Forscherteam findet wichtigen Sensor des pflanzlichen Immunsystems
Köln (idw) - Auf jedem Tier und jeder Pflanze leben riesige Mengen verschiedenster Mikroorganismen
wie Pilze, Bakterien und Viren. Die meisten davon sind unschädlich, einige verursachen jedoch ernsthafte Krankheiten.
Um sich gegen einen Angriff der Krankheitserreger zu schützen, haben Pflanzen so genannte Muster-Erkennungs-Sensoren
auf der Oberfläche ihrer Zellen. Erkennen die Sensoren einen gefährlichen Angreifer, leiten sie sofort
eine erste Immunreaktion ein - die so genannte basale Abwehr. Ein internationales Forscherteam aus Wissenschaftlern
des Max-Planck- Instituts für Züchtungsforschung, der Universität Basel (Schweiz), dem Sainsbury
Laboratorium in Norwich (UK) und der Universität Tübingen haben einen neuen Sensor entdeckt, der bei
der pflanzlichen Abwehr gegen bakterielle Krankheitserreger eine entscheidende Rolle spielt (Nature Online-Veröffentlichung
vom 11. Juli 2007)
Pflanzen besitzen ein sehr komplexes und hoch entwickeltes Immunsystem, das Angreifer, die potenziell Krankheiten
verursachen können, schon beim ersten Kontakt erkennt. Die Pflanze hat sich auf ganz bestimmte Stoffe spezialisiert,
die hauptsächlich in mikrobiellen Angreifern vorkommen. Ein Beispiel ist das Eiweiß Flagellin, aus dem
unter anderem die "Schwimmhärchen" einiger Bakterien bestehen. Wird das Flagellin von den so genannten
Muster-Erkennungs-Sensoren, die als eine Art Breitband-Sensor fungieren, auf der Oberfläche der Pflanzenzelle
erkannt, wird die Produktion von Abwehrstoffen durch die Pflanze eingeleitet. Bei der Modellpflanze Ackerschmalwand
wird dieser Flagellin-Sensor FLS2 genannt.
Das Pflanzenforscherteam fand ein weiteres Puzzlestück bei der Aufklärung der molekularen Prozesse der
Signalweiterleitung ins Innere der Pflanzenzellen. Bei ihren Experimenten erkannten sie, dass nicht nur der FLS2-Sensor
die Verteidigung der Pflanze auslöst, sondern dass ein weiterer Sensor, der so genannten BAK1-Sensor, der
bisher nur aus der pflanzlichen Entwicklung bekannt war, auch daran beteiligt ist. Denn schaltet man BAK1 in der
Pflanze aus, wird die Pflanze gegenüber Pathogenen blind und lässt die Erreger die erste Hürde des
Pflanzenimmunsystems unerkannt überwinden. Das gleiche Phänomen war bereits von FLS2-Mutanten bekannt.
Außerdem konnten die Forscher zeigen, dass FLS2 und BAK1 miteinander interagieren - jedoch erst nachdem die
Pflanze mit dem Bakterienbaustein Flagellin in Kontakt gekommen war. " Somit spielt BAK1 nicht nur bei der
pflanzlichen Entwicklung eine sehr wichtige Rolle, sondern es trägt auch entscheidend für die pflanzliche
Abwehr gegen bakterielle Pathogene bei." unterstreicht Silke Robatzek die Bedeutung der Entdeckung für
die weitere Erforschung des pflanzlichen Immunsystems. |