Bundespräsident absolviert Arbeitsbesuch in Mazedonien - Hoffen auf Lösung für
Kosovo innerhalb der UNO
Wien/Skopje (hofburg) - Bundespräsident Heinz Fischer hat Mazedonien auf seinem Weg in die Europäische
Union Unterstützung zugesichert. "Österreich wird kein hemmender, sondern ein mithelfender Faktor
sein", sagte er am 12.07. in Skopje auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem Amtskollegen Branko Crvenkovski.
Nach den Worten des mazedonischen Präsidenten erwartet sich das EU-Kandidatenland einen Termin für die
Aufnahme der Beitrittsgespräche im ersten Halbjahr 2008 unter slowenischer Ratspräsidentschaft. Laut
Crvenkovski ist dieser Zeitplan "real erreichbar", wie ein Mitarbeiter der Präsidentschaftskanzlei
der APA aus der Pressekonferenz berichtete. Es läge an Mazedonien selbst, die nötigen Reformschritte
zu setzen, sagte er demnach. Für die Unterstützung Österreichs zeigte sich das Staatsoberhaupt dankbar.
Fischer verwies auf den nächsten Fortschrittsbericht der EU-Kommission zu Mazedonien. Zu einem möglichen
Termin für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit dem kleinen Balkan-Land mit Zwei-Millionen-Einwohnern
wollte er sich nicht äußern. Er sei für die Annäherung des Westbalkan an die EU, da es sich
bei der Gemeinschaft nicht nur um ein Wirtschafts-, sondern auch um ein Friedensprojekt handle.
Weiteres Thema zwischen den beiden Präsidenten war der künftige Status der südserbischen Provinz
Kosovo, an die Mazedonien grenzt. Beide meinten, die beste Lösung erfolge durch eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates.
Crvenkovski sagte, sein Land werde als Beitrittsland den Linien von EU und NATO folgen, sollte keine Entschließung
verabschiedet werden. Die USA haben angekündigt, in diesem Fall einen unabhängigen Kosovo anzuerkennen;
in der EU gibt es noch keine eindeutige gemeinsame Linie.
Fischer befürwortete in Skopje eine Lösung auf der Basis des Plans des UNO-Sonderbeauftragten Martti
Ahtisaari. Dies sei der "erste Schritt". Der Ahtisaari-Plan sieht eine international überwachte
Unabhängigkeit vor. Die Führer der kosovo-albanischen Mehrheitsbevölkerung befürworten den
Vorschlag, Serbien, das die Region in seinem Staatsverband halten will, ist dagegen. Es wird von der UNO-Vetomacht
Russland unterstützt, die nur eine von Belgrad akzeptierte Lösung gutheißen will. Der Kosovo wird
seit dem Krieg 1999 von der UNO verwaltet.
Die Unterzeichnung eines bilateralen Abkommens zwischen Österreich und Mazedonien ist beim Besuch des Bundespräsidenten
unterdessen fehl geschlagen. Die Nachrichtenagentur Makfax berichtete, dass der mazedonische Finanzminister Trajko
Slavevski nicht unterschreiben wollte. Gründe wurden nicht genannt. Präsident Crvenkovski erklärte
bei der Pressekonferenz mit Fischer, das Problem liege ausschließlich in der mazedonischen Innenpolitik,
und entschuldigte sich. Fischer zeigte Verständnis und Zuversicht, dass bald ein neuer Termin für die
Unterzeichnung gefunden werde. Das Abkommen betrifft die Besteuerung von Unternehmen, die demnach nur in jenem
Land Abgaben entrichten müssen, in dem sie am meisten erwirtschaften.
Am Donnerstag standen noch Begegnungen Fischers mit dem mazedonischen Ministerpräsidenten Nikola Gruevski
und Parlamentspräsident Ljubisa Georgievski auf dem Programm. Zudem wollte Fischer Vertreter der beiden großen
Albaner-Parteien des Landes treffen. Die Albaner stellen rund 25 Prozent der Bevölkerung Mazedoniens.
Der Bundespräsident wird von einer Wirtschaftsdelegation sowie von Verteidigungsminister Norbert Darabos (S)
begleitet. Am Abend wollte Fischer der Eröffnung des jährlichen Kultur-Festivals in der Stadt Ohrid beiwohnen.
