Konjunktureller Gipfelabstieg  

erstellt am
19. 07. 07

IV-Konjunkturumfrage: Indexhöchststände überschritten – Auftragsbestände bereits zum dritten Mal in Folge rückläufig – moderater Beschäftigungsaufbau hält an
Wien (PdI) - „Der Gipfelsturm der Vorquartale ist Geschichte – vor uns liegt ein hoffentlich langer konjunktureller Höhenpfad. Offen ist allerdings, auf welchem Niveau dieser angesiedelt sein wird“, fasst der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Markus Beyrer, das Hauptergebnis der aktuellen IV-Konjunkturumfrage zusammen. „Ob wir uns nur knapp unterhalb des Gipfels bewegen oder doch weiter talwärts schreiten, hängt wesentlich von den standortpolitischen Signalen und Maßnahmen der nächsten Monate ab.“

Gegenüber dem 1. Quartal 2007 geht das IV-Konjunkturbarometer, das als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in 6 Monaten gebildet wird, von 45 Punkten auf 42 Punkte zurück. Diese Entwicklung ist Folge einer deutlich vorsichtigeren Einschätzung der Prognosekomponente (Saldo +9 nach +15), während die Lagekomponente mit 75 Punkten auf dem Wert des Vorquartals verharrt.

„Der Flankenschutz weiterhin guter Konjunkturaussichten bei wichtigen Handelspartnern, insbesondere in den meisten zentral- und osteuropäischen Nachbarländern wie auch in Deutschland und der Schweiz, wirkt auftrags- und vor allem auslastungsstabilisierend. Noch stehen die Zeichen für die österreichische Industrie auf Expansion“, sagte IV-Chefökonom Dr. Christian Helmenstein, „doch braucht die Wirtschaft Rückenwind aus dem Inland, um das hohe Tempo durchzuhalten. Dies betrifft die Bereiche Arbeitsmarkt und Energie ebenso wie die Bildung, Forschung und Entwicklung.“

Die österreichische Industriekonjunktur ist im europäischen Vergleich bereits weit fortgeschritten. Dementsprechend geht das Niveau der Gesamtauftragsbestände in der Industrie zum dritten Mal in Folge – nun auch etwas beschleunigt – von +73 auf +67 zurück und liegt somit bereits 11 Punkte unter dem Rekordniveau aus dem 3. Quartal 2006. Dabei liegt die Komponente der Auslandsaufträge nahezu stabil auf einem Niveau von per saldo +62 Punkten. Dies dürfte unter anderem auf die relativ schwach ausgefallenen Negativeffekte der Fiskalkonsolidierung in Deutschland zurückzuführen sein.

Angesichts des noch exzellenten derzeitigen Geschäftsganges erwarten die befragten Unternehmen auf Sicht der nächsten drei Monate in saisonbereinigter Betrachtung eine weitere Expansion ihrer Produktionstätigkeit, wenngleich die Dynamik auch hier nachzulassen beginnt. „Die rege Investitionstätigkeit der letzten Quartale fruchtet vor allem bei jenen Unternehmen, die an der Kapazitätsgrenze produzieren – und das sind nach einer nunmehr bereits 18 Quartale andauernden Aufschwungphase der Industriekonjunktur nicht wenige“, so IV-Generalsekretär Beyrer. „Der bereits hohe Beschäftigtenstand in der Industrie wird sich dadurch auch im heurigen Jahr gegenüber dem Vorjahr nochmals leicht erhöhen. Wären zahlreiche Betriebe nicht bereits mit Engpässen bei der Verfügbarkeit von Beschäftigten mit bestimmten Qualifikationen konfrontiert, wäre ein noch deutlicheres Beschäftigungsplus zu verzeichnen.“

Trotz eines sich verschärfenden Kostendrucks besteht nach wie vor lediglich partiell ein Spielraum, diesen über höhere Verkaufspreise weiterzugeben. Der Indikator der Verkaufspreise verringert sich per saldo von +12 auf lediglich noch +6 Punkte. Dementsprechend nehmen die befragten Unternehmen trotz guter Mengenkonjunktur Abstriche bezüglich ihrer laufenden Ertragslage vor. Der betreffende Saldo bildet sich im Ergebnis um abermals drei Punkte von +48 auf +45 zurück.

Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 443 Unternehmen mit mehr als 256.000 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt – ähnlich wie bei dem bekannten deutschen IFO-Konjunkturklimaindex – folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.
 
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