Milch aus Österreich im Regal und was der Bauer davon hat  

erstellt am
31. 05. 07

Österreich-Anteil an Frischmilch zw. 69% und 100%, bei Käse zw. 33% und 70% – Bauer erhält vom Milchpreis zw. 27% („A Faire Milch“) und 31% (Schärdinger Vollmilch)
St. Pölten (lk-noe) – Zum Weltmilchtag am 1. Juni nahm die LK NÖ die Milchregale unter die Lupe: Bei Frischmilch liegt der Österreich-Anteil am Regalsortiment zwischen 69% und 100%, bei Käse zwischen 33% und 70%, bei Butter zwischen 50% und 100%. Die Preise für einen Liter Vollmilch bewegen sich bei Markenprodukten zwischen Euro 0,95 (Schärdinger Vollmilch) und Euro 1,09 („A Faire Milch“). Vom Kaufpreis erhält der Bauer zwischen 27% („A Faire Milch“) und 31% (Schärdinger Vollmilch) bzw. 36,5% bei Bio-Vollmilch „Ja natürlich“.

Anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni führte die Landwirtschaftskammer NÖ eine Markterhebung „Milch“ in sechs Supermärkten in St. Pölten durch. Bei Hofer, Lidl, Plus, Merkur, Interspar und Billa wurde der Anteil Österreichischer Produkte im Milchregal in den Kategorien Frischmilch, Butter, Käse und Haltbarmilch erhoben. Anhand von Schärdinger Vollmilch, NÖM-Vollmilch und ‚A Faire Milch’ wurde errechnet, wieviel der einzelne Bauer vom Verkaufspreis der Milch erhält.

Testsieger Hofer: In drei Kategorien den höchsten Österreich-Anteil
Bei Frischmilch liegt der Österreich-Anteil im Regal zwischen 69% (Billa) und 100% (Hofer), bei Käse zwischen 33% (Lidl) und 70% (Hofer), bei Butter zwischen 50% (Plus) und 100% (Hofer), bei Haltbarmilch zwischen 67% und (Lidl) und 86% (Interspar). „Hofer ist damit klarer Österreich-Testsieger“, fasst Hermann Schultes, Präsident NÖ Landwirtschaftskammer, die Ergebnisse zusammen.

Die Anzahl an Produkten in den einzelnen Kategorien schwankt erheblich: Bei Frischmilch gab es zwischen 3 (Lidl) und 29 (Billa) unterschiedliche Produkte, bei Butter zwischen 3 (Lidl) und 24 (Billa, Interspar), bei Käse zwischen 33 (Lidl) und 508 (Interspar) und bei Haltbarmilch zwischen (3 (Lidl) und 29 (Billa). „Die Qualität und Vielfalt der Produkte sind beachtlich“, so Schultes, „das Lob gebührt den Molkerein für ihre Innovationsfreude“. An den Handel richtet Schultes den Appell, dem Beispiel Hofers zu folgen: „Produkte aus Österreich bedeuten heimische Wertschöpfung und schonen aufgrund der kurzen Transportwege die Umwelt“.

Testverlierer ‚A Faire Milch’: Die Bauern erhalten weniger, die Konsumenten bezahlen mehr
Der Preis für Vollmilch, als Markenprodukt abgepackt, lag am Tag der Markterhebung zwischen Euro 0,95 (Schärdinger Vollmilch) und Euro 1,09 (‚A Faire Milch’). Der Produzentenpreisvergleich zeigt: Die Preise, die die Lieferanten der „fairen Milch“ pro kg Rohmilch von der Molkerei Seifried bezahlt bekommen liegen deutlich unter dem Preis, den etwa die NÖM ihren Lieferanten zugesteht. Allerdings ist „A Faire Milch“ im Supermarkt mit Euro 1,09 wesentlich besser bezahlt als die Vergleichsprodukte.

Bei Bio-Vollmilch „Ja natürlich“ gehen 36,5% des Verkaufspreises eines Liters Milch an den Produzenten, bei Schärdinger Vollmilch 31%, bei NÖM 30% und bei Seifrieds „A Faire Milch“ nur 27%. Deutlich besser am Markterlös beteiligt sind auch die Lieferanten der Hofer-Marke „Zurück zum Ursprung“: Preis im Regal 95 Cent, Auszahlungspreis 34,7 Cent. Das beste Verhältnis erreichen somit die Lieferanten von „Zurück zum Ursprung“ und von der Bio–Milch „Ja natürlich“ der Pinzgau-Molkerei. Die Bio Bauern der NÖM erhalten vom 99 Cent-Ladenpreis je geliefertem Liter 33,8 Cent, das sind 34% vom Konsumenten-Euro.

Anlässlich des Weltmilchtages ruft Schultes die Genossenschaften und Verarbeitungsbetriebe auf, den Bauern einen gerechten, höheren Anteil an den Verkaufserlösen zu lassen.

Knappes Angebot und steigender Anteil ausländischer Milch im Regal seien ein deutliches Zeichen dafür, dass unsere Molkereien lieber zahlungskräftige Auslandsmärkte bedienen, als von unseren Handelsketten schlechte Preise zu akzeptieren: „Die Marktsituation ist günstig, die Bauern können mit Recht eine Preiserhöhung verlangen. Für die Zukunft gilt es weiterhin, die Vorteile und Stärken der Genossenschaften zu nutzen“. In Hinblick auf die unsichere Situation mit der Quote würden die Genossenschaften weiter an Bedeutung gewinnen. Die Bauern können über ihre Genossenschaften den Markt aktiv mitgestalten, so Schultes. Der Präsident der LK NÖ erwartet, dass sich der Milchpreis aufgrund des geringen Angebots und der guten Nachfragesituation nach oben bewegen wird.
 
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