Innenminister Günther Platter präsentierte am 18.06. ein umfassendes
Sicherheitskonzept für die bevorstehende Schengen-Erweiterung
Wien (bmi) - Der Minister nannte zwei klare Ziele: "Reisefreiheit und bestmögliche Sicherheit
für unsere Bürger." Dabei werde es keinen schlagartigen Systemwechsel geben. "Wir werden von
der Grenzkontrolle zur Grenzraumkontrolle übergehen, den Großteil des derzeit an der Grenze eingesetzten
Personals im grenznahen Bereich belassen, verstärkte Maßnahmen an Transitrouten und in Ballungszentren
setzen und die Sicherheitslage genau beobachten", so Platter. Ab Herbst 2008 sei dann eine Evaluierung und
die Erstellung eines zielgerichteten Organisationskonzeptes geplant, das ab 2009 umgesetzt werden soll. Parallel
dazu verstärke man die grenzübergreifende Zusammenarbeit und baue mit den Nachbarstaaten ein "Operatives
Netzwerk Mitteleuropa" auf.
Dadurch und durch die von den neuen Mitgliedstaaten zu übernehmende EU-Außengrenzsicherung, werde es
künftig einen "doppelten Sicherheitsgürtel für Österreich" geben. Dabei werde man
sich auch maßgeblich an der neuen EU-Grenztruppe beteiligen, die in besonderen Situationen unter der Koordination
der europäischen Außengrenzschutzagentur FRONTEX zum Einsatz kommen soll und derzeit aufgebaut wird.
Der Innenminister stellte die Einmeldung von zunächst etwa 30 Spezialisten in Aussicht sowie einen Hubschrauber
und fünf Wärmebildfahrzeuge.
"Die Schengen-Erweiterung wird aber nur dann kommen, wenn alle Staaten, die beitreten wollen, alle notwendigen
Sicherheitsstandards erfüllt haben", betonte Platter. Als Kriterien nannte der Minister eine optimale
Grenzsicherung durch die Kandidatenländer zu den unmittelbaren Schengen-Drittstaaten Russland, Weißrussland,
Ukraine, Rumänien, Serbien und Kroatien; die Gewährleistung entsprechender Sicherheitsmaßnahmen
an den Flughäfen und eine erfolgreiche Integration in das EU-Fahndungssystem, das Schengener-Informations-System.
"Wie weit die Umsetzungsarbeiten dazu sind, wird unter österreichischer Beteiligung bis in den Herbst
2007 hinein genau geprüft", sagte Platter. Danach werde der Rat der Justiz- und Innenminisiter für
jedes Land einstimmig beschließen, ob die Voraussetzungen gegeben sind und die Schengen-Erweiterung ab Ende
2007 bzw. Anfang 2008 umgesetzt werden könne. "Wenn die Sicherheitsstandards erfüllt sind, wenn
es damit einen Sicherheitsgewinn gibt, stellt die Erweiterung eine große Chance auf mehr Freiheit und mehr
Sicherheit innerhalb der EU dar", betont der Innenminister.
Österreich bereitet sich auf die Schengen-Erweiterung in enger Kooperation mit den betroffenen Nachbarstaaten
vor. "Wir erarbeiten derzeit mit der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn bilaterale Abkommen, welche
die Zusammenarbeit vor, während und nach der Erweiterung genau regeln werden," sagte Platter. Basierend
auf den in den letzten Jahren geschaffenen engen Kooperationsstrukturen wolle man gemeinsam ein "Operativen
Netzwerkes Mittteleuropa" aufbauen, in das auch andere Länder, wie Bulgarien und Rumänien, eingebunden
werden sollen.
"Dabei geht es etwa um den Ausbau und die Vernetzung bestehender Kontaktbüros, die Verstärkung des
gemischten Streifendienstes im grenznahen Bereich, die Abstimmung der Einsatzpläne oder gemeinsame Schwerpunktaktionen.
Damit soll ein optimales Sicherheitsniveau entlang der gemeinsamen Grenzen und darüber hinaus gewährleistet
werden." Schließlich treffe man Vorsorge für eine mögliche, anlassbezogene Wiederaufnahme
der Grenzkontrolle. Der "Prümer Vertrag", der nun in EU-Recht übergeleitet und den gegenseitigen
Datenabgleich wesentlich erleichtern werde, bilde ein wichtiges zusätzliches Element einer verstärkten
EU-weiten Sicherheitskooperation.
"Unsere Exekutive hat im Bereich Schengen schon einmal eine Herausforderung einer ähnlichen Dimension
erfolgreich bewältigt, nämlich 1998, als es um den Abbau der Grenzen zu Deutschland und Italien ging."
Die damals eingeleiteten Ausgleichsmaßnahmen garantierten bis heute ein anhaltend hohes Sicherheitsniveau,
erläuterte der Innenminister. "Gemeinsam werden wir daher die bevorstehende Schengen-Erweiterung zu einem
Erfolg machen und sicherstellen, dass dabei kein Sicherheitsvakuum entsteht", betonte der Innenminister. |