Wien, NÖ und OMV gemeinsam gegen Feinstaub  

erstellt am
11. 06. 07

Neue OMV-Rauchgasreinigungsanlage ab Oktober in Betrieb, Präsentation neuer Studie zu ausländischen Feinstaubquellen
Wien (rk) - Bei einem Betriebsbesuch in der OMV Raffinerie Schwechat überzeugten sich der Schwechater Bürgermeister Hannes Fazekas und die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima am 11.06. von den Baufortschritten an der neuen Rauchgasreinigungsanlage in der Raffinerie. Die neue Anlage bringt eine Reduktion von Schwefeldioxid um 65 % und eine Reduktion von Stickoxiden um 55 % - beides Feinstaubvorläufersubstanzen - und wird im Oktober dieses Jahres in Betrieb gehen. Die rund 100 Mio. Euro teure Umweltinvestition ist Teil einer Zusammenarbeit der OMV mit dem Land Niederösterreich und der Stadt Wien im gemeinsamen Kampf gegen die Feinstaubbelastung in der Ostregion.

OMV Generaldirektor Stv. Gerhard Roiss: "Die OMV nimmt ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt ernst. Der Bau der Anlage in der Raffinerie Schwechat zeigt, dass wir aktiv einen wesentlichen Beitrag zur Feinstaubreduzierung und für eine bessere Luft leisten. Diese freiwilligen Maßnahmen unterstreichen unsere Bestrebungen, gemeinsam mit unseren Nachbarn Wien und Niederösterreich hier nachhaltig Schritte zu setzen." Mit der neuen Anlage reduziert die OMV ab Oktober 2007 die Emissionen von Schwefeldioxid (SO2) und Stickoxiden (NOx). Für SO2 gilt derzeit ein Grenzwert von 800 mg/m³ und für NOx ein Wert von 900 mg/m³. Die zukünftigen EU-Grenzwerte betragen jeweils 400 mg/m3. Die OMV wird nach Inbetriebnahme der neuen Anlage diese Grenzwerte freiwillig um die Hälfte unterschreiten. Bei Schwefeldioxid entspricht das einer Reduktion von mehr als 2.400 Tonnen pro Jahr, bei den Stickoxiden wird dadurch eine Verminderung um mehr als 1.400 Tonnen pro Jahr erreicht. In Sachen Umweltschutzmaßnahmen hat die OMV eine Vorreiterrolle - beispielsweise durch die Einführung schwefelfreier Treibstoffe 2004, fünf Jahre vor der von der EU geforderten Frist.

Der Schwechater Bürgermeister Fazekas wies bei der heutigen Begehung darauf hin, dass es in Schwechat mehrmals jährlich zu Grenzwertüberschreitungen kommt: "Die Stadtgemeinde hat eigene Strategien gegen hausgemachte Belastungen gesetzt, kann aber dabei nicht auf die Mitarbeit der lokalen Wirtschaft verzichten. Initiativen zur Reduktion der Emissionen - wie jetzt in der OMV - müssen ein Vorbild für die Industrie sein", so Fazekas. Die Entwicklung der Stadt Schwechat wie der gesamten Region ist in mehrfacher Hinsicht mit der Entwicklung der Betriebsstandorte verknüpft. Ein Aspekt ist die Verantwortung, die von der Industrie für die Umwelt übernommen wird.

Wenn Bedingungen geschaffen werden, die über gesetzlich verlangte Standards hinausgehen, trägt das zur nachhaltigen Entwicklung bei - einer Entwicklung, von der die Menschen hier profitieren. Die Kosten für die neue Filteranlage sollten als Investition in die Erhaltung der Lebensqualität in der Region gesehen werden.

Die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima bedankte sich für die gelungene Kooperation mit der OMV, die eine weitere Verbesserung der Luftqualität auch in Wien bringen wird. "Wien kämpft seit Jahren auf allen Ebenen gegen die Feinstaubbelastung, die Investition der OMV in diese moderne Anlage sind ein weiterer wesentlicher Schritt für uns." Neben dieser Maßnahme und den vielen Schritten, die die Stadt Wien im Rahmen der beiden Feinstaub-Maßnahmenpakete setzt, sind laut Sima aber auch energische Schritte auf überregionaler Ebene unerlässlich. Feinstaub kennt bekanntlich keine Grenzen und ein Teil der Feinstaubelastung Wiens ist nicht hausgemacht - was auch eine aktuelle Studie belegt.

