Schuldebatte  

erstellt am
11. 06. 07

Molterer: Bildungsdiskussion muss endlich in die Tiefe gehen
Schule muss alle Potenziale, die Kinder haben, zum Ausdruck bringen können und lebbar machen.
Wien (övp-pd) - "Bildung ist für die Zukunft des Landes und der Menschen so wichtig, dass ich erwarte, dass die Bildungsdiskussion endlich in die Tiefe geht und die Fragen beantwortet, die die Menschen tatsächlich stellen", sagte ÖVP- Bundesparteiobmann Vizekanzler Mag. Wilhelm Molterer nach der Sitzung des ÖVP-Bundesparteivorstandes am 11.06. Die ÖVP hat daher in der heutigen Sitzung in einem einstimmigen Beschluss klar gemacht, welche Grundsätze und Eckpunkte aus ihrer Sicht im Sinne einer guten Bildungszukunft für Österreich bestimmend sind.

Bildung habe die Verantwortung, den Menschen zur Verantwortung zu erziehen. Es müsse eine solide Ausbildung angeboten werden, soziale Fähigkeiten und die Leistungsbereitschaft vermittelt werden, als Teil der Gesellschaft Arbeit und Verantwortung zu übernehmen. Zudem müsse Bildung der Zukunft dem Prinzip der Vielfalt gerecht werden und die Wahlmöglichkeit für Eltern garantieren. "Schule muss alle Potenziale, die Kinder haben, zum Ausdruck bringen können und lebbar machen. Im Sinne der Wahlfreiheit wird es daher auch in Zukunft ein differenziertes Schulsystem geben müssen", betonte der ÖVP-Bundesparteiobmann.

Weiters sei das Prinzip Leistung von großer Bedeutung und "eine der ganz großen Aufgabenstellungen von Bildung. Leistung spielt auch im realen Leben eine große Bedeutung und bekanntlich soll die Schule auf das Leben vorbereiten", so Molterer. Zentral sei auch die Verlässlichkeit. Im Lichte der derzeitigen Diskussion könnten sich Eltern nicht mehr in dem Ausmaß auf das schulische Geschehen verlassen, wie dies notwendig sei.

Zum Thema Kindergarten betonte Molterer, dass dieser in einem stärkeren Ausmaß als Teil des pädagogischen Bildungskonzeptes der Zukunft gesehen werden soll. "Der Kindergarten sollte vor allem viel stärker dazu genutzt werden, die Sprachkompetenz zu stärken, wo sie noch nicht ausreichend gegeben ist. Denn das Kennen und Können der deutschen Sprache ist eine Voraussetzung für Erfolg in der Schule und für erfolgreiche Integration", sagte Molterer.

Eltern und Schüler müssten sich auch auf die konkrete Perspektive verlassen können, die Bildung biete, sprach Molterer die Bedeutung einer "Bildungsgarantie" an. Das umfasse auch das duale Ausbildungssystem, die Lehre, und den Facharbeiter. "Diese Bildungsgarantie sind wir den jungen Menschen schuldig", betonte der Vizekanzler, der auch eine GfK-Umfrage zitierte, in der sich 65 Prozent der Befragten für die Beibehaltung des derzeitigen Schulsystems (mit freier Wahlmöglichkeit) aussprechen, und nur 30 Prozent die Einführung der Gesamtschule der zehn- bis vierzehnjährigen Schüler begrüßen.

 

 Kalina: "Molterer allein im Bildungsbunker"
Sachliche Auseinadersetzung von ÖVP nicht gewünscht
Wien (sk) - Als "peinliche Schlappe des ÖVP-Obmanns" wertete SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina am 11.06. die Tatsache, dass beim ÖVP-Parteivorstand acht von neun ÖVP-Landesobmänner die Sitzung und den Beschluss des ÖVP-Vorstands schwänzten. "Maßgebliche Kräfte in dieser Partei - wie der oberösterreichische Landeshauptmann Pühringer oder der steirische ÖVP-Obmann Schützenhöfer - verweigern Molterer offensichtlich die Gefolgschaft beim Versuch, die ÖVP auf den alten Schüssel-Gehrer-Kurs einzuschwören. Der ÖVP-Obmann befindet sich allein im Bildungsbunker", konstatierte Kalina.

Allein schon an der Wortwahl ("Zwangsmaßnahme", "Einheitsschule"), zeige sich deutlich, dass eine sachliche Auseinadersetzung mit den SPÖ-Vorschlägen zur gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen oder zur Vorschule von Seiten des ÖVP-Obmanns nicht gewünscht sei. "Im Gegensatz dazu geht es der SPÖ um den Diskurs und das beste Schulsystem für unsere Kinder - mit individueller Förderung der Talente und Begabungen sowie der Stärkung bei vorhandenen Schwächen", so Kalina abschließend.

