57. Generalversammlung des Österreichischen Städtebundes von Städtebund-Präsident
Bgm. Häupl und Bgm. Dobusch eröffnet
Linz (rk) - Linz ist vom 30. Mai bis 1. Juni die "Hauptstadt der Städte" in Österreich.
Der 57. Österreichische Städtetag wurde am Nachmittag des 30.05. von Städtebund-Präsident
Bgm. Michael Häupl und dem Linzer Bürgermeister Franz Dobusch im Linzer Design Center eröffnet.
Dobusch stellte in seiner kurzen Begrüßung die soziale Funktion seiner Stadt in den Mittelpunkt, wobei
er insbesondere die geringe Arbeitslosenrate und das hohe städtische Sozialniveau hervorhob. Präsident
Häupl plädierte in seiner Rede für einen aufgabenorientierten Finanzausgleich, der die Aufgabenfülle
der Städte entsprechend berücksichtigt.
Häupl übt Kritik an Aufgabenverlagerungen in die Städte
Kritik übte Präsident Häupl dabei an der gängigen Praxis von Bund und Ländern
Aufgaben an Städte und Gemeinden zu delegieren: "Wir können in den Städten etwa nicht die Ideen
anderer Gebietskörperschaften finanzieren oder wie rettende Engel herbeieilen, wenn eine andere Ebene nicht
mehr ein oder aus weiß." Zudem seien es gerade die Städte, die im System der Tranfers zwischen
den unterschiedlichen Ebenen "stark benachteiligt sind" und überproportional beansprucht werden.
"Wir müssen uns selbstverständlich Gedanken machen, wie wir urbanes Leben, mit all seinen Herausforderungen,
für die Zukunft gestalten. Wir müssen die Mittel aber so verteilen, dass dort, wo Menschen sind, wo sie
zentralörtliche Infrastrukturen benützen, wo sie leben und arbeiten, genügend Mittel vorhanden sind."
Mit Bezug auf das Thema der Pflegevorsorge unterstützte Häupl das Modell einer solidarischen Pflegeversicherung.
Bezogen auf die EU-Verfassung und den bevorstehenden Gipfel der Staats- und Regierungschefs im Juni stellte sich
Städtebund-Präsident Bgm. Häupl, seit 2004 zugleich Präsident des kommunalen Dachverbandes
RGRE (Rat der Gemeinden und Regionen Europas) klar hinter das 2005 verabschiedete Dokument und dessen Bezügen
zur kommunalen Ebene.
Bundespräsidenten-Lob für kommunale Spitzenverbände
Bundespräsident Fischer betonte seine enge Verbundenheit mit den Städten und ihren RepräsentantInnen
und hob die wirksame Zusammenarbeit der beiden Interessenvertretungen Städtebund und Gemeindebund hervor.
"Wir haben ja schließlich alle etwas davon, wenn Städte und Gemeinden ihre Interessen gut vertreten."
Bei einem Schwenk zur Thematik EU-Verfassung warnte Fischer davor, dass man das Dokument "nicht bis zur Unkenntlichkeit
und Unbrauchbarkeit verwässern dürfe". Zudem trat der Bundespräsident für eine intensive
öffentliche Diskussion über die Länge der Legislaturperiode ein. Er erinnerte daran, dass nur in
wenigen Fällen eine Legislaturperiode die ganzen vier Jahre gedauert habe.
Pühringer fordert Redlichkeit im Finanzausgleich ein
Weitere Begrüßungsworte sprachen Innenminister Günther Platter, der als früherer langjähriger
Bürgermeister einer ländlichen Gemeinde, Zams, von einem "respektvollen Blick auf die Stadtbürgermeister"
sprach und insbesondere die enge Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich bei der Vorbereitung auf die EURO 2008 betonte.
Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer forderte einen Interessenausgleich zwischen den Gebietskörperschaften,
wobei Länder und Gemeinden im Interesse der Bürgerinnen und Bürger faire und klare Lösungen
anstreben sollten. "Wer Aufgaben übernimmt, wenn er weiß, dass er sie nicht erfüllen kann,
weil er sie sich finanziell nicht leisten kann, der handelt unredlich." ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer
dankte Städten und Gemeinden für die Unterstützung bei der Findung eines tragfähigen Kompromisses
bei der EU-Dienstleitungsrichtlinie und ersuchte um Unterstützung der Kommunen bei der Schaffung von Lehrstellen.
Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer nannte die Nichtbeiziehung von Ländern und Gemeinden beim
Kinderbetreuungsgipfel "grotesk" und sieht Gestaltungsspielräume nur dann, wenn der Bund eine deutliche
Finanzzusage damit verbindet.
Korinek: Verfassungsreform ist notwendig
Festredner Karl Korinek, Präsident des Verfassungsgerichtshofs, plädierte für eine reformierte
Verfassung. "2400 Seiten geltendes Bundesverfassungsrecht - das kann kaum einer gelesen haben", unterstrich
Korinek die Notwendigkeit der Reform. Die bundesstaatliche Kompetenzverteilung leide unter Zersplitterung, etwa
im Energierecht. Zudem sei die Verwaltung durch Ausgliederungen oder durch neue Kontrollmechanismen nachhaltig
verändert worden, was sich allerdings nicht im Verfassungsgefüge widerspiegle. Auch hier sei eindeutig
Anpassungsbedarf gegeben. |