Außenministerin bei Sondertreffen der EU-Außenminister zur
Vertragsreform
Luxemburg (bmeia) - "Für mich ist die Zielrichtung klar: ein knapper, präziser
Reparaturauftrag für den Vertrag, kurze Verhandlungen während der portugiesischen EU-Präsidentschaft.
Jetzt gilt es, die Eckpunkte für diesen Auftrag zu fixieren. Die Europawahlen 2009 sollen nicht im Nebel,
sondern auf einer klaren Rechtsgrundlage stattfinden", erklärte Außenministerin Ursula Plassnik
am 18.06. im Vorfeld des Sondertreffens der EU-Außenminister zur Verfassungsdebatte.
Plassnik zeigte sich zuversichtlich, dass die EU am kommenden Gipfel eine Einigung in dieser Frage erzielen wird.
Zugleich machte sie aber auch deutlich, dass der Reparaturauftrag keinesfalls ein "Zurück an den Start"
bedeuten könne: "Der Vertrag ist ein ausgewogener Kompromiss. Es muss nachgewiesen werden, warum wir
einzelne Teile nicht brauchen. Wir haben den Verfassungsvertrag in Österreich mit deutlicher Mehrheit im Parlament
genehmigt und könnten den ganzen Vertrag so nehmen, wie er ist."
Ziel müsse daher eine Reparatur "mit minimalen chirurgischen Eingriffen" sein. "Wir werden
aber das empfindliche institutionelle Gleichgewicht nicht wieder aufmachen. Denn das ist der Kern des neuen Vertrages,
das ist der Motor. Wenn man ein Element aus diesem ausgeklügelten Gesamten herausnimmt, kommt das ganze Getriebe
zum Stillstand", unterstrich Plassnik.
Die Ministerin stellte klar, dass Österreich auch nicht bereit sei, auf wichtige inhaltliche Neuerungen zu
verzichten. So sei es nicht vernünftig, die Rechtsverbindlichkeit der Grundrechtscharta und die Rechtspersönlichkeit
der EU in Frage zu stellen. In einzelnen Punkten bestünde aber die Bereitschaft, den Bedenken anderen Staaten
entgegenzukommen: "Für uns Österreicher sind etwa die EU-Symbole, wie Flagge und Hymne, Teil des
europäischen Bewusstseins, mit denen wir eine positive Identität verbinden. Wir verstehen aber, dass
diese Frage in anderen Mitgliedstaaten unterschiedlich gesehen wird. Hier sind wir bereit zur Flexibilität.
Auch an die Bezeichnung "Verfassung" werden wir uns nicht klammern. Zu viele sehen darin Indizien für
den Weg zum Superstaat. Den will niemand", so Plassnik, die fortfuhr: "Auch in Frage den Rechtstechnik
sind wir kompromissbereit. Wenn die Rückkehr zum klassischen Verfahren der Vertragsänderung eine Einigung
erleichtert, werden wir uns dem nicht widersetzen." |