Zwei Ausstellungen über antike Ess- und Trinkkultur
Linz (nordico) - Gleich zwei Ausstellungen im Erdgeschoß des Nordico informieren ab 12. Juni
über die Ess- und Trinkkultur in der Antike: der Einzug des mediterranen Koch- und Essstils der Römer
in unseren Breiten sowie die Ess- und Trinkkultur des spätantiken Ägyptens werden BesucherInnen bis September
anhand von Funden und Rezepten auf Papyri vor Augen geführt.
Die römische Küche
Was in der römischen Antike im Voralpenland entlang der Donau gegessen wurde, wieweit damals der mediterrane
Koch- und Essstil Einzug gehalten hat oder was aus den einheimischen kulinarischen Traditionen der vorrömischen
Zeit geworden ist, darüber gibt die erste Ausstellung „Kulinarisches aus dem römischen Alpenvorland“
Auskunft. Am Nordfuß der Alpen kam es damals zu einem so genannten Krieg der Küchen, bei dem die mediterrane
Ernährungsweise die einheimische bodenständige Küche zurückgedrängt, aber nicht verdrängt
hat. Die küchengeschichtliche Situation erinnert an heute. Seit den 1950er Jahren hat es einen erneuten Vorstoß
der mediterranen Küche in den Norden gegeben, der zu sehr ähnlichen Effekten geführt hat wie der
römische.
In der Ausstellung sind Mörserstößel mit phallusförmigem Griff – ein bisher einzigartiges
Stück aus Carnuntum -, ein bronzenes Handwaschbecken zum Herumreichen bei Tisch aus Salzburg oder römische
Erbsen, eine Dattel und Obststeine, darunter ein Obstrestefund aus dem römischen Linz zu sehen. Auch Mitteleuropas
älteste Fischkonserve, eine komplett erhaltene Amphore aus Salzburg mit Resten ihres Inhalts, zählt zu
den Exponaten.
Die Ausstellung kam mit Unterstützung in- und ausländischer Museen zustande. Aus dem antiken Carnuntum,
aus Wels und Salzburg konnten teils seltene Objekte übernommen werden. Auch die Museen von Gauting, Passau
und Straubing stellten aufschlussreiche Fundstücke aus dem rätischen Anschlussgebiet bereit.
Ess- und Trinkkultur Ägyptens
In der zweiten Ausstellung dokumentieren Schriftzeugnisse die spätantike Ess- und Trinkkultur Ägyptens,
darüber hinaus aber auch wesentliche Aspekte des Handels mit Lebensmitteln und deren Verkauf. Sie stammen
aus dem einmaligen Fundus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, die mit zirka
180.000 Objekten zu den umfangreichsten der Welt zählt.
Die rund 25 ausgestellten Papyri beziehen sich auf den Verbrauch von Mehl, den Empfang von Sesam, auf Ölproduktion
und Öllieferung, auf Bier und Biersteuer. Daraus wird auch ersichtlich, dass dieses Getränk eine wichtige
Rolle im Altertum Ägyptens gespielt hat. Außerdem sind Aufzeichnungen über Fleisch, Fisch und Obst,
von Lebensmitteln und Küchengeräten zu sehen. Zu den weltweit exklusivsten Stücken zählen zwei
von der Universtität Heidelberg entliehene Papyri, die als antike Kochbücher zu betrachten sind. Lenden-,
Fleisch- und Schinkenstücke werden darin in griechischer Sprache samt Zutaten genannt.
Die Ausstellungen können Montag bis Freitag von 10 Uhr bis 18 Uhr, an Donnerstagen bis 21 Uhr, Samstag und
Sonntag von 13 Uhr bis 17 Uhr besichtigt werden. Zur Ausstellung sind in der Reihe „Linzer Archäologische
Forschungen“ zwei Sonderhefte erschienen. SH 39: „Kulinarisches“ (Preis 9,80 Euro) und SH 40 „Nahrung im Altertum“
– Auswahlbibliographie (Preis 4,60 Euro). |