Unternehmen finanzieren sich zunehmend über die Börse  

erstellt am
21. 06. 07

OeNB präsentiert die Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung Österreichs im Jahr 2006
Wien (oenb) - Österreichs Unternehmen finden zunehmend Gefallen an der Aktienfinanzierung. Im Jahr 2006 erreichten die Neuemissionen fast 10 Mrd Euro. Die positive Ertragslage und ein ungebrochener Aufwärtstrend des ATX stellen den börsenotierten Unternehmen erneut ein hervorragendes Zeugnis aus. Die gute Positionierung der Unternehmen trägt entscheidend zur Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Finanzierungs­saldos Österreichs gegenüber dem Ausland bei und signalisiert nachhaltige Wettbewerbs­fähigkeit. Der Gang an die Börse steht angesichts strenger rechtlicher und finanzieller Anforderungen aber nur einer eingeschränkten Zahl von Unternehmen offen. Die traditionell dominante Kreditfinanzierung wird daher – trotz des aktuellen Aufwärtstrends der Aktie - auch künftig einen hohen Stellenwert haben.

„Die Börsefinanzierung gewinnt für österreichische Unternehmen merkbar an Attraktivität“, erklärte Direktor Dr. Peter Zöllner im Rahmen der heutigen Pressekonferenz zur Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung in der OeNB. Die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Eigenkapitalfinanzierung erreichte 2006 mit 10,4 Mrd Euro bereits mehr als das Sechsfache des Jahres 2000. Mehr als 90% dieses Volumens (9,7 Mrd Euro) entfielen auf Börseemissionen. „Das anhaltend günstige Börseklima und die glänzende Gewinnsituation der heimischen Unternehmen machen Investments in österreichische Titel bei in- und ausländischen Anlegern derzeit ausgesprochen attraktiv. Trotz der im europäischen Vergleich immer noch unterdurchschnittlichen Eigenkapitalquote emanzipieren sich österreichische Unternehmen damit allmählich von der traditionell dominanten Fremdfinanzierung“, ergänzte Direktor Zöllner. Die Neuaufnahme von Bankkrediten belief sich im Jahr 2006 nur auf 5,7 Mrd Euro (2000: 9,8 Mrd Euro).

Insgesamt lag der Finanzbedarf der Unternehmen im Jahr 2006 bei 19,8 Mrd Euro und erreichte damit den höchsten Wert seit 1999. Gleichzeitig markierten aber auch die Finanzveranlagungen mit 16,6 Mrd Euro eine neue Rekordmarke, wodurch der Finanzierungssaldo des Unternehmenssektors mit -3,2 Mrd Euro bereits das zweite Jahr in Folge günstiger ausfiel als im jeweils vorangegangenen Jahr. „Heimische Unternehmen segeln bei guten Windbedingungen weiterhin auf Erfolgskurs Richtung Südosteuropa und tragen damit entscheidend zur Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Finanzierungssaldos Österreichs gegenüber dem Ausland bei“, so Direktor Zöllner. Mit 3,2% des BIP lag der Finanzierungsüberschuss der heimischen Volkswirtschaft deutlich über jenen der letzten Jahre. Neben den Unternehmen zeigten auch die übrigen volkswirtschaftlichen Sektoren Saldenverbesserungen, jedoch in geringerem Ausmaß: Privathaushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) wiesen einen Finanzierungsüberschuss von 4,6% des BIP auf (2005: 4,5%). Der Bankensektor lag mit 1,0% im Plus (2005: 0,5%), während sich das Defizit des Sektors Staat auf -1,2% des BIP verbesserte (2005: -1,7%).

Die Struktur der Verpflichtungen österreichischer Unternehmen wird – trotz des aktuellen Trends zur Eigenkapitalfinanzierung – erwartungsgemäß von Fremdkapitalinstrumenten geprägt. „Die hohen rechtlichen und finanziellen Anforderungen eines Börsegangs schränken die Aktienfinanzierung angesichts der vorwiegend klein- und mittelbetrieblichen Unternehmensstruktur in Österreich ein“, erläuterte Direktor Zöllner. Rund ein Drittel (134,1 Mrd Euro) des gesamten Verpflichtungsbestandes der Unternehmen entfiel auf inländische Bankkredite, weitere 10% auf Kredite des Auslands und des Staats. „Damit sind Österreichs Unternehmen weiterhin kreditlastig“, so Direktor Zöllner. Auch Anleihe­verpflichtungen spielen mit rund 7% der Passiva eine im europäischen Vergleich durchaus beachtliche Rolle.

Börsenotierte Aktien (82,5 Mrd Euro) und außerbörsliche Anteilsrechte (89,2 Mrd Euro) stehen für je rund ein Fünftel der gesamten Verpflichtungen. Die im In- und Ausland gelisteten Aktien österreichischer Unternehmen erreichten Ende 2006 einen Marktwert von 82 Mrd Euro, wobei die fünf größten Unternehmen für etwas mehr als die Hälfte des Umlaufvolumens stehen.
 
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