Seinen Arbeitsbesuch beendet er am Freitag.
Treffen mit Albaner-Vertretern - Verteidigungsminister Norbert Darabos bekräftigt Unterstützung für
EU-Annäherung
Bundespräsident Heinz Fischer hat am Freitag seine am Vortag begonnene Arbeitsvisite in Mazedonien mit dem
Besuch eines Ikonen-Museums in der Stadt Ohrid beendet. Am Donnerstag hatte er in der Hauptstadt Skopje neben seinem
Amtskollegen Branko Crvenkovski den mazedonischen Parlamentspräsidenten Ljubisa Georgievski, ein früherer
Theater- und Filmregisseur, sowie den national-konservativen Ministerpräsidenten Nikola Gruevski getroffen.
Auch Begegnungen mit Vertretern von Parteien der albanischen Volksgruppe standen auf dem Programm. Den Albaner-Parteien
kommt im Polit-Gefüge Mazedoniens eine entscheidende Rolle zu. 2001 kam es in dem Balkan-Land zu mehrmonatigen
Kämpfen zwischen albanischen Extremisten und der mazedonischen Armee. Der Konflikt wurde mit dem unter EU-Vermittlung
erzielten Rahmenabkommen von Ohrid mit größeren (Selbstbestimmungs)Rechten für die albanische Volksgruppe
beigelegt.
Seither müssen Gesetze, die direkt Kultur, Sprachverwendung, Bildung, Personendokumente, den Gebrauch von
Symbolen, die lokalen Finanzen, die Lokalwahlen, die Hauptstadt Skopje und ferner die Grenzen der Gemeinden betreffen,
mit einer doppelten Mehrheit beschlossen werden: Neben der Mehrheit aller Parlamentsabgeordneten ist auch die Mehrheit
unter jenen anwesenden Abgeordneten nötig, die angeben, einer der Minderheiten des Landes anzugehören.
25 Prozent der mazedonischen Bevölkerung sind ethnische Albaner.
Fischer traf den Chef der derzeit in Opposition befindlichen größten Albaner-Partei DUI (Demokratische
Integrationsunion), den ehemaligen Extremisten-Führer Ali Ahmeti, sowie den neuen Chef der mitregierenden
Demokratischen Partei der Albaner (DPA), Menduh Thaci. Die DUI sorgte heuer für Aufregung, indem sie mehrere
Monate das Parlament boykottierte. Im Mai drohte die DPA, sich aus der Regierung mit Gruevskis National-Konservativen
zurückzuziehen - inoffiziell wegen der Kontakte, die der Regierungspartner zur DUI aufnahm, um sie wieder
ins Parlament zurückzubringen.
Die Hauptthemen bei Fischers Besuch waren die weitere Annäherung des Beitrittskandidaten Mazedonien an die
EU sowie die Kosovo-Frage. Für Mazedonien stellt die Entscheidung über den Status der südserbischen
Provinz eine außenpolitische Gratwanderung dar: Zum einen grenzt das Land sowohl an Serbien als auch an den
zu 90 Prozent von Albanern bewohnten Kosovo und will zu beiden gute Beziehungen. Zum anderen sollen erneute radikale
Strömungen unter den Albanern in Mazedonien in diesem Zusammenhang vermieden werden.
Begleitet wurde Fischer von einer Wirtschaftsdelegation sowie von Verteidigungsminister Norbert Darabos (S), der
am Donnerstag mit seinem Amtskollegen Lazar Elenovski zusammentraf. Dabei bekräftigte Darabos laut einer Aussendung
die Unterstützung Österreichs für die EU-Beitrittsbestrebungen Mazedoniens, die auch Fischer betont
hatte. Zudem sei eine Vertiefung der bilateralen Zusammenarbeit in der Sicherheitspolitik vereinbart worden.
Der Bundespräsident wohnte in Ohrid der Eröffnung des dortigen Kultur-Festivals bei und fliegt von dort
aus direkt nach Kärnten, wo er am späteren Nachmittag bei der Eröffnung des Carinthischen Sommers
in Villach eine Rede hält.
Quelle: APA |