Außenministerin Plassnik bei der EU-Ratstagung für Allgemeine
Angelegenheiten und Außenbeziehungen in Luxemburg
Luxemburg (bmeia) - "Die Entwicklung ist bestürzend. Der Ausbruch an Gewalt in Gaza, aber
auch die Gewaltakte im Westjordanland sind entschieden zu verurteilen", betonte Außenministerin Ursula
Plassnik am 18.06. anlässlich der Diskussion zum Nahen Osten bei der Ratstagung der EU-Außenminister
in Luxemburg. "Ich bedaure zutiefst den Zusammenbruch der Regierung der nationalen Einheit, mit der wir gerade
die Hoffnung verbanden, dass sie dem innerpalästinensischen Blutvergießen ein Ende setzen würde",
so Plassnik weiter.
Erste Leidtragende des Zerfalls der öffentlichen Ordnung seien auch diesmal wieder die Menschen in den palästinensischen
Gebieten. "Die EU wird die Bevölkerung von Gaza nicht im Stich lassen. Wir müssen uns dabei die
Frage stellen, wie wir unsere humanitäre Hilfe in Gaza unter Wahrung der verfassungsrechtlichen Ordnung und
der Respektierung rechtsstaatlicher Prinzipien fortsetzen können. Es kommt darauf an, Mittel und Wege zu finden,
damit unsere Hilfe jenen zugute kommt, die sie am dringendsten brauchen, nämlich der notleidenden palästinensischen
Bevölkerung."
Die Außenministerin unterstrich, dass die EU ihr Engagement in der Region unbeirrt fortsetzen werde. Dabei
sei es gerade in der jetzigen Situation wichtig, die Partner in der Region einzubeziehen und den Dialog, etwa mit
der Arabischen Liga, zu verdichten. "Wir können und werden beim Dialog und bei der Suche nach sachlichen
Lösungen helfen. Aber eines können wir nicht: uns an die Stelle der palästinensischen Konfliktparteien
setzen. Sie selbst müssen den Weg zueinander finden und den Willen wiederbeleben, miteinander zu arbeiten.
Diese Verantwortung gegenüber ihrer Bevölkerung wird ihnen niemand abnehmen. Nur so wird es den so dringend
ersehnten palästinensischen Staat auch tatsächlich geben können."
Zur gestrigen Sondersitzung der EU-Außenminister zur Vertragsreform erklärte die Ministerin: "Wir
können jetzt fokussierter in die nächste Etappe der Arbeit gehen. Bei einzelnen Punkten zeichnen sich
Lösungen am Horizont ab, vorausgesetzt, sie sind Teil einer zufrieden stellenden Gesamtlösung".
Dies sei etwa bei der Bezeichnung als "Verfassungsvertrag", bei den Symbolen der EU und für die
Rechtstechnik der Fall.
Plassnik unterstrich, dass es nicht sinnvoll wäre, umstrittene Punkte einfach auf die nachfolgenden Verhandlungen
zu verschieben. "Wir brauchen ein präzises Mandat für eine kurze Reparaturkonferenz mit minimalen
chirurgischen Eingriffen, welche die Gesamtbalance und das institutionelle Gleichgewicht wahren."
Die Außenministerin machte dabei nochmals deutlich, dass keine Bereitschaft bestünde, das so genannte
Institutionenpaket wieder aufzumachen. "Diejenigen Staaten, die das Vertragswerk bereits genehmigt haben,
haben Bewegung und Bereitschaft zum Entgegenkommen gezeigt. Jetzt ist es an den Skeptikern des Vertrags, ihrerseits
die nächsten Schritte zu setzen", betonte Plassnik. Der Verfassungsvertrag sei keine Salami, von der
man eine Scheibe nach der anderen abschneiden könne. "Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass alles
in Frage gestellt wird."
Dabei sei es normal, dass auf dieser "Schlussstrecke" Angespanntheit zutage tritt und "der eine
oder andere spröde Ton" zu hören ist. "Ich bin aber überzeugt davon, dass wir alle 27
zur Einsicht gelangen werden, dass wir nur gemeinsam in der Frage unserer grundlegenden Rechtsregeln weiterkommen
können. Allen ist klar: wir brauchen eine zukunftsfeste vertragliche Grundlage und wir brauchen sie jetzt." |