Überzeugter Europäer und Kenner der österreichischen Literatur  

erstellt am
30. 07. 07

Burgstaller ist bei der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Europäische Literatur an Jorje Semprún
Salzburg (lk) - Bei der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Europäische Literatur im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg an Jorje Semprún betonte am 29.07. Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller in ihrer Begrüßungsansprache einerseits die Verbundenheit des Preisträgers mit Österreich durch die intensive Befassung mit der österreichischen Philosophie und Literatur, und hob andererseits sein überzeugtes Europäertum hervor.

Jorje Semprún, der am 10. Dezember 1923 in Madrid geboren wurde, lebte seine Kindheits- und Jugendjahre im französischen Exil. Ein Kapitel in seinem autobiographischen Buch "Unsre allzu kurzen Sommer", trägt als Kapitelüberschrift den Satz "Ich habe mehr Erinnerungen als wäre ich tausend Jahre alt". Der Autor habe seinen Schatz an Erinnerungen aus einem "heillosen 20. Jahrhundert" mit den Mitteln der Literatur späteren Generationen überliefert. Er habe auf diese Weise das Grauen der Abgründe der Zeitgeschichte authentisch vor Augen geführt. Er habe aber vor allem auch eine nicht bloß erträumte, sondern erlebbar gemachte fundamentale Hoffnung vermittelt: Die Hoffnung auf Versöhnung als typisch europäische Lehre aus jenem durchlebten, wie durchlittenen 20. Jahrhundert als Beispiel für die Welt, sagte Burgstaller.

In seinem umfangreichen literarischen Werk hat der Preisträger vor dem Hintergrund traumatischer Erfahrungen mit dem Totalitarismus ein großartiges Zeugnis für die Bedeutung der Erinnerung abgelegt, die er selbst als die "beste politische Waffe" gegen das Ewiggestrige bezeichnet. "Das literarisches Werk Semprúns ist in diesem Sinne auch das Ergebnis eines leidenschaftlichen Anschreibens gegen die zerstörerische Kraft der Angst, die den Gewaltherrschaften zu aller Zeit Nahrung gab und bis heute gibt", so Burgstaller. Semprún spricht im Hinblick auf die Franco-Diktatur auch davon, dass das Vergessen zu lange gedauert und der Mut, über alles zu reden, zu lange gefehlt habe. Damit habe er eine schmerzliche Erfahrung berührt, die auch in Österreich nicht fremd ist, so die Landeshauptfrau.

Jorge Semprún musste mit 14 Jahren zu Beginn des spanischen Bürgerkrieges mit seiner Familie nach Paris fliehen. Nach seinem Philosophiestudium an der Universität Sorbonne trat er 1941 der kommunistischen "Résistance-Bewegung" bei. Zwei Jahre später wurde er von der deutschen Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Nach seiner Rückkehr nach Paris, arbeitete er im Untergrund der Kommunistischen Partei im faschistischen Spanien. Seit 1964, dem Jahr in dem er wegen der Abweichung von der Parteilinie aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen wurde, ist er schriftstellerisch tätig. Von 1988 bis 1991 war er Kulturminister Spaniens.
 
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