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Aluminium. Der Glanz der Moderne |
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Wien (kunstnet) - Vom 3. Juli bis 1. September 2007 präsentiert das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse
im Grossen Kassensaal die Ausstellung "Aluminium. Der Glanz der Moderne". Ausgehend von den Designentwürfen
am und im Bau von Otto Wagners Postsparkasse wird die Wirkungsgeschichte dieses Metalls vorgeführt. Wagner hatte bereits einige Erfahrung mit dem Material Aluminium - er hatte es bereits für die Fassade der Zeitungsredaktion "Die Zeit" eingesetzt. Der Grund für die extensive Nutzungen dieses Werkstoffs in beiden Gebäuden lag auf der Hand: Zum einen war es ein korrosionsfreies Nicht-Eisen-Metall, das sich exzellent für den Außenbereich von repräsentativen Gebäuden eignete. Zum anderen galt das Material in seiner damaligen Seltenheit noch als außerordentlich wertvoll, nur mit Titan oder feinen Silberlegierungen zu vergleichen. Obendrein war der matte Glanz polierten Aluminiums in seiner noblen Wirkung dem Silber und dessen vielen Imitaten weit überlegen. Aluminiumummantelte Säulen, die das Glasdach der zentralen Kassenhalle durchstoßen, Lampenfassungen aus Aluminium mit nackten Glühbirnen, technoide Heizungssäulen, die den Großen Kassensaal belüften - am Ausstellungsort selbst nimmt die Geschichte des Aluminiumdesigns seinen Anfang. Modern, geradezu atemberaubend sind die Beschreibungen seiner technischen Eigenschaften - korrosionsfest, leicht, durch Guß einfach verformbar und in seiner Oberfläche grau edelmatt schimmernd. Was wurde aus diesem wunderbaren Material gemacht? Ein Prunkhelm der berittenen adeligen Leibgarde des Kaisers, Säbel, Messer, Ringe, Lampen, Staubsauger, Kameras, Likörgarnituren - die frühen Verwendungen des Aluminium verweisen auf seine ursprüngliche Werthaftigkeit. Auf der Seite einer neu entstehenden Industrie enstehen Massenprodukte: Töpfe, Pfannen, Kämme, Lockenwickler, Flaschen, Bestecke. Die große Zeit des Design-Aluminiums kam mit der Entwicklung des "streamline design" - davon erzählen der Airstream Clipper, ein Originalwohnwagen aus dem Jahr 1957, der zusammen mit einem Aluminium Rolls-Royce Silver Wraith, Baujahr 1951, zur Ausstellungseröffnung vor dem Postsparkassengebäude am Georg-Coch-Platz 2 im ersten Wiener Gemeindebezirk zu sehen sein wird. Nach den Alu-Münzen der 40er und 50er Jahre stehen der "Galaxy"-Fauteuil und Tisch von Walter Pichler oder eine Liege aus Aluminiumklistieren von Heinz Frank für das radikale österreichische Design der 70er Jahre. Arbeiten von Peter Weibel und Hans Kupelwieser demonstrieren die Verwendung von Aluminium in der bildenden Kunst der 1980er und 1990er Jahre. Der Fahrzeugrahmen der Audi-Serie verweist auf den heutigen Stand des High Tech Aluminiums. Die Ausstellungsstationen Aus der Betrachtung des Werkstoffes als materielles Zeichen ergibt sich für die Kuratoren Rolf Sachsse (Hochschule für Bildende Kunst Saar) und Monika Wenzl-Bachmayer (WAGNER:WERK Museum Postsparkasse) ein historischer Verlauf, der in sechs Abschnitten präsentiert wird. Ausgehend von den baulichen Gegebenheiten des WAGNER:WERK Museum Postsparkasse und des Grossen Kassensaals wird ALUMINIUM. DER GLANZ DER MODERNE. folgendes Bild bieten: Für jede der sechs Perioden wird ein Leitobjekt präsentiert, dessen Inszenierung auf die Bedeutung des Aluminiums für die jeweilige Zeit hinweist. Dem Vorlauf einer industriellen Nutzung - die u.a. durch eine Wiener Publikation (Joseph Klaudy, Die technische Bedeutung des Aluminium und dessen voraussichtliche Zukunft, Vortrag, Wien 1892) angeregt wurde - ist der erste Zeitabschnitt von 1806 bis etwa 1890 gewidmet. Zwischen 1890 und 1912 liegt nicht nur Otto Wagners Gebrauch des Aluminiums, sondern ein enormer Schub der Modernisierung. Die eigentliche Moderne kann zwischen den beiden Weltkriegen angesiedelt werden, muß aber auch den militärischen Gebrauch des Metalls berücksichtigen, der durch neue Legierungen und Produktionsformen ermöglicht wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt Aluminium, das bis dahin überwiegend in der Flugzeugindustrie Verwendung fand, als erstes Metall Einzug in alle Haushalte. Heute sind es vor allem zwei Produkte, die den Übergang vom Massenprodukt Aluminium zur Grundlage eines allumfassenden Recyclingmaterials demonstrieren: die Alu-Folie und die Alu-Dose. Zu jedem - auf den jeweiligen Zeitabschnitt verweisendes - Leitobjekt wird eine Reihe von Bezugsobjekten gewählt, die in ihrer Inszenierung auf das Leitobjekt hin ausgerichtet sind. Auf diese Weise entstehen Inseln der Betrachtung, die nicht unbedingt chronologisch durchlaufen werden müssen, sondern sich assoziativ verbinden lassen und einen spannenden Blick auf dieses außergewöhnliche Material richten. So verfolgt die Ausstellung die Wirkung des Aluminiums als materielles Zeichen durch die Moderne hindurch, mit dem Hauptaugenmerk auf der Wirkungsästhetik, die sich vom Metall selbst längst gelöst hat. Der Bezug auf Otto Wagner geht über die reine Bauaustattung hinaus und verweist auf immaterielle Bezüge zwischen Bauaufgabe und Materialeinsatz. Der Wert von Aluminium mag fallen oder steigen; symbolisch bleibt es ein Metall mit den Eigenschaften der Moderne, auch und gerade in der Architektur und im Design. Informationen: http://www.ottowagner.com |
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