 

 Van der Bellen: VP-Obmann Molterer tritt in der Schulpolitik in Gehrers Fußstapfen
Das Motto der 'neuen' ÖVP lautet: Betonieren und Blockieren
Wien (grüne) - "Nach dem heutigen Nein des ÖVP-Vorstands zu einer gemeinsamen Schule kann nur festgehalten werden: Die einzige Perspektive, die VP-Obmann Molterer kennt, sind die Scheuklappen. Mit diesem Beschluss setzt die VP-Spitze die abgewählte Schulpolitik Gehrers fort", kritisiert Alexander Van der Bellen, Bundessprecher der Grünen. Die ÖVP blockiert damit die Zukunft von tausenden Kindern, die durch die frühe Teilung um ihre Bildungschancen gebracht werden.

In keinem anderen Land werden die Kinder noch früher getrennt als in Österreich und die bildungspolitisch erfolgreichsten Länder in Europa haben selbstverständlich eine gemeinsame Schule, erinnert Van der Bellen die ÖVP-Spitze. "Es ist ein Armutszeichen der 'Europapartei' ÖVP, dass ihr Horizont an den Alpen endet."

Erschreckend sei auch die nahezu wortwörtliche Übernahme der alten Gehrerphrasen durch den Leiter der ÖVP-Perspektiven-Gruppe Josef Pröll, der von der gemeinsamen Schule als einem 'Einheitsbrei' sprach. "Die ÖVP igelt sich ein und agiert in der Koalition nach dem Motto 'Einfach durch, irgendwann wird es schon vorbei sein'. Bis dahin wird blockiert und betoniert", so Van der Bellen.

 

Strache: FPÖ klar gegen Gesamtschule
SPÖ hängt immer noch an überkommenen Bildungsutopien aus den Sechziger Jahren
Wien (fpd) - Klar gegen die Einführung einer Gesamtschule sprach sich FPÖ- Bundesparteiobmann HC Strache am 10.06. aus. Die Ausführungen von Unterrichtsminister Schmied in der ORF-Pressestunde hätten gezeigt, dass die SPÖ offenbar immer noch völlig überkommenen Bildungsutopien aus den Sechziger Jahren anhänge. Bei diesem Schultyp handle es sich um keinen Fort-, sondern um einen krassen Rückschritt. Dabei sei es auch völlig egal, ob man jetzt von einer Gesamtschule rede oder beschönigend von einer "Neuen Mittelschule".

Strache wies auch darauf hin, dass durch die Gesamtschule soziale Unterschiede nicht beseitigt, sondern ganz im Gegenteil verschärft würden. Finanziell besser gestellte Eltern würden ihre Kinder nämlich dann vermehrt auf Privatschulen schicken, während die anderen Familien mit der sozialistischen Einheitsschule vorlieb nehmen müssten.

Ablehnend steht die FPÖ auch dem von der SPÖ forcierten verpflichtenden Vorschuljahr gegenüber. Dieses solle nur Zuwandererkinder verpflichtend sein, wenn ihre Deutschkenntnisse zu mangelhaft seien, um dem Regelunterricht folgen zu können. Ältere Kinder von Zuwanderern müssten, so Strache, in Kursen die deutsche Sprache lernen, bevor sie am Unterricht teilnehmen können. Insgesamt dürfe jedoch der Anteil von Kindern mit Mitgrationshintergrund im Regelschulwesen 30 Prozent nicht überschreiten.

 

 Haider: ÖVP soll sich von ihren ideologischen Ladenhütern befreien
Kärnten wird aktiv am Projekt Gemeinsame Schule mitarbeiten
Klagenfurt (bzö) - Im Zuge der Pressekonferenz anlässlich des Kärntner BZÖ-Parteipräsidiums kritisierte Landeshauptmann Haider die Diskussionsverweigerung der ÖVP beim Thema Gemeinsame Schule.

Haider hatte bei der Vorsitzenden der LH-Konferenz Gabi Burgstaller angeregt, eine außerordentliche LH-Konferenz zur Gemeinsamen Schule einzuberufen. Aufgrund der ÖVP-Blockadepolitik kam diese nicht zustande. Haider begrüßt nun den Vorstoß von Bundesministerin Claudia Schmied, einen Termin mit allen Landesschulratspräsidenten sowie Landeshauptleuten zu organisieren, um die weitere Vorgangweise zu diskutieren. "Ich hoffe, dass die ÖVP wenigstens diese Einladung annimmt und konstruktiv an der Gesprächsrunde teilnehmen wird. Die ÖVP soll sich endlich von ihren ideologischen Ladenhütern befreien, denn die Gemeinsame Schule von heute ist nicht mehr die Gesamtschule der siebziger Jahre. Die steirische ÖVP hat schon Gesprächsbereitschaft signalisiert. Kärnten wird auf jeden Fall teilnehmen, um unsere Position einzubringen. Denn wir sind davon überzeugt, dass wir den heranwachsenden Kindern einen längeren Zeitraum einräumen müssen, um sich für ihre berufliche Zukunft zu entscheiden", sagt Landeshauptmann Haider.

Es müssten auch im Schulbereich neue Akzente gesetzt werden, damit die Ausbildung unserer Kinder an die Anforderungen der Zeit angepasst würden.

 

 
 

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