Bio gegen Armut  

erstellt am
25. 06. 07

Die BOKU Wien forscht an ökologischer Landwirtschaft als Strategie zur Armutsbekämpfung in Ostafrika
Wien (boku) - Die Nachfrage nach Bioprodukten ist weltweit im Steigen. Diesen Trend nutzen zunehmend Entwicklungsländer, um auf den globalen Agrarmärkten einen Fuß in die Tür kaufkräftiger Konsumentenschichten zu bekommen. Ostafrika gilt international als Vorreiter. ‚Das Interesse an ökologischer Landwirtschaft ist so hoch, dass manche Bio-Initiativen regelrecht überhäuft werden mit Anfragen von umstellungsbereiten Kleinbauern', erzählt Michael Hauser, Leiter des Research for Development Forum an der BOKU Wien. ‚In der Bioszene Ostafrikas herrscht eine beachtliche Aufbruchsstimmung. Bio-Baumwolle, Bio-Ananas, Bio-Ingwer stehen hoch im Kurs. Kleinbauern erhoffen sich von ökologischer Landwirtschaft eine Verbesserung ihrer oft tristen Lebensbedingungen'.

Tatsächlich sind die Wirkungen von ökologischer Landwirtschaft beträchtlich. Durch die Umstellung auf ‚Bio' können Kleinbauern ihre Betriebsmittelkosten spürbar reduzieren. Mineraldünger sind vielfach nicht verfügbar, ebenso Geld für synthetische Pflanzenschutzmittel. Gleichzeitig stellen Bauern ihre Landwirtschaft auf eine stabilere ökologische Grundlage. Ökologisch bewirtschaftete Böden sind reicher an organischem Material. Die Wasserhaltefähigkeit dieser Böden ist höher als unter traditioneller Bewirtschaftung. ‚Vor dem Hintergrund der sich verschiebenden Klimaverhältnisse haben Biobauern plötzliche Trockenheit weniger zu befürchten', so Charles Walaga, Experte in Sachen ökologische Landwirtschaft aus Uganda.

Einige der Bauern schaffen die Anbindung an internationale Biomärkte. Bioprodukte erzielen zwischen 10 und 20 Prozent höhere Produktpreise. ‚Diese Mehreinkommen ermöglichen es Familien ihre Kinder zur Schule zu schicken, ihre Arztrechnungen zu bezahlen, sich ein Fahrrad zu kaufen, oder ihr Dach noch schnell vor der Regenzeit mit Wellblech einzudecken', berichtet Hauser aus der Bioszene Ostafrikas. Die BOKU Wien hat mit ökologischer Landwirtschaft einen Forschungsschwerpunkt in Ostafrika. Im Rahmen von zwei Forschungsprojekten werden die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Wirkungen von ökologischer Landwirtschaft unter die Lupe genommen und Strategien zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Bauern erprobt.

Das Entwicklungspotential von ökologischer Landwirtschaft wurde kürzlich im Rahmen einer regionalen Biokonferenz in Dar es Salaam, Tansania, diskutiert. ‚Ziel war es, Strategien zur nachhaltigen Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft in Ostafrika zu entwickeln', beschreibt Lisa Aigelsperger den Anspruch der Konferenz. Aigelsperger, Mitarbeiterin am Research for Development Forum, nahm als BOKU Vertreterin an der Konferenz teil. ‚Die Konferenz mit immenser politischer Signalwirkung ist ein bedeutender Schritt in Richtung regionale Zusammenarbeit von Kenia, Tansania und Uganda. Und das Ergebnis der Konferenz läst sich sehen. Aigelsperger: ‚Ostafrika ist seit wenigen Wochen die erste Region Afrikas mit einheitlichen Produktionsstandards für ökologische Landwirtschaft und einem gemeinsamen Biogütesiegel'.

Gleichzeitig steht die Bioszene Ostafrikas vor großen Herausforderungen. Hierzu zählen der nach wie vor niedrige Bewusstseinsgrad für Bio-Produkte in der Bevölkerung, schlechte Infrastruktur wie unzuverlässige Stromversorgung und schlechte Straßen, was die verlässliche Produktion sowie den Transport von Bio-Produkten und damit die Marktanbindung erheblich erschweren. Die Zusammenarbeit zwischen Kleinauern und dem Biohandel ist damit oft schwierig. Trotzdem sind die Bio-Akteure Ostafrikas zuversichtlich. In einem nächsten Schritt sollen Forschung und Ausbildung zur ökologischen Landwirtschaft gestärkt werden. An Entwicklungsplänen hierfür wird bereits gearbeitet.

Informationen: http://www.boku.ac.at/dev-forum.html
 
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