Bozen (lpa) - "Als durchaus positiv" hat Landeshauptmann Luis Durnwalder den Ausgang des Wien-Besuchs
des italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano bezeichnet. Mit Bedauern hat Durnwalder allerdings
zur Kenntnis genommen, dass der Weg der Begnadigung nicht allen ehemaligen Südtirol-Aktivisten der 60er Jahre
offen stehen soll.
Es ist vor allem die große Übereinstimmung zwischen den Ansichten der beiden Staatsoberhäupter
Heinz Fischer und Giorgio Napolitano und die freundschaftliche Stimmung während des Wien-Besuchs, die Durnwalder
freuen. "Eine solche Stimmung ist auch in unserem Interesse, weil es sehr viel leichter ist, gemeinsame Anliegen
unter Freunden voran zu bringen, als in einer angespannten Stimmung", so der Landeshauptmann.
Erfreut hat Durnwalder zudem zur Kenntnis genommen, dass sich Staatspräsident Napolitano konkret für
die Begnadigung einiger der Aktivisten der 60er Jahre einsetzen bzw. den bürokratischen Iter in Sachen Verjährung
erleichtern wolle. "Mit großem Bedauern habe ich aber erfahren müssen, dass nicht alle Betroffenen
in den Genuss der Gnade des Staatsoberhaupts kommen sollen", so der Landeshauptmann, der nun hofft, dass Napolitano
diese Entscheidung noch einmal überdenken werde. "Ich denke, dass es nicht einsichtig ist, nach so langer
Zeit nicht einen Schlussstrich für alle Betroffenen zu ziehen", so Durnwalder.
Der Landeshauptmann hat heute erneut betont, dass die Südtirol-Autonomie allen drei hier lebenden Volksgruppen
zugute komme und wesentlich zu deren friedlichem Zusammenleben beigetragen habe. Auch werde das Südtirol-Modell
heute häufig als Beispiel genannt, wie Minderheitenfragen mit Geduld und Verständnis auf allen Seiten
konstruktiv gelöst werden könnten. "Deshalb wäre es wünschenswert, wenn allen Beteiligten
noch zu Lebzeiten die Einreise in ihre Heimat gestattet würde", so Durnwalder, der sich gegen die Spaltung
der Aktivisten in zwei Kategorien ausspricht, in jene nämlich, die ihre Strafe oder einen Teil davon abgesessen
haben, und jene, bei denen dies nicht der Fall ist. "Allein die Tatsache, so lange aus der Heimat ausgeschlossen
geblieben zu sein, war für die Betroffenen eine angemessene Strafe", so der Landeshauptmann.
Auch einen Appell hat Durnwalder heute an den Staatspräsidenten gerichtet. "Ich ersuche den Präsidenten,
dessen Menschlichkeit überall bekannt ist und geschätzt wird, seine Entscheidung zu überdenken und
auch die Fälle der übrigen Aktivisten der 60er Jahre großzügig zu lösen", so der
Landeshauptmann. |