Bollmann: Einheitlichen EU-Luftraum möglichst schnell realisieren – Kürzere Flugzeiten
entlasten Airlines und die Umwelt
Wien (pwk) - Europa wächst zusammen: Binnenmarkt, Schengen, Euro. Doch über den Wolken
bestehen die Grenzen zwischen den Mitgliedsstaaten weiter fort. Ausgerechnet der Luftverkehr wird in ein Korsett
nationaler Zuständigkeiten gezwängt. So arbeiten 58 Flugleitstellen mit 22 verschiedenen Betriebssystemen–Warteschleifen
und Umwege sind die Folge, so Harald Bollmann, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ:
„Die Umsetzung des "Single European Sky" wäre ein großer Erfolg für die EU, einerseits
aus Gründen des Wettbewerbs, andererseits aber auch aus Sicht des Umweltschutzes; weil CO2-Einsparungen von
etwa acht bis zwölf Prozent möglich sind. „Unverständlich, dass man die Realisierung erst für
2020 ins Auge fasst“, wundert sich Bollmann. Der Luftverkehr ist weltweit für rund drei Prozent der Treibhausgase
verantwortlich.
Während die EU über die Einbeziehung der Luftfahrt in den Emissionshandel diskutiert und eine europäische
Insellösung ohne Rücksicht auf die Wettbewerbsfähigkeit Preissteigerungen in Kauf nimmt, müsse
das Projekt entschlossen vorangetrieben werden. Denn bei einem jährlichen Verkehrswachstum von vier Prozent
werde sich der Luftverkehr bis zum Jahr 2025 verdoppeln. Daher sei rasches Handeln nötig, fordert der Experte.
„Im Luftraum lassen sich zusätzliche Kapazitäten grundsätzlich leichter schaffen als am Boden“.
Ein Nadelöhr seien die Lufträume im Nahebereich der Flughäfen. In vielen Ländern zwingen gesperrte
militärische Lufträume den zivilen Verkehr in enge Korridore. So konzentrieren sich 70 Prozent des Flugaufkommens
in Europa auf 14 Prozent des Luftraumes. Hinzu kommt, dass der europäische Luftraum heute in 41 Luftraumblöcke
unterteilt und von 33 Kontrollzentren in nationaler Regie überwacht wird. Dies führt zu einem komplizierten
und ineffizienten Luftverkehrsmanagement. Die kumulierten Verspätungen wegen dieser Engpässe werden
von der Kommission mit rund 350.000 Stunden pro Jahr beziffert. Den europäischen Airlines erwachsen aufgrund
dieser Verspätungen jährliche Zusatzkosten von 1.3 bis 1.9 Milliarden Euro. „Jede Reduzierung der Flugzeit
spart Treibstoff, entlastet also die Airlines und die Umwelt“, unterstreicht Bollmann.
Das Thema Emissionshandel wird bei der nächsten Vollversammlung der UN-Luftfahrtorganisation ICAO im September
behandelt. Hier sollen auch Nicht-EU-Partner für ein gemeinsames Vorgehen gewonnen werden, um die globale
Effizienz eines Emissions-Handels-Systems deutlich zu erhöhen.
Das "Single European Sky“ Konzept existiert bisher nur auf dem Papier. Eine rasche Umsetzung unter Einbeziehung
militärisch genutzter Lufträume ist dringend erforderlich. Hier sind wesentliche Kosteneinsparungen (Gebühren,
Staukosten) möglich, fasst Bollmann seine Überlegungen zusammen. |