteins der Europäischen Integration
bezeichnete Gouverneur Liebscher bei einer Rede in Wien vor dem Central Council der European League for Economic
Cooperation (ELEC) den starken politischen Willen, die „Stabilitätsarchitektur der EWU“ mit Nachhaltigkeit
zu verfolgen. Liebscher betonte weiters, dass er die EWU und den Euro als energischste strategische Antwort der
EU auf die Chancen und Herausforderung einer globalisierten Welt einschätze.
Seit 1999 hat die Weltwirtschaft einige wichtige Schocks erlebt wie z. B. schädliche Wechselkursfluktuationen,
Boom- und Bust-Phasen auf den Aktienmärkten, globale Ungleichgewichte und die Schatten von Krieg und Terrorismus.
In Mitten dieser ungünstigen Entwicklungen hatte der EZB-Rat ein klares Mandat zu erfüllen – die Gewährleistung
der Preisstabilität. Dank der Glaubwürdigkeit der EZB und des Eurosystems konnte sich der Euro als Stabilitätsanker
etablieren und die Finanzmärkte der Eurozone gegen diese Schocks abschirmen.
Nicht zu letzt auf Grund des stetig steigenden internationalen Gebrauchs des Euro hat diese Währung nicht
nur innerhalb des Eurogebietes zu Stabilität und Prosperität beigetragen, sondern auch die monetäre
Stabilität über den Euroraum hinaus günstig beeinflusst. Der Euro ist heute die wichtigste Weltwährung
neben dem US-Dollar.
Nach ein paar Jahren schwächerer Konjunktur setzt sich der Aufschwung im Euroraum nun fest und macht den Euroraum
zu einem wichtigen „Global Player“. Allerdings sind für ein nachhaltiges Wachstum weitere strukturpolitische
Verbesserungen von Nöten. Trotz bedeutsamer Fortschritte einiger Mitgliedsstaaten bleibt dennoch noch einiges
zu tun, um das ehrgeizige Ziel der Lissabon Agenda, „Europa bis 2010 zur wettbewerbfähigsten und dynamischsten
wissensbasierten Wirtschaft in der Welt zu machen“, umzusetzen.
Eine weitere globale Herausforderung besteht in der vollständigen monetären Integration der neuen EU-Mitgliedstaaten
aus den beiden letzten Erweiterungsrunden (2004 and 2007). Umfangreiche Reformen hin zu marktwirtschaftlich orientierten
Volkswirtschaften begünstigen das dynamische Wirtschaftswachstum in dieser Region. An einer strikten Einhaltung
der Konvergenzkriterien führt allerdings kein Weg vorbei.
Auch für die Anrainerstaaten des Eurogebietes, dient der Euro als monetärer Stabilitätsanker. Die
Anpassung der institutionellen Struktur der EU wird im Stabilisierungs- und Assoziierungsprozess mit den Ländern
des Westbalkan regelmässig überprüft.
Als kleine offene Volkswirtschaft ist Österreich dem Wandel der Weltwirtschaft und der Globalisierung besonders
ausgesetzt. Weder vor der EU-Mitgliedschaft noch nach der Einführung des Euro hat Österreich Auswirkungen
der Globalisierung im wesentlichen negativ zu spüren bekommen. Ein relativ hohes Maß an realer und nomineller
Flexibilität auf den Arbeits- und Produktmärkten und ein funktionierender Dialog in Form der Sozialpartnerschaft
haben diese Entwicklung begünstigt. Österreichisches Engagement in Mittel- und Osteuropa zeigt sich in
steigenden Auslandsinvestitionen und steigendem bilateralem Handel. Mit einem Marktanteil von etwa 25% gehören
österreichische Banken zu den Marktführern im Banken- und Finanzsektor dieser Region.
Der globale Wettbewerb mit den USA und Asien fördert die Notwendigkeit einer dynamischen Strukturpolitik und
struktureller Reformen in der EU zutage. Eine Verlangsamung dieses Prozesses oder gar ein Rückfall in protektionistische
Verhaltensweisen wäre fatal für die europäische Wirtschaft und Gesellschaft. |