Außenministerin Plassnik traf mit Henry Kissinger zusammen
Wien (bmeia) - Außenministerin Plassnik traf am 04.06. mit dem früheren US-Außenminister
und Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger zusammen. Themen des Gesprächs waren - neben einer Analyse
der US-Innenpolitik mit Blick auf die Präsidentenwahlen im kommenden Jahr - insbesondere die Beziehungen zu
Russland, das bevorstehende G-8 Treffen sowie die aktuelle Situation im Nahen Osten und die Entwicklungen am Balkan.
"Wir brauchen eine Versachlichung des Dialogs", erklärte die Außenministerin in Bezug auf
jüngste russische Äußerungen zu den Plänen für ein US-Raketenabwehrsystem in Europa.
"Drohungen, die an die Zeit des Kalten Kriegs erinnern, sind überflüssig. Eine martialische Rhetorik
der Vergangenheit hilft nicht weiter. Sie zeugt von einer Grundhaltung, über die wir mit dem Fall des Eisernen
Vorhangs endgültig hinweg sein sollten."
"Gerade in der jetzigen Phase, in der wir in der EU über die Zukunft des Verfassungsvertrags reden, müssen
wir gleichzeitig klarstellen, dass die EU kein Objekt, sondern ein aktiver Mitgestalter der internationalen Sicherheitsarchitektur
ist", so Plassnik weiter. Die Ministerin begrüßte die bevorstehende Reise von Präsident Bush
nach Warschau und Prag, um die Hintergründe und Absichten, die dieser Initiative zugrunde liegen, darzulegen.
"Zugleich ist es aber erforderlich, diese Frage multilateral - gerade auch mit Russland - zu erörtern.
Wir brauchen ein offenes Gespräch und keine Mythenbildungen."
In Bezug auf die bevorstehende Klimadebatte beim G-8 Treffen in Heiligendamm verwies Plassnik auf die ehrgeizigen
Ziele, die sich die EU im Klimabereich gesetzt hat. "Die EU nimmt hier eine Vorreiterrolle ein und wird dies
auch weiterhin tun. Wir sind und bleiben dabei dem multilateralen Kyoto-Rahmen verpflichtet. Was wir brauchen,
ist eine globale Klimatherapie - bei dieser Herausforderung wollen wir unsere Partner mitnehmen. Es wäre wünschenswert,
wenn vom G-8 Gipfel ein Signal der weltweiten Zusammenarbeit in diesem Zukunftsbereich ausginge", unterstrich
Plassnik.
Gegenstand des Gesprächs war auch der Nahe Osten, wobei die Außenministerin Henry Kissinger über
die internationale Nahost-Frauenkonferenz, die letzte Woche in Wien stattfand, informierte. "Unser politisches
Anliegen ist, die Stimmen der Vernunft und des Ausgleichs in der Region zu unterstützen. Wir wollen die moderaten
Kräfte stärken, indem wir den Stimmen der Frauen Gehör verschaffen. Die Konferenz in Wien war dafür
ein bewusstes Zeichen", so Plassnik. |