Deutlich steigende Inflation zu erwarten – Konjunkturindikator erreicht erneut Rekordwert –
Konsum gegenüber Vorjahr kaum stärker
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) stieg im Juni auf 4,9
und erreichte damit erneut einen Höchststand. "Die Stimmung im Ausland und bei Österreichs Konsumenten
brachten einen erneuten Rekordwert bei unserem Konjunkturindikator", sagt Marianne Kager, Chefvolkswirtin
der BA-CA.
Trotz des erneuten Stimmungsanstieges bei den Konsumenten zeigen die bisher veröffentlichten Zahlen einen
weiterhin verhaltenen Privaten Konsum. Seit dem leichten Anstieg der Einzelhandelsumsätze zu Jahresbeginn
stagniert das reale Umsatzniveau im Einzelhandel. "Auch wenn die gute Stimmung der Konsumenten und der weiterhin
dynamische Arbeitsmarkt gute Voraussetzung für eine Belebung des Konsums im zweiten Halbjahr bieten, wird
der Konsum heuer insgesamt nur unwesentlich stärker als in den vergangenen zwei Jahren wachsen", meint
Stefan Bruckbauer. Die Ökonomen der BA-CA gehen für heuer von einem realen Konsumwachstum von 2,2 Prozent
nach 2,1 Prozent 2006 und 2,0 Prozent 2005 aus.
Für das gesamte BIP im zweiten Quartal rechnen die Ökonomen im Jahresvergleich mit einem ähnlichen
Wachstum wie im ersten Quartal, im Quartalsvergleich wird die Dynamik jedoch etwas zurückgehen. "Die
Quartalswachstumsraten werden nun etwas zurückgehen, nach starken 3,6 Prozent im ersten auf 3 Prozent im zweiten
und rund 2,5 Prozent in den restlichen zwei Quartalen", meint Kager, "Das entspricht einer Jahreswachstumsrate
von 3,2% für 2007."
Trotz guter Entwicklung am Arbeitsmarkt und guter Konsumstimmung sind einer Belebung des Konsumwachstums derzeit
offensichtlich Grenzen gesetzt, meinen die Ökonomen der BA-CA. Dies zeigt sich auch an der weiterhin sehr
hohen Sparquote. Dazu kommt nun auch noch eine steigende Inflation.
Inflationsrate wird weiter steigen
Bereits im Mai überraschte die Inflation in Österreich, als sie im Gegensatz zum restlichen Euroraum
anstieg. Grund für die höhere Inflation im Mai war nicht der Ölpreis sondern Lebensmittelpreise
und Wohnbetriebskosten, beides offensichtlich derzeit hausgemachte Entwicklungen, da diese Preise im Euroraumschnitt
im selben Zeitraum rückläufige Steigerungsraten zeigten. Im zweiten Halbjahr werden nun auch die Energiepreise
wieder erkennbar ansteigen was gemeinsam mit dem ebenfalls zu erwartenden weiteren Anstieg bei Lebensmitteln sowie
der Mineralölsteuererhöhung, deren Wirkung auf die Inflation die Ökonomen der BA-CA mit 0,2 Prozent-Punkte
ansetzen, zu einer weiteren Inflationserhöhung ab Ende Sommer führen wird.
"Wir erwarten im zweiten Halbjahr einen Anstieg der Inflationsrate in Österreich auf knapp über
2,5 Prozent - trotz gestiegenem Eurokurs, der sich nur leicht dämpfend auswirken wird", meint Bruckbauer.
Erst im zweiten Halbjahr 2008 sehen die Ökonomen der BA-CA dann wieder eine Entlastung bei der Inflation.
Damit rechnen sie sowohl heuer als auch 2008 mit einer Jahresinflation von jeweils 2,1 Prozent.
Zusätzlich wird die Wirtschaft im Euroraum noch durch den hohen Eurokurs belastet. "Heuer dürfte
der starke Euro, bleibt er im zweiten Halbjahr bei 1,38, was einem Jahresdurchschnitt von 1,36 entsprechen würde,
0,2 Prozent-Punkte Wachstum kosten", meint Kager. Nach Berechnungen der Ökonomen der BA-CA würde
ein dauerhafter Anstieg des Eurokurses gegenüber dem Dollar auf 1,50 verglichen mit dem Wert von 2006 (1,26)
rund 0,6 Prozent-Punkte, ein Niveau von 1,60 immerhin 0,8 Prozent-Punkte kosten. Österreich konnte 2006 aufgrund
der guten Exportkonjunktur zwar seinen Weltmarktanteilsverlust von 2005 wieder zurückgewinnen und liegt nun
wieder bei 1 Prozent, für die anderen Euroländer gilt dies jedoch nicht.
Der Euroraum verlor 2006 erneut 0,2 Prozent-Punkte. Seit 2002 hat der Euroraum insgesamt 3,3 Prozent-Punkte Weltmarktanteile
verloren. In diesem Zeitraum stieg der Wert des Euros gegenüber dem Dollar um ein Drittel. Allerdings haben
auch die USA ähnlich stark Weltmarktanteile verloren. "Auch wenn in erster Linie die steigende Bedeutung
anderer Exportländer, allen voran China, für den Verlust von Weltmarktanteilen des Euroraumes verantwortlich
ist, kann ein zu starker und rascher Anstieg des Euro zumindest kurzfristig Weltmarktanteile für den Euroraum
kosten", meint Stefan Bruckbauer. Dies hat dann auch negative Folgen für Österreich, denn eine deutliche
Verschlechterung der Wettbewerbs-position des Euroraumes in der Welt würde mittelfristig auch Österreich
treffen. Allerdings erwarten die Ökonomen der BA-CA derzeit keinen weiteren starken Anstieg des Eurokurses
zum Dollar, zudem bringt der höhere Eurokurs auch entlastende Effekte bei den Importpreisen, was den negativen
Wachstumseffekt um rund die Hälfte senkt.
Die aktuelle Entwicklung bestätigt nach Meinung der Ökonomen der BA-CA ihrer Prognose einer sich abschwächenden
Konjunktur im Jahresverlauf, dementsprechend erwarten sie auch für nächstes Jahr eine Abschwächung
des Wachstums auf 2,3 Prozent. |