Studie analysiert 100 Anlagen in Osteuropa
Die Studie analysiert den Beitrag einzelner Feinstaubverursacher im Ausland auf die Luftgüte im Osten Österreichs. Bereits etliche andere Studien wie etwa die Aquella- Studie der TU Wien zeigen seit Jahren, dass der Schadstoffferntransport aus den östlichen Nachbarländern ein wichtiger Einflussfaktor für die Luftqualität im Nordosten Österreichs ist. Die neue Umweltbundesamt-Studie hat nun erstmals große Einzelquellen in verschiedenen europäischen Staaten, so genannte Punktquellen, unter die Lupe genommen. Es handelt sich dabei in erster Linie um mit Kohle beheizte Kraftwerke. Die Quantifizierung des Beitrags der einzelnen Quellen erfolgte mit Hilfe von Modellrechnungen, die von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik durchgeführt wurden.

Die Studienautoren zeigen auf, dass für Wien relevante Quellregionen in Bosnien, Bulgarien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn zu finden sind. Aus diesen Ländern wurden die Emissionsdaten von insgesamt etwa 100 großen Punktquellen (Kraftwerken) erhoben bzw. abgeschätzt. In Summe haben diese einen Schadstoffausstoß von etwa 2.000.000 Tonnen Schwefeldioxid (SO2), 300.000 Tonnen Stickoxide (NOx) - beides Feinstaubvorläufersubstanzen - und 80.000 Tonnen Feinstaub (PM10).

Zum Vergleich: die gesamtösterreichischen Emissionen von SO2 betrugen im Jahr 2005 rund 26.000 Tonnen, von NOx ca. 159.000 Tonnen und von PM10 rund 45.000 Tonnen.

Berechnet wurden die Beiträge der einzelnen Punktquellen auf die Luftbelastung durch SO2, NOx und PM10 in Wien und weiteren Standorten im Burgenland (Illmitz), Niederösterreich (Pillersdorf), Oberösterreich (Enzenkirchen) und in der Steiermark (Klöch).

Luftschadstoffbelastung bis zu 15 % aus Punktquellen
Die Studie belegt einmal mehr, dass es stets eine Vielzahl von Feinstaubquellen gibt. Feinstaub entsteht bei Verbrennungsprozessen in der Industrie, im Verkehr, in Haushalten und in der Bauwirtschaft. Feinstaub entsteht durch primäre Partikel und auch durch so genannte sekundäre Partikel. Primäre Partikel werden an den Schadstoffquellen direkt ausgestoßen, sekundäre Partikel werden erst in der Atmosphäre gebildet.

Was die untersuchten Punktquellen aus den Nachbarländern betrifft, so konnte das Umweltbundesamt zur Belastung durch Feinstaubvorläufersubstanzen und Feinstaub für Wien Folgendes analysieren:

Zur SO2-Belastung tragen ausländische Punktquellen etwa 15 % des Jahresmittelwertes bei. Zur PM10-Belastung durch primäre und sekundäre Partikel tragen sie 5 % der Gesamtbelastung bei. Die restlichen nach Wien importierten Partikel stammen somit aus etlichen anderen Bereichen, wie aus der Industrie, anderen Kraftwerken, dem Verkehr und dem Hausbrand.

Emissionen ausgewählter Punktquellen:

* Braunkohlekraftwerk Maritza II in Bulgarien emittiert pro Jahr
332.000 Tonnen SO2.
* Braunkohlekraftwerk Belchatow (Europas größtes Wärmekraftwerk
und das zweitgrößte Kohlekraftwerk der Welt) in Polen emittiert
pro Jahr 144.000 Tonnen NOx.
* Braunkohlekraftwerk Ledvice in Nordböhmen (Tschechien) emittiert
pro Jahr 26.900 Tonnen Staub.

Der größte Beitrag zur SO2-Belastung in Wien und Illmitz stammt aus Mittelungarn (Region Budapest - Györ), ebenso bei sekundären Partikeln von Feinstaub. Bei diesen zeigen sich auch Einflüsse von weiter entfernten Quellregionen. Bei NOx ist laut Studienautoren keine Quellregion dominierend. Bei den primären Feinstaub-Emissionen stammt der größte Beitrag aus der Region Oberschlesien-Ostrava (Polen, Tschechien).

"Die Studie zeigt erstmals klare Einzelquellen von Feinstaubverursachern auf, die für Wien relevant sind. Somit ist die Analyse der Punktquellen ein klarer Handlungsauftrag, konkret bei diesen Einzelverursachern anzusetzen. Ich werde daher mit dem zuständigen Umweltminister Pröll Gespräche aufnehmen, um die Auslandsförderung des Bundes in einen Anti-Feinstaub-Schwerpunkt in genau diesen Quellen zu investieren", so Sima. Mit dem Einbau von modernen Filteranlagen kann die Luftschadstoffbelastung aus Kraftwerksanlagen extrem vermindert werden. "Feinstaub kennt bekanntlich keine Grenzen, Investitionen in die analysierten Kraftwerke in den Nachbarstaaten kommen daher uns allen zu Gute", so Sima abschließend.
 
zurück