Aktionsprogramm wird umgesetzt
Wien (bmlfuw/aiz) - Als Weiterführung des im April - unter der Federführung von Bundesminister
Josef Pröll - unterzeichneten 5-Punkte-Aktionsprogramms zur Forcierung von E85 als Treibstoff wurde am 19.07.
in Wien die Initiative SuperEthanol vorgestellt. Mit der Vereinigung "Die Rübenbauern", Agrana,
Genol, Saab, Volvo und Ford ist auch dabei die gesamte Wertschöpfungskette - von den Rohstoffproduzenten,
über die Verarbeitungsindustrie bis zu Tankstellen und Fahrzeugherstellern - vertreten.
"Das 5-Punkte-Aktionsprogramm soll kein Lippenbekenntnis bleiben, sondern zügig umgesetzt werden",
betonte der Vorstandsvorsitzende der Agrana, Johann Marihart, heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien.
Die Initiative stehe für alle Partner offen, die heute vorgestellten Teilnehmer seien lediglich der Anfang,
so Marihart.
Gleich teuer bis billiger als Benzin
SuperEthanol E85, das - je nach Jahreszeit - zu 70 bis 85% aus Bioethanol und zu 15 bis 30% aus Benzin besteht,
befindet sich in Österreich kurz vor der Markteinführung. Da es ab Oktober deutliche steuerliche Vorteile
gibt (Mineralölsteuer-Befreiung des Bioethanol-Anteils), wird ab 01.10. in Österreich SuperEthanol angeboten.
Die Lagerhäuser, die unter der Marke Genol 500 Tankstellen betreiben, nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein
und wollen noch heuer E85 an rund 30 Tankstellen anbieten. Es wird erwartet, dass auch einige andere Treibstoffanbieter
Zapfsäulen umrüsten. SuperEthanol wird - pro Liter gerechnet - deutlich billiger sein als herkömmliches
Benzin, allerdings muss man mehr tanken, um die gleiche Strecke fahren zu können. Auf den reinen Energiegehalt
bezogen, dürfte SuperEthanol aber noch immer gleichteuer oder sogar etwas billiger kommen, wie Hans Ledl,
Marketing-Leiter von Genol, berichtete.
Höhere Endleistung des Motors
Zudem besticht SuperEthanol durch seine hohe Qualität. Wie Bernhard Geringer vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen
und Kraftfahrzeugbau der Technischen Universität Wien betonte, erlaube die hohe Oktanzahl von Ethanol eine
Wirkungssteigerung des Motors. Das erzielbare Drehmoment sei über den gesamten Drehzahlbereich beim Ethanolbetrieb
höher, weshalb auch die Endleistung des Motors merkbar ansteige. Die chemische Struktur von Ethanol habe jedoch
darüber hinaus das Potenzial einer Senkung bestimmter Schadstoffemissionen.
Positiv für Klima und Kyoto-Bilanz
Ein sehr wesentlicher Vorteil ist auch der generell positive Beitrag zum Klimaschutz und zu Österreichs Kyoto-Bilanz.
Die CO2-Emissionen aus dem Auspuff, die vom Bioethanolanteil stammen, sind als CO2-neutral anzusehen. Wie Rübenbauern-Präsident
Ernst Karpfinger betonte, komme die positive Kohlendioxid-Bilanz vor allem daher, dass die Zuckerrübe als
Pflanze bedeutende Mengen an CO2 aufnehme und im Gegenzug wieder Sauerstoff (O2 ) abgebe.
Positive Wertschöpfungseffekte für unser Land
Doch auch die positiven Wertschöpfungseffekte in unserem Land stellen einen erheblichen Vorteil des SuperEthanol-Einsatzes
dar. Wie Karpfinger betonte, ist die Bioethanol-Produktion eine gute Möglichkeit, etwaige Überschüsse
bei Getreide und Zucker - verursacht durch die EU-Zuckermarktreform - abzubauen. Weiters werde auch die Importnotwendigkeit
bei Eiweißfuttermitteln deutlich vermindert, da bei der Erzeugung als Nebenprodukt DDGS (dried distiller’s
grain with solubles) entsteht. Laut Karpfinger wird die österreichische Landwirtschaft - beispielsweise dank
der geplanten Herabsetzung der obligatorischen Flächenstilllegung auf 0% - in der Lage sein, ausreichend Rohstoffe
sowohl für den Energie- und als auch den Nahrungsmittelbereich zu produzieren.
Auch der jüngsten Panikmache, dass durch steigende Getreidepreise Brot nicht mehr leistbar sein wird, erteilte
Karpfinger eine Absage. Die steigenden Getreidepreise seien in erster Linie auf den Abbau der Weltlagerbestände
infolge geringer Ernten und nicht auf die steigende Nachfrage nach Energiegetreide zurückzuführen. Der
Getreidepreisanteil beim Brot mache außerdem nur etwa 5% des gesamten Brotpreises aus. Weizen (75%), Mais
(15%) und Zuckerrübendicksaft (10%) - überwiegend aus heimischer Produktion - werden ab Oktober dieses
Jahres in der Agrana-Anlage in Pischelsdorf, Niederösterreich, zu bis zu 240.000 m3 Bioethanol jährlich
verarbeitet. Die Rübenbauern sind an der Anlage zu 25,1% beteiligt.
Adaptierung des alten Autos oder neues FlexiFuel-Fahrzeug
Um SuperEthanol - und auch weiterhin herkömmliches Benzin - tanken zu können, sind entweder spezielle
Adaptierungen der Benzin-Autos nötig oder man wählt beim Neuerwerb ein sogenanntes FlexiFuel-Fahrzeug.
Die Hersteller Saab (General Motors), Volvo und Ford führen bereits diverse Modelle. Um SuperEthanol die Markteinführung
zu erleichtern, werden bis Ende des Jahres spezielle Vergünstigungen angeboten. Ein Ziel der Initiative ist
es, dass die Österreicher bis 2010 mindestens 50.000 SuperEthanol-taugliche Fahrzeuge in den Verkehr bringen. |