Österreich untersucht Bärenschwund  

erstellt am
19. 07. 07

Gemeinsame Initiative von Bundeskriminalamt, NÖ Landesjagdverband, Forschungsinstitut für Wildtierkunde (FIWI) und dem WWF
Wien (wwf) - Der Bestand des Braunbären in den nördlichen Kalkalpen ist in den letzten Jahren dramatisch geschrumpft, wie die wissenschaftlichen Untersuchungen des WWF ergaben. Bisher sind etwa 20 Bären unauffindbar. Für den WWF ist eine Abwanderung der Tiere eher unwahrscheinlich. Eine bislang unbekannte natürliche Todesursache sowie die Möglichkeit illegaler Abschüsse können als Ursache für das Bärenverschwinden nicht ausgeschlossen werden. Daher starten der WWF, das Bundeskriminalamt, die Jägerschaft sowie das FIWI nun eine gemeinsame Initiative, um dem Bärenschwund auf die Schliche zu kommen. Bären sind ganzjährig geschonte Wildtiere und stehen dazu auf der Liste der streng geschützten Arten im EU-Naturschutzrecht. "Das illegale Abschießen eines Bären ist ein Verbrechen an der österreichischen Natur und eine strafbare Handlung", so Christoph Walder, Projektleiter des WWF Bärenprojektes. "Die Zeit drängt, denn derzeit leben nur noch rund vier Bären in Ober- und Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark, darunter das letzte Weibchen, die Bärin Elsa. Verschwindet auch sie, ist die Population endgültig zum Aussterben verurteilt." Das Bundeskriminalamt bittet zur Aufklärung des Bärenschwundes um zweckdienliche Hinweise unter der Telefonnummer 01 / 248 36 / 85794. Selbstverständlich werden alle Meldungen streng vertraulich behandelt.

Seit rund 18 Jahren vermehren sich die Braunbären im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet. Der WWF hat mit Bestandsstützungen dafür gesorgt, dass die österreichische Bärenpopulation erhalten bleibt. Seit damals wurden insgesamt über 30 Jungtiere aus dieser Region bestätigt. Aufgrund der laufenden Beobachtungen und genetischen Untersuchungen zeigt sich nun ein dramatischer Rückgang des Bärenbestandes in dieser Region. Neben natürlichen Abgängen, den beiden behördlich genehmigten Abschüssen sowie Unfällen bleibt aber das Verschwinden von mehr als 20 Bären bis heute ungeklärt. Dabei sind vor allem die Jahrlinge, das sind einjährige Bären, betroffen. Als Ursachen für das Verschwinden kommen prinzipiell drei Gründe in Frage: Abwanderung der Bären, natürliche Todesfälle und illegale Entnahmen. "Der Bärenbestand in Österreich ist unausweichlich dem Untergang geweiht, wenn nichts geschieht" warnt Walder.

Der Braunbär ist sowohl im internationalen Naturschutz (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU), als auch im Rahmen der österreichischen Naturschutz- und Jagdgesetzgebung eine geschützte Tierart. "Der Braunbär ist eine faszinierende Tierart, die unsere Landschaft und heimische Wildbahn wesentlich bereichert", sagt Peter Lebersorger von der Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände. Um den nachweisbaren Rückgang der Bärenpopulation in diesem Lebensraum entgegenzuwirken, haben sich die Partner auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt. Zum einen sollen die Bären besser erforscht, besendert und wissenschaftlich überwacht werden. Dabei soll vor allem auch die Jägerschaft helfen. Weiters soll die Informationsarbeit über das bestehende Bären-Management in ganz Österreich verstärkt werden. Zuletzt wird auch die Kriminalpolizei die Informationsarbeit über die strafrechtlichen Folgen illegaler Abschüsse von Braunbären verstärken. Die Verfolgung und die Tötung eines Bären würde dem Strafgesetzbuch unterliegen - etwa die §§ 137, 138 StGB - Schwerer Eingriff in fremdes Jagd- oder Fischereirecht; § 182 StGB - Vorsätzliche Gefährdung des Tier- und Pflanzenbestandes; § 222 StGB - Tierquälerei und wird mit Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren bedroht.

Das Bundeskriminalamt bittet nun die Bevölkerung in ganz Österreich um zweckdienliche Hinweise. Diese können während der Bürozeit im Referat "Umweltkriminalität" unter der Telefonnummer 01 / 248 36 / 85794 oder per Mail an umwelt@bmi.gv.at gemeldet werden. Selbstverständlich werden alle Hinweise streng vertraulich behandelt. In dringenden Fällen kann auch auf jeder Polizeidienststelle Meldung erstattet werden.

Informationen: http://www.wwf.at
 
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