Außenministerin Plassnik vor der Österreichischen
Gesellschaft für Außenpolitik und internationale Beziehungen
Wien (bmeia) - "Was bedeutet der jüngste EU-Gipfel für Europa? War er ein Fort- oder
ein Rückschritt? Was sagt er über die europäische Befindlichkeit aus?" Diese Fragestellung
rückte Außenministerin Ursula Plassnik am 27.06. ins Zentrum ihrer traditionellen Jahresrede vor der
Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und internationale Beziehungen, der Österreichischen
Liga für die Vereinten Nationen und der Industriellenvereinigung stellen.
Der EU-Gipfel, der nach schwierigen Verhandlungen eine Einigung über die wichtigsten Eckpunkte des neuen EU-Vertrags
brachte, hat Anlass zu vielfachen - durchaus auch kritischen - Kommentaren zum Aggregatszustand der europäischen
Integration geführt. "Das Ergebnis des Gipfels ist Ausdruck einer neuen europäischen Nüchternheit",
so Plassnik. Der "heilsame Lernschock" der negativen Referenden in Frankreich und den Niederlanden habe
als Katalysator gewirkt. "Wir stehen möglicherweise am Beginn eines grundlegenden Umdenkprozesses. Europa
hat dazugelernt. Es ist von der hochtrabenden Rhetorik abgekommen. Wir haben gelernt, nüchterner zu sein und
pragmatisch auf die konkreten Anliegen und Wünsche der Bürger einzugehen". Die EU verabschiede sich
von den staatsrechtlichen Begriffen des 19. Jahrhunderts und stelle das "Europa der Projekte" als neuen
Leitgedanken ins Zentrum.
Vor dem Hintergrund, dass sich die EU anschickt, im neuen EU-Reformvertrag die Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik
substantiell zu stärken und einen de facto EU-Außenminister zu schaffen, wird die Außenministerin
auch auf das Miteinander einer europäischen und einer gewachsenen nationalen Außenpolitik eingehen.
"Auch hier zeigt sich die notwendige Suche nach neuen Begriffen, nach neuer Vernetztheit. Es gilt kein "entweder
- oder". Es gibt kein außenpolitisches Handeln im luftleeren Raum. Weder für die Europäische
Union, noch für ihre Mitglieder. Partnerschaft ist das Schlüsselwort des 21. Jahrhunderts, auf allen
Ebenen und in allen Ausformungen - regional, europäisch und weltweit", betont Plassnik, die in ihrer
Rede auch auf zentrale außenpolitische Herausforderungen - insbesondere der Nahe Osten und die Entwicklung
am Balkan - eingehen wird. |