Wien (bmj) - Mehr als 120 JustizpädagogInnen aus Irland, Deutschland, der Schweiz und Österreich
debattierten vom 14.-16. Mai 2007 im Schloss Altkettenhof in Schwechat über pädagogische Konzepte im
Strafvollzug.
„Die Kraft der Haft – Die Chance 'Leben'“ - unter diesem Titel diskutierten die ExpertInnen aus den verschiedensten
wissenschaftlichen Blickwinkeln, welche pädagogischen Möglichkeiten der Strafvollzug bieten kann.
Prof. Dr. Gratz, Leiter der Strafvollzugsakademie Wien, hob in seinem Vortrag hervor, dass die Umgebung und Betätigung
eines Menschen sich in der Struktur und Funktionsweise des Gehirns niederschlage: die Reizarmut und permanente
Stresssituation des Verwahrungsvollzuges beeinträchtigten laut Gratz potentiell nicht nur die Gehirne der
Gefangenen, sondern auch von Mitarbeitern des Vollzuges, die sich auf Routinehandlungen zurückziehen.
Prof. Hiller (Universität Reutlingen) illustrierte an Hand von Fallbeispielen die Thematik „Macht sich der
Justizvollzug Illusionen?“. Walter Toscan, Anstaltsleiter aus der Schweiz, gab in seinem Vortrag „Zwangsmaßnahmen
– Schule – Unterricht im Vollzug“ Einblick in völlig alternative Formen des Vollzugs, der Vollzugspädagogik.
Neben den theoretischen Inputs sorgten v.a. die pädagogischen Ansätze aus der Praxis für Furore,
etwa die in der JA Simmering praktizierte "multiprofessionelle tiergestützte Interaktion" oder das
von den Berufsschullehrern Ing. Promok und Ing. Lampl (Jugenddepartment
der JA Wien-Josefstadt) präsentierte Modell der Schnupperlehre für Untersuchungshäftlinge. Schulrat
Riebniger (Bild) stellte sonderpädagogisch zentrierte methodisch didaktische Übungen aus dem pädagogischen
Gefängnisalltag vor.
Eine Exkursion in die JA Wien-Simmering bildete den Abschluss der Tagung. Mehr als 70 Fachleute aus dem internationalen
Vollzug konnten sich zur Freude des Leiters der Justizanstalt Mag. Timm und von Mag. Andrea Moser-Riebniger, fachzuständige
Leiterin des pädagogischen Dienstes, von dem breiten Bildungs- und Berufsausbildungsangebot überzeugen. |