Gerechtigkeit für Heimatvertriebene bleibt auf der Tagesordnung  

erstellt am
30. 07. 07

LH Pühringer bei Bundestreffen der Böhmerwäldler in Passau: Europa des 21. Jahrhunderts muss ein Europa ohne historische Wunden sein
Linz (lk) - "Alle Heimatvertriebenen und damit auch die Böhmerwäldler werden im Land Oberösterreich auch künftig einen verlässlichen Partner haben, wenn es darum geht, an einem friedlichen Europa, das weder Grenzen zwischen Menschen unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit noch Grenzen durch offene historische Wunden mehr kennt, weiterzubauen", erklärte Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer in seiner Festrede beim Bundestag der Böhmerwäldler vor 2500 Besuchern in der Passauer Dreiländerhalle.

Für Oberösterreich bleibt daher die Frage der Gerechtigkeit für alle Heimatvertriebenen solange auf der Tagesordnung, bis es für alle zufriedenstellende Lösungen gäbe: "Mir ist bewusst, dass es sich dabei um das Bohren besonders dicker Bretter handelt, wir sind aber bereit, an ihnen weiter zu bohren, denn das Europa des 21. Jahrhunderts muss ein Europa ohne historische Wunden sein".

Pühringer betonte, dass die Vertreibung der Böhmerwäldler aus ihrer Heimat zu den großen Unrechtsakten gehört, die in Europa im vergangenen Jahrhundert gesetzt wurden. "Die Spuren des Unrechts müssen endlich beseitigt werden. Ich meine hier vor allem die Benes-Dekrete aus den Jahren 1945 und 1946, die in Tschechien und in der Slowakei die rechtliche Grundlage für die Vertreibung deutschsprachiger Menschen bildeten und immer noch in Kraft sind.

Diese Menschen erwarten - und dürfen es mit Recht mehr als 60 Jahre nach ihrer Vertreibung - dass vom offiziellen Tschechien auf angemessene Art und Weise ein Eingeständnis von Schuld und Unrecht vorgenommen wird. Zu glauben, dass mit der EU-Mitgliedschaft Tschechiens auch die Frage der Benes-Dekrete nicht mehr aktuell sei, wäre ein Irrtum. Denn wir wollen ein Europa, in dem Vertreibungsdekrete keinen Platz haben."

Oberösterreich werde daher auch in Zukunft Schulter an Schulter mit dem Freistaat Bayern sich als Sprachrohr der Heimatvertriebenen für deren Anliegen einsetzen. Dazu gehöre auch, auf europäischer Ebene dafür Bewusstsein zu schaffen, dass "historische Wunden von der Zeit nicht geheilt werden können, sondern einzig und allein durch Gerechtigkeit".

Weiters würdigte Pühringer den Beitrag der Böhmerwäldler zum Wirtschafts- und Kulturland Oberösterreich. "Heimatvertriebene, wie die Böhmerwäldler haben dazu beigetragen, dass wir heute wirtschaftlich stark und kulturell noch reicher geworden sind.

Das Land Oberösterreich fühlt sich daher all jenen verpflichtet, die nach 1945 als Vertriebene ins Land gekommen sind und hier eine neue Heimat gefunden haben. Die Sache der Heimatvertriebenen ist damit auch eine Sache des Landes Oberösterreich", betonte Pühringer.
 
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