Appell gegen vorzeitige Festlegung bei Übergangsfristen
Graz (bmwa) - "Ich richte einen Appell an Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sich hinsichtlich der
Übergangsfristen nicht voreilig und vorzeitig festzulegen", sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein
am 20.06. bei seinem Vortrag anlässlich der Hauptversammlung der Bundesarbeiterkammer in Graz. "Ich richte
die Bitte an Sie, bezüglich der Öffnung des Arbeitsmarktes verantwortungsvoll und gemeinsam vorzugehen.
Das muss kein Null oder Hundert, kein alles oder nichts, sein. Es gibt die Möglichkeit der schrittweisen Öffnung
des Arbeitsmarktes." Für Zuwanderung sprach sich Bartenstein aus, wo sie der Arbeitsmarkt brauche. "Zuwanderung
Nein, wo sie der Arbeitsmarkt nicht braucht".
Die Sozialpartner bezeichnete Bartenstein als Partner der Regierung, Partner zur Gestaltung des Landes.
Das sei auch in Hinblick des sich rasch wandelnden Arbeitsmarktes von großer Bedeutung, setzte der Minister
fort. Hier müsse Beschäftigungsfähigkeit im Vordergrund stehen, nicht der Schutz des Arbeitsplatzes.
Auch das reguläre unbefristete Vollzeitarbeitverhältnis - auf das das Konzept "Gute Arbeit"
abzielt - stehe wieder stärker im Mittelpunkt: "Es geht um faire Löhne, Sicherheit, Gesundheitsschutz
und Prävention am Arbeitsplatz, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ein ausreichendes Angebot an Arbeitsplätzen
sowie der Beteiligung von Mitarbeitern am Unternehmensgewinn."
Mitarbeiterbeteiligung sei die richtige Antwort auf das Auseinandertriften von Löhnen und Konzerngewinnen,
betonte Bartenstein. Der Gini-Koeffizient zeige auch, dass die Einkommensverteilung in Österreich im Vergleich
zur EU gut ist.
Im Bereich der Stärkung von Flexicurity seien mit dem Arbeitszeit-Paket und der Abfertigung Neu bereits wichtige
Schritte erfolgt. "In den nächste Wochen soll es konkrete Vorschläge zur Verbesserung der sozialen
Absicherung für freie Dienstnehmer und Selbständige geben", so Bartenstein. Die Neukodifizierung
des Arbeitsrechts gelte als weiterer bedeutender Schritt, dessen Struktur in den kommenden Monaten ins Auge gefasst
würde. Das Arbeitsrecht solle Wachstum und Beschäftigung fördern, wie es das EU-Grünbuch Arbeitsrecht
vorsieht.
"In Sachen Mindestlohn befindet sich Österreich hier in einem ruhigeren Fahrwasser als Deutschland. Ich
bin überzeugt, dass die Sozialpartner hier bald eine Lösung finden werden. Auch deshalb, weil die Entsenderichtlinie
in Österreich für alle Branchen seit Jahr und Tag umgesetzt ist und dadurch eine gut funktionierende
Fire-Wall gegen Lohn- und Sozialdumping besteht."
In Hinblick auf Jungendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung sagte Bartenstein: "Appellieren wir gemeinsam
an unsere Arbeitsgeber, rechtzeitig vorzusorgen. Wer Fachkräfte morgen braucht, wird sie heute ausbilden müssen".
Ziel bis 2010 sei Vollbeschäftigung. Die gebe es dann, wenn ein Dreier vor dem Komma steht. "In fünf
von neun Bundesländern ist dieses Ziel schon erreicht", so der Wirtschaftsminister. |