"Am Gänsehäufel. Ein Strandbad wird 100" im Wien Museum  

erstellt am
19. 07. 07

Wien (rk) - Meteorologisch ideal datiert, zeigt das Wien Museum ab dem heißen 19. Juli bis 7. Oktober 2007 eine Ausstellung zum 100- jährigen Bestehen des Wiener "Gänsehäufels". "Ein Strandbad wird 100", von Susanne Breuss und Hans-Christian Heintschel als Kuratoren betreut, stellt verschiedene Aspekte der viel geliebten Freizeitoase der WienerInnen dar, erzählt, so Dir. Wolfgang Kos bei der Medienpräsentation, "Bädergeschichte als Gesellschaftsgeschichte". Die Geschichte des Bades wird ebenso dargestellt wie sein Mythos hinterfragt, das Zusammenspiel von Natur und Zivilisation thematisiert und das Gänsehäufel als wichtiger Ort der Wiener Freizeit- und Alltagskultur, als Urlaubsdestination an der Wiener U-Bahn gewürdigt. Die kompakte Schau illustriert das Thema mit verschiedenen Exponaten, von alten Fotos mit Nostalgietouch bis hin zu aktuellen Videos, in denen u.a. Kabanenbesitzer über ihr Paradies erzählen.



Von Florian Berndl zur "Bewirtschaftung der Natur"
Das 100-Jahr-Jubiläum des Gänsehäufels bezieht sich auf das kommunale Bad, das im Jahr 1907 eröffnet wurde, nachdem bereits vorher der Naturapostel Florian Berndl die Insel in der Alten Donau entdeckt hatte, das erste große stehende Gewässer der Stadt, das im Gefolge der Regulierung der Donau (1875) entstanden war. Auf die "Wildnis" Berndls folgte die kommunale "Bewirtschaftung der Natur", so die satirisch formulierte Kritik bereits aus frühen Gänsehäufel-Zeiten. Das riesige Areal mit rund zwei Kilometer Strand entwickelte sich bereits vor dem ersten Weltkrieg zu einer gut organisierten Freizeitoase der Wiener. Als Stadtlido ausgelegt, gab es hier auch Sandkuren, Gaststätten sorgten für das leibliche Wohl, Musikkapellen für Unterhaltung. Weitgehend von den Brüchen der historischen Entwicklung abgekoppelt, blieb das Gänsehäufel ein sommerlicher Fluchtpunkt der Wiener, bis Bomben im Zweiten Weltkrieg das alte Bad 1945 zerstörten. Als Prestigeobjekt des sozialen Städtebaues wurde das Bad 1950, gestaltet von Max Fellerer und Eugen Wörle wieder errichtet und gilt heute, zum Jubiläum sorgfältig renoviert, als Beispiel gebend für die Freizeitarchitektur dieser Ära.

Den Besucher erwarten in der kompakten Ausstellung im zweiten Stock des Wien Museums zahlreiche Illustrationen, die das Bad in allen Phasen seiner Geschichte zeigen. Die Schau informiert über geänderte Badesitten von getrennten Bereichen für Männer, Frauen und Familien vor hundert Jahren bis zum heutigen FKK-Areal im Gänsehäufel, gibt über Werbung und Utensilien wie Badekleidung, Rucksack und Proviantdose ein Bild der Gewohnheiten der Besucher, präsentiert Literatur und Liedgut zum Bad, zeigt Präparate von Landtieren und erschreckend großen Fischen, die über und unter Wasser rund ums Gänsehäufel siedeln und führt mit Videos in die Unterwasserwelt der Alten Donau sowie zu den Besuchern des Gänsehäufels, die glaubhaft begründen, warum es hier so schön ist.

Das Wien Museum, das derzeit auch neben der Dauerausstellung mit "Im Wirtshaus" und "Ganz unten" zwei weitere Sonderausstellungen zeigt, ist Dienstag bis Sonntag und Feiertag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt für Erwachsene sechs Euro, verschiedene Ermäßigungen. Die "Gänsehäufel"-Ausstellung liegt im Bereich der Dauerausstellung und ist daher wie diese am Sonntag frei zugänglich. Führungen durch die Ausstellung gibt es jeden zweiten Sonntag, beginnend mit 29. Juli, um 15 Uhr.
